03.12.2020 13:29 Uhr

Welche Zukunft hat Schalkes "Herzblut-Gegenwart"?

Der FC Schalke 04 sucht noch dem passenden Mix aus Talent und Erfahrung
Der FC Schalke 04 sucht noch dem passenden Mix aus Talent und Erfahrung

Der FC Schalke 04 ist sportlich wie finanziell am Boden. Notgedrungen werden immer mehr Nachwuchsspieler ins kalte Wasser der Fußball-Bundesliga geworfen. Welche Perspektive haben die Talente aus der Knappenschmiede mittel- bis langfristig?

Als Manuel Baum kürzlich vor die Mikros trat, sorgte der bislang noch sieglose Trainer des FC Schalke mit einer Aussage über seinen Kader für Aufregung.

"Mir ist ganz wichtig, dass wir elf Spieler finden, die das Ganze mit Herzblut füllen, mit Engagement. Wenn das alles Spieler aus der Knappenschmiede sind, dann ist das so", verdeutlichte der 41-Jährige, der seit seinem Amtsantritt vielen Talenten aus dem königsblauen Juniorenbereich zum Profidebüt verholfen hat.

Bei der jüngsten 1:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach tauchte Matthew Hoppe, ein 19 Jahre alter US-Stürmer, überraschend auf dem Spielberichtsbogen auf, später wurde mit Luca Schuler (21) ein weiterer Neuling eingewechselt. Beide hatten zuvor noch nie im Bundesliga-Aufgebot gestanden.


Mehr dazu: Hoppe von Schalke-Debüt "ein wenig überrascht"


Sie folgten beim aktuellen Tabellenschlusslicht auf bereits seit einigen Wochen oder gar Monaten beförderte Youngster wie Can Bozdogan, Levent Mercan und Malick Thiaw, allesamt 19 Jahre alt und mittlerweile feste Bestandteile des Profikaders.

Doch damit nicht genug: Auch Nassim Boujellab (21) wurde von Baum zuletzt immer mal wieder berücksichtigt, zudem hat sich hinten rechts Kilian Ludewig (20) festgespielt. Letzterer entstammt der Knappenschmiede zwar nicht, passt aber zum Nachwuchstrend auf Schalke.

Fraglich bleibt derweil, ob das verstärkte Einbinden der Talente mehr ist als ein aus der Not geborener Versuch, dem zuvor gesichtslosen Team wieder eine Identität zu geben. Denn: Fußballerisch vorangebracht haben sie die Mannschaft (bisher) nicht.

"Herzblut-Generation" des FC Schalke mehr Gegenwart als Zukunft?

Nun wäre es unfair, von den Jüngsten direkt Führungsqualitäten zu erwarten. Mangelndes Engagement ist ohnehin keinem der Junior-Knappen vorzuwerfen.

Dennoch taugt die neue Schalker "Herzblut-Generation" noch nicht zum großen Hoffnungsträger. Anders lassen sich die Worte von S04-Sportvorstand Jochen Schneider vor dem Gladbach-Spiel kaum deuten.

Von "Sky" gefragt, ob man im Borussia-Park das "Schalke der Zukunft" sehe, entgegnete der 50-Jährige: "Es ist zumindest das Schalke der Gegen­wart."

Heißt: Aktuell ist die personelle Frischzellenkur die sinnvollste Variante, um sportliche und finanzielle Probleme gleichermaßen anzugehen. Ob sie als Dauerlösung taugt, wollen die Verantwortlichen jedoch erst einmal abwarten.

Junge Spieler machen Fehler, doch Schalke 04 kann sich keine mehr erlauben

Tatsächlich hinterließ zuletzt einzig das deutsch-finnische Abwehrtalent Malick Thiaw den Eindruck, dem Team bereits helfen zu können. Der Rest der Youngster passte sich dem niedrigen Niveau der Mitspieler an, einige zahlten dabei sogar mächtig Lehrgeld.

Die Crux: Fehler müssen Nachwuchsspielern zwingend zugestanden werden, sie sind ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses. Nur kann sich der FC Schalke angesichts der dramatischen Tabellensituation eben nicht mehr viele Schnitzer erlauben.

Bis Weihnachten stehen für den Abstiegskandidaten noch drei direkte Duelle mit Konkurrenten aus dem Keller auf dem Programm. Auf den Schultern aller Spieler liegt vor den Begegnungen mit Augsburg (13.12.), Freiburg (16.12.) und Bielefeld (19.12.) eine enorme Last.

Ohne ein Gerüst aus gestandenen Profis dürfte eine Aufholjagd in der Bundesliga für den seit Januar sieglosen FC Schalke freilich kaum zu schaffen sein. Laut "kicker" hoffen die Entscheidungsträger dabei auf ein Quintett.

Wintertransfers für den FC Schalke schwer zu stemmen

Die kommenden Wochen dürften nun Aufschluss darüber geben, wie die mittel- bis langfristige Perspektive der Talente aus der Knappenschmiede aussieht. Hoppe, Bozdogan und Co. wollen mehr sein als nur die königsgraue Gegenwart.

Entgegenkommen dürfte ihnen, dass Wintertransfers für die klammen Schalker wohl keine Option sind, schließlich fehlt an allen Ecken und Enden das Geld.

Ein Weilchen dürften die hauseigenen Nachwuchskräfte daher noch die Chance erhalten, echtes Herzblut nachzuweisen. Und im Idealfall auch Bundesliga-Qualität.

Heiko Lütkehus

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