03.12.2020 10:34 Uhr

So gefährlich ist Haalands Aus für den BVB

Erling Haaland dürfte beim BVB schmerzlich vermisst werden
Erling Haaland dürfte beim BVB schmerzlich vermisst werden

Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, Werder Bremen, 1. FC Union Berlin in der Fußball-Bundesliga, Eintracht Braunschweig im DFB-Pokal und Zenit St. Petersburg in der Champions League - so lauten die Namen der Gegner, die noch bis Jahresende auf Borussia Dortmund warten. Klingt eigentlich nach einem machbaren Programm - eigentlich.

Denn seit Mittwochabend schweben dunkle Wolken dem Borsigplatz. Um 19:45 Uhr twitterten die Schwarz-Gelben die Startelf und Bank für das Champions-League-Spiel gegen Lazio Rom - ohne Super-Stürmer Erling Haaland, der, so ein um 19:50 Uhr folgender Tweet, aufgrund eines Muskelfaserrisses pausieren muss.

"Er wird vor Anfang Januar nicht mehr spielen", erklärte Coach Lucien Favre und bestätigte damit, dass die eigentlich so gut geölte Offensiv-Maschine (37 Tore in 16 Pflichtspielen) des BVB mindestens bis Ende des Jahres ohne den norwegischen Wunderjungen auskommen muss. Ein Albtraum für viele Fans, zumindest besorgniserregend für die Verantwortlichen. 

Haalands Ausfall tut dem BVB "natürlich weh"

"Das tut uns natürlich weh", erklärte Sportdirektor Michael Zorc. "Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns und hat in den letzten Wochen in der Offensive die Akzente gesetzt." Nun müssten seine Mitspieler "versuchen, seine Torgefahr zu kompensieren", sagte Zorc gegenüber "Sky". "Jetzt müssen es die anderen richten."

Dass "die anderen" ebenfalls über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen, steht außer Frage. Ein echter Mittelstürmer, ein eiskalter Vollstrecker ist allerdings Mangelware. Zumal es keiner Tiefenanalyse bedarf, um die Bedeutung von Haaland für den BVB zu verdeutlichen: In 16 Pflichtspiele haben die Borussen 2020/21 bislang 31 Treffer erzielt, 17 davon gehen auf das Konto des 20-Jährigen, der obendrein zweimal gar nicht auf dem Rasen stand.

Damit aber nicht genug: Der Revierklub hat 92 Prozent aller Bundesliga-Partien, in denen Haaland zustach, am Ende auch gewonnen. Blieb er ohne Treffer, waren es gerade einmal 40 Prozent. Dass Haaland seit seinem Wechsel von RB Salzburg nach Westfalen im Januar 2020 auf insgesamt 33 Buden in 32 Partien kommt, untermauert die Abhängigkeit.

Was also nun? Beim überschaubar begeisternden 1:1 gegen Lazio vertraten Kapitän Marco Reus und Thorgan Hazard Haland im Wechselspiel in der Spitze, die Körperlichkeit, Explosivität und Schnelligkeit des Top-Talents geht dem Duo allerdings ab.

Ohne Haaland bekommt das Spiel des BVB daher einen völlig neuen Anstrich. Breite statt Tiefe lautet das Motto der Stunde. Lädt eine pfeilschnelle Tormaschine à la Haaland gerade so dazu ein, die Gegner mit Steilpässen zu überrumpeln, zeichnet sich ein technisch extrem starkes Offensiv-Kollektiv um Reus, Thorgan Hazard, Gio Reyna, Jadon Sancho, Julian Brandt oder Raphael Guerreiro eher durch ständige Positionswechsel und reihenweise Ballstafetten aus. Dass auch das sehr erfolgreich sein kann, hat der BVB in der Vergangenheit zu Genüge bewiesen. Aber auch die Probleme sind hinlänglich bekannt.

Ist der BVB ohne Haaland viel berechenbarer?

Nicht selten drängte sich ohne Stoßstürmer der Eindruck auf, die wuseligen Dortmunder Zauberfüße wollten den Ball über die Linie kombinieren, ohne Haaland fehlt es dem BVB-Angriff zudem schlicht an Größe. Hohe Flanken verkommen zur Notlösung, die Schwarz-Gelben werden dadurch viel berechenbarer.

An die 1,94 Meter von Haaland reicht auch der einzige echte Eins-zu-eins-Backup im Dortmunder Kader, Youssoufa Moukoko (1,79 Meter), bei Weitem nicht heran. Dennoch träumen nicht wenige im Umfeld der Borussen von einem neuen Kapitel des Fußball-Märchens um den gerade einmal 16-Jährigen.

Schon während der Partie gegen Lazio forderten viele BVB-Anhänger vehement, dass Favre Moukoko eine Chance gibt. Die Hoffnung: Der Youngster, der seit Jahren die Junioren-Bundesligen mit irren Rekorden in Grund und Boden schießt, hätte die Offensive-Lethargie beenden können. Eine schöne Vorstellung, gleichzeitig ein extrem hoher Anspruch.

192 Toren in 123 Jugendspielen zum Trotz bleibt der Sprung zu den Profis ein großer. Plötzlich kann jeder Fehlschuss Millionen kosten, das Tempo ist noch einmal ein ganz anderes und nicht wenige gestandene Abwehrrecken dürften angesichts der Aussicht, von einem 16-Jährigen abgekocht zu werden, direkt mal etwas robuster zur Sache gehen. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass Moukoko der Herausforderung bereits gewachsen ist. Am besten einschätzen kann das aber wohl Favre, der den Youngster täglich im Training im Duell mit Hummels und Co. sieht.

Wie der BVB den Ausfall von Favre letztlich kompensiert, steht noch in den Sternen. Klar ist, Favre und Co. muss schon bald eine effektive Lösung einfallen. Weitere Rückschläge, wie zuletzt das 1:2 gegen den 1. FC Köln (mit Haaland) könnten sonst schnell zum Killer aller Titelträume werden.

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