11.11.2020 17:31 Uhr

Süße Erinnerungen an Bayern - erst BVB, dann "Abenteuer"

Paolo Guerrero begann seine Profi-Karriere beim FC Bayern
Paolo Guerrero begann seine Profi-Karriere beim FC Bayern

Viele bekannte Gesichter aus der Bundesliga spielen inzwischen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im sport.de-Rampenlicht: Schöne Erinnerungen an den FC Bayern, ein einstiger Problemfall des HSV und ein Ex-BVB-Talent in Ungarn.

Drei Liga-Spiele, drei Tore: Mit 36 Jahren legte Paolo Guerrero 2020 den besten Saisonstart seiner langen Karriere hin - dann machte der Körper dem Peruaner einen Strich durch die Rechnung.

Am 16. August endete Guerreros Arbeitstag bei der 1:2-Niederlage seines Vereins SC Internacional gegen Fluminense RJ bereits nach 66 Minuten. Der Schütze des zwischenzeitlichen Führungstores humpelte vom Rasen und verschwand mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Katakomben. Kreuzbandriss im rechten Knie lautete die bittere Diagnose, die den Offensivspieler wohl noch bis Mitte Februar 2021 außer Gefecht setzt. Die Zeit bis zur Rückkehr auf den Rasen versüßte sich Guerrero nun mit der Erinnerung an sein erstes Profitor.

In der Saison 2004/05 heißen die Platzhirsch im Sturm des FC Bayern Roy Makaay und Claudio Pizarro, im Nachwuchs der Münchner macht der 20-jährige Guerrero allerdings zunehmend auf sich aufmerksam. Das entgeht auch Coach Felix Magath nicht, der den Youngster ab Herbst regelmäßig für einige Minuten ins Kalte Wasser schmeißt. Am 6. November zahlt Guerrero das Vertrauen mit seinem ersten Treffer im deutschen Oberhaus zurück.

Vor heimischer Kulisse führen Oliver Kahn, Michael Ballack, Mehmet Scholl und Co. gegen Hannover 96 bereits mit 2:0, als die Stunde Guerreros schlägt. Gegen aufgerückte Niedersachsen vollendet der Peruaner einen Vorzeige-Konter zum 3:0-Endstand.

"Mir bot sich eine Möglichkeit und ich versenkte den Ball im Netz. Das war der erste Schritt auf einem Wegs, an den ich mich gerne erinnere", resümiert Guerrero gegenüber "UOL". Es sollten über 200 weitere Treffer folgen, seinen Hunger hat Guerrero damit aber längst noch nicht gestillt. "Ich arbeite hart an meinem Comeback und wenn ich wieder fit bin, will ich noch mehr Tore schießen", stellt der Nationalspieler klar. Zum Lohn könnte ein weiterer Titel winken. Derzeit führt Internacional das enge Meisterrennen in Brasilien an.

Seine größten Erfolge feierte Guerrero bislang beim FC Bayern (Double-Sieger 2005 und 2006) und Corinthians (Meister 2015). 2007 nahm er mit dem Hamburger SV zudem an der Champions League teil.

Beim HSV nicht in die Spur gefunden - und auch danach kaum überzeugt

Wie Guerrero schnürte Slobodan Rajkovic einst die Schuhe für den HSV, mit seiner Zeit in Deutschland wird der Serbe allerdings wohl keine guten Erinnerungen verbinden. 

Im Sommer 2011 sollte ein gewisser Frank Arnesen dem HSV zu neuem Glanz verhelfen. Der Däne, der zuvor für den FC Chelsea tätig war, verließ London und heuerte als Sportvorstand bei den Rothosen an. Im Gepäck hatte Arnesen gleich fünf Talente seines ehemaligen Arbeitgebers, für die Hamburg insgesamt neun Millionen Euro auf den Tisch blätterte. 

Zwei davon entfielen auf Rajkovic, dessen Zeit an der Elbe allerdings von Verletzungen, Negativ-Schlagzeilen und Suspendierungen geprägt war. Unter anderem kam es im Training zu handfesten Auseinandersetzungen mit Marcell Jansen, Tolgay Arslan und Heung-min Son. 

2015 verzichtete der HSV darauf, den Vertrag mit dem Abwehrspieler zu verlängern. Nach einigen Monaten ohne Arbeitgeber wagte Rajkovic einen Neustart beim SV Darmstadt, sein Glück fand er auch dort nicht. In der Folge zog es den Linksfuß nach Italien, das Bild änderte sich kaum: Rajkovic kämpfte mehr mit seinem Körper als um wichtige Zähler in der Meisterschaft. 2020 bot sich dennoch eine unerwartete Chance: Bayerns Champions-League-Gegner Lokomotive Moskau klopfte an, Rajkovic unterschrieb für ein Jahr.

Dass die Odyssee dem Nationalspieler nicht unbedingt zu einem ruhigeren Gemüt verholfen hat, bewies Rajkovic am vergangenen Sonntag im Stadtderby gegen Dinamo Moskau. Nach 37 Minuten sah der mittlerweile 31-Jährige die Gelbe Karte, keine 60 Sekunden später flog er mit Gelb-Rot vom Platz. Dass Lokomotive im Derby letztlich mit 1:5 unter die Räder kam, dürfte Rajkovics Stellung im Klub nicht unbedingt verbessern.

Siebter Halt für ein ehemaliges BVB-Talent

Unumstritten ist hingegen die Stellung von Thomas Meißner beim FC Puskás in Ungarn. Der 29-Jährige, der einst auf eine Profikarriere bei Borussia Dortmund hoffte, beim BVB aber nie über den Status des Leistungsträgers in der 2. Mannschaft hinauskam, wechselte im Sommer 2019 nach Ungarn. Seitdem verpasste er nur wenige Partien.

Für Meißner ist es nach der Jugend des TSV 1860 München, Dortmund, dem 1. FSV Mainz, dem MSV Duisburg sowie den niederländischen Klubs ADO Den Haag und Willem II Tilburg die siebte Station im Vereinsfußball, Stammkraft war der Innenverteidiger eigentlich immer, der Schritt zu einem großen Klub blieb dennoch aus.

Warum es ihn von Tapetenwechsel zu Tapetenwechsel treibt, erklärte Meißner Anfang 2020 "BNN": "Abenteuer. Man muss wahrscheinlich auch der Typ dafür sein. Ich bin mit 15 von zuhause weg und ins Ausland gegangen, auch wenn es nur Holland war."

Im nächsten Jahr endet Meißners Vertrag in Ungarn, nicht auszuschließen, dass dann ein neues Abenteuer folgt.

Marc Affeldt

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