15.10.2020 12:45 Uhr

Stangl: "Null Unterschied zu unserer Bundesliga"

Stefan Stangl taugt's bei Türkgücü München
Stefan Stangl taugt's bei Türkgücü München

Schon beim SKN St. Pölten war zu erkennen: Ein fitter Stefan Stangl kann unter Trainer Alexander Schmidt voll abgehen! Deshalb folgte der ehemalige ÖFB-Teamspieler dem Ruf seines Mentors nach München. Mit Türkgücü mischen sie die 3. Liga auf.

"Ich hab' selbst erst googeln müssen, um ein bisschen was über den Verein zu erfahren", lacht Stefan Stangl heute. Als Türkgücü München Interesse bekundete, hörte er genau hin, weil Trainer Alexander Schmidt die Botschaft überbrachte. "Und der Verein hat sich auch sehr um mich bemüht."

Mittlerweile steigert der 1975 von türkischen Einwanderern noch als SV Türk Gücü München ("türkische Kraft München") gegründete Klub wöchentlich seinen Bekanntheitsgrad. Türkgücü ist als erster von Migranten geschaffene Verein im deutschen Profifußball angekommen, und mischt in der 3. Liga auch noch mit!

Der Aufsteiger ist nach vier Runden mit einem Sieg und drei Remis noch unbesiegt, obwohl fast der gesamte Kader getauscht worden ist. Nicht einmal der österreichische Goalgetter Patrick Hasenhüttl (Sohn von Southampton-Manager Ralph Hasenhüttl) wurde gehalten.

"Überraschend war für mich nur, dass wir so schnell zueinander gefunden haben", sagt Stangl, "wir hatten sogar in allen vier Spielen Siegchancen. Viele von uns könnten sicher auch in der deutschen Bundesliga spielen." Kapitän und Aushängeschild Sercan Sararer kickte ebendort schon für Greuther Fürth und den VfB Stuttgart und kam damals auch zu türkischen Teamehren.

"Zusammenhalt hier ist ein Wahnsinn"

"Viele türkische Spieler haben wir zwar nicht, aber die türkische Mentalität im Verein spürt man deutlich. Der Zusammenhalt hier ist ein Wahnsinn", schwärmt Stangl.

Für Aufsehen sorgte auch die Heimpremiere im Olympiastadion letztes Wochenende. In der leeren Südkurve, wo die größten Bayern-Fans das letzte Mal im Mai 2005 hinpilgerten, wehte eine riesige Türkgücü-Fahne. Vor dem Anpfiff tönte "Doppelherz" von Herbert Grönemeyer und Andac Berkan Akbiyik aus den Lautsprechern.

"Dort spielen zu dürfen, ist natürlich ein Privileg", weiß Stangl. Dafür, dass in der Kultarena wieder das Licht angehen konnte, sorgte die Stadt München: Satte 100.000 Euro kosteten die neuen LED-Lampen fürs Flutlicht. Eine fixe, eigene Heimstätte hat Türkgücü noch nicht.

Große Stadien, auch gefüllte, ist Stangl längst gewöhnt. Seine bislang erfolgreichste Zeit hatte er bei Rapid unter Trainer Zoran Barišić. "Es war auch meine schönste Zeit. Wien und Rapid! Da hat alles gepasst."

Schmidt & Stangl - das funkt!

Was Stangl damals noch nicht wusste: Alexander Schmidt wollte ihn seinerzeit als Chefscout vom VfB Stuttgart schon von Rapid zu den Schwaben lotsen.

"Ich bin von ihm überzeugt", betont Schmidt auch heute, "er ist ein technisch sehr guter, spielstarker Spieler. Nun auch mit Erfahrung. Das einzige, was wir in den Griff bekommen müssen, ist seine Verletzungsgeschichte. Wenn wir das schaffen, dann ist er einfach ein Top-Spieler."

Bei zwei Spielen hat Stangl passen müssen: "Wenn du in dieser Liga nicht hunderprozentig fit bis, dann brauchst du nicht auflaufen." Bei Schmidt fühlt er sich pudelwohl: "Da passt einfach alles."

Salzburg war keine Reise wert

Bei Red Bull Salzburg war hingen nicht alles leiwand. "Bei Óscar García hat es für mich nicht einwandfrei gepasst", erinnert sich Stangl im Gespräch mit weltfussball, "ich wusste nie so richtig, was er genau von mir will." Nachsatz: "Ich möchte aber auch festhalten: Für mich ist Andreas Ulmer der beste Linksverteidiger Österreichs. Er könnte genauso gut in der deutschen Bundesliga spielen."

Auf die Frage nach den Unterschieden der 3. Liga zur österreichischen Bundesliga entgegnet Stangl: "Ich merke da null Unterschied. Warum auch? Die Budget der Klubs sind in der Regel etwa gleich hoch, und auch die Zuschauerzahlen vor Corona."

Er selbst möchte die Chance nützen, "mich am deutschen Markt präsentieren zu können" und nach Möglichkeit mit Türkgücü in die 2. Bundesliga aufsteigen. "Das ist mittelfristig unser Ziel. Es muss nicht gleich heuer sein, kann aber passieren."

Thomas Schöpf

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