07.12.2020 11:14 Uhr

Baum redet sich den Frust von der Seele

Beim Krisenklub Schalke 04 schwindet die Hoffnung. In den Spielen vor Weihnachten entscheidet sich, ob der Tabellenletzte schon den Kontakt zur Konkurrenz verliert.

Die Wortwahl verriet Panik. "Zum Kotzen" fand's Trainer Manuel Baum, Eigentorschütze Malick Thiaw forderte von seinen Mitspielern "Eier" und schimpfte über eine "Scheißsituation". Beim Krisenklub Schalke 04 ist selbst dem Letzten klar geworden: Der einstige Champions-League-Stammgast rast dem Abstieg entgegen - und niemand findet die Bremse.

Auch Baum nicht, der vor knapp zehn Wochen das Himmelfahrtskommando beim hochverschuldeten Traditionsklub übernahm. Drei mickrige Punkte aus acht Spielen unter seiner Leitung stehen nach dem besonders schmerzhaften 0:3 (0:1) gegen Bayer Leverkusen zu Buche. Setzt Schalke seine Horrorserie von 26 Bundesligapartien ohne Sieg fort, droht schon vor Weihnachten ein entscheidender Rückstand auf die Konkurrenz.

"Jetzt müssen wir punkten - jetzt oder nie", forderte daher der 19-jährige Thiaw, der mit seinem Eigentor die Niederlage eingeleitet hatte. Dafür, so der Jüngste im Team, "müssen wir Männer sein und Eier haben". FC Augsburg, SC Freiburg und Arminia Bielefeld heißen die Gegner bis zu den Feiertagen. Gelingt nicht endlich der erste Dreier seit dem 17. Januar, kann der Vizemeister von 2018 wohl schon den Etat für die 2. Liga aufstellen.

Oder wieder einen neuen Trainer suchen. Denn bislang hat der Wechsel von David Wagner zu Baum wenig gebracht. Die Königsblauen laufen und kämpfen mehr, leisten sich aber immer wieder dieselben Aussetzer und schießen selbst mit einem Elfmeter kein Tor - wie Steven Skrzybski gegen Bayer. "Es ist echt zum Kotzen", schimpfte Baum, "wir investieren ohne Ende, aber schenken das Spiel her. Wie wir unsere Gegentore kriegen, ist zu billig."

Sportvorstand Jochen Schneider, für die Wahl von Wagner und Baum ebenso verantwortlich wie für die ineffizienten Spielerverpflichtungen in den letzten beiden Transferperioden, hat mit den Suspendierungen der "Ego-Shooter" Nabil Bentaleb und Amine Harit sowie dem Rauswurf von Vedad Ibisevic ein Zeichen setzen wollen - ohne den gewünschten Erfolg.

Inzwischen wird über eine Begnadigung Harits gesprochen, wie Baum am Sonntag ankündigte. Schneider, der mindestens so ratlos wirkt wie sein Trainer, wiederholt seit Wochen Aussagen wie: "Wir müssen die einfachen Fehler abstellen."

Besonders alarmierend für die Schalker ist, dass die ebenfalls schlecht gestarteten Konkurrenten wie der 1. FC Köln, der FSV Mainz 05 und Aufsteiger Arminia Bielefeld mittlerweile wieder gewinnen.

Der Rückstand auf den Relegationsplatz beträgt schon vier Punkte. Hinzu kommt eine niederschmetternde Tordifferenz von 6:31, das zuvor nach zehn Spieltagen in 57 Jahren Bundesliga nur ein Klub hatte: Tasmania Berlin. Zu dessen Sieglos-Rekord von 31 Spielen fehlen nur noch fünf.

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