28.11.2020 10:47 Uhr

Labbadias schwierige Suche nach der Team-Hierarchie

Bei Hertha BSC herrscht noch keine Hierarchie im Team
Bei Hertha BSC herrscht noch keine Hierarchie im Team

Bruno Labbadia steckt im Dilemma: Die Chef-Suche zieht sich weiter hin bei Hertha BSC, was immer wieder wertvolle Punkte kostet.

"Wir arbeiten jeden Tag daran, das sind teilweise die einfachsten Sachen", sagte der Berliner Trainer vor dem schweren Auswärtsspiel am Sonntag (15:30 Uhr) bei Bayer Leverkusen über die dringend notwendige Neubildung einer Team-Hierarchie.

Die älteren Spieler wie Marvin Plattenhardt, Vladimir Darida und Peter Pekarik seien alles feine Kerle und Top-Profis, "aber von Natur aus keine Führungsspieler", bemerkte Labbadia. Der neue Kapitän Dedryck Boyata, der 29 Jahre alte belgische Abwehrchef, sei kein Lautsprecher.

Jüngere Spieler müssen erst in diese Rolle wachsen. "Das ist ein permanenter Prozess, der einfach dauert", betonte der Trainer. Deshalb möchte der erfahrene Fußball-Lehrer das Thema eigentlich auch nicht mehr so sehr in den Vordergrund schieben. "Es macht keinen Sinn, immer wieder über Führungskräfte zu reden. Das bedarf einfach Zeit", sagte Labbadia, ist sich aber bewusst: "Wir müssen immer wieder auch kurzfristigen Erfolg abliefern, das können wir."

Allerdings eben viel zu selten, wie sieben Punkte nach acht Runden zeigen. "Niemand ärgert sich mehr als wir uns selbst darüber, dass wir aus den guten Leistungen beispielsweise gegen Leipzig und Bayern nicht mehr Nutzen gezogen haben", bemerkte der Trainer. "Wir brauchen so einen Leader, und in der letzten Saison hatten wir mehr solche Spielertypen", äußerte Defensivspieler Maximilian Mittelstädt nach dem jüngsten 2:5 gegen Borussia Dortmund.

Labbadia will seine Spieler "kitzeln"

Der unbequeme Vedad Ibisevic, der erfahrene Salomon Kalou, der konsequente Per Skjelbred sind weg. "Ich muss sie kitzeln, fördern und fordern. Wenn du Verantwortung übernimmst und Führung, dann ist das nicht immer nett", sagte Labbadia über einen möglichen Nachfolger.

Zudem haben Chef-Anwärter wie der 23 Jahre alte Lucas Tousart noch viel mit der eigenen Integration zu tun. "Es fehlt immer noch der letzte Rhythmus. Auch die Anpassung, die er gebraucht hat nach fast viermonatiger Auszeit in Frankreich", berichtete Labbadia. Zudem hat eine Verletzung den zentrale Mittelfeldmann wieder zurückgeworfen. "Es fehlen ihm einfach die Erfolgserlebnisse wie der ganzen Mannschaft", unterstrich der Trainer.

Für Labbadia ist es "normal", dass bestimmte Dinge noch nicht funktionieren: "Das klingt immer ein bisschen wie eine Ausrede." Aber von den bisherigen drei Monaten der Saison seien die vielen Nationalspieler schon fast sechs Wochen auf Reisen gewesen. Das würde zwar auch auf andere Mannschaft zutreffen: "Aber wir haben halt 14 Spieler abgegeben und acht geholt."

Dazu kommt die Corona-Zeit, die für das Teambildung nicht gerade förderlich ist. Denn der Prozess finde nicht nur auf dem Platz, sondern auch abseits davon statt. "Aber es gibt nicht mal einen Mannschaftsabend", bemerkte Labbadia. Und die ohnehin umfangreichen Corona-Maßnahmen wurden bei Hertha mit dem neuen Lockdown nochmals verschärft. Zum gemeinsamen Essen geht es jetzt nur noch in Gruppen, an Tischen mit höchsten vier Spielern. Noch größere Abstände unterstützen eine bessere Kommunikation kaum.

Trotzdem versucht der Coach den Spielern immer wieder klarzumachen, "wie wichtig es ist, miteinander zu kommunizieren", sagte Labbadia. Chef-Kandidaten gibt es durchaus. Der 28-jährige Alexander Schwolow ist meinungsstark, sein Einfluss als Torhüter im Spiel aber beschränkt. Der Franzose Matteo Guendouzi und der Brasilianer Matheus Cunha, beide 21 und hochbegabt, könnten durch überdurchschnittliche Leistungen in Führungsrollen wachsen.

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