14.09.2020 11:05 Uhr

Copa Libertadores vor Kaltstart mit Risiko

Die Boca Juniors vermeldeten zuletzt 22 Corona-Fälle
Die Boca Juniors vermeldeten zuletzt 22 Corona-Fälle

Die Copa Libertadores nimmt am Dienstag nach sechs Monaten ihren Spielbetrieb wieder auf. Und riskiert dabei viel.

Und wieder kommt ein Sportevent aus der Pandemie-Isolation. Und wieder stellen sich die Fragen: Ist der Zeitpunkt richtig? Ist der Schutz gegeben? Vor zwei Wochen wurden noch 22 Akteure von Boca Juniors positiv auf Corona getestet. Jetzt muss Argentiniens Hauptstadtklub, immerhin sechsmaliger Sieger der Copa Libertadores, einen wahren Kaltstart in Südamerikas Fußball-Königsklasse hinlegen.

Die Ex-Champions Colo-Colo aus Chile und Penarol aus Uruguay läuten am Dienstag den dritten von sechs Gruppenspieltagen ein. Das argentinische Quintett bekam wegen steigender Infektionszahlen daheim und damit verbundener strengerer Auflagen immerhin zwei Tage Aufschub. Boca tritt am Donnerstag in Paraguay bei Libertad an.

Doch Hernan Crespo (45), der bei drei WM-Turnieren für Argentinien stürmte, warnt bereits: "Mental sind wir amateurhaft eingestellt. Selbst wenn wir noch so professionell an die Sache herangehen, wissen wir, dass wir nicht optimal drauf sind." Der Trainer von Defensa y Justicia spricht seinen heimischen Kollegen aus der Seele.

Kein Testgegner, nicht einmal ein Trainingsspielchen, maximal Gruppenarbeit zu Sechst: Immerhin vermelden die Boca Juniors nach der Rückkehr von weiteren fünf mit dem Coronavirus angesteckten Akteuren nun einen fast kompletten Kader. Mit seiner narbengesichtigen Galionsfigur Carlos Tévez sowie dem Ex-Schalker und -Frankfurter Carlos Zambrano.

Am Samstag beobachtete auch Coach Miguel Angel Russo erstmals nach zweiwöchiger Abstinenz den Trainingsbetrieb, abgeschirmt durch eine Plexiglasscheibe. Der 64-Jährige gehört wegen einer Krebserkrankung aus dem Jahre 2018 zur Risikogruppe. Weshalb er auch wahrscheinlich nicht in den für maximal 50 Personen angemieteten Charterflieger nach Paraguay steigen wird.

Von den übertragenden Fernsehanstalten und den Sponsoren unter Druck gesetzt, muss der kontinentale Verband Conmebol die Leinen losmachen. Auch wenn in Argentinien wohl erst Mitte Oktober und sowohl in Bolivien als auch in Venezuela immer noch nicht der Ball rollt.

Paraguay (21.7.), Peru (7.8.), Uruguay (8.8.), Ecuador (14.8.), Chile (29.8.) und am Wochenende auch Kolumbien (12.9.) haben den Restart vollzogen. Und auch Brasilien, dessen Serie A schon zehn Spieltage absolviert hat.

In fünf Wochen WM-reife 64 Spiele, 62 davon mit Grenzverkehr. Weit über 600 Nasen-Rachen-Abstriche pro Spieltag. Weil da vieles schiefgehen kann, hat die Conmebol die Registrierung von 30 Spielern auf 40 aufgestockt, in Paraguay und Peru alle Spiele auf die Hauptstädte Asuncion und Lima konzentriert.

Kein Team soll länger als 72 Stunden in einem fremden Land verbringen, um die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene 14-tägige Quarantäne zu umgehen.

Nach mehr als sechs Monaten, exakt 187 Tagen, aber erst knapp sechs Wochen nach der europäischen Champions League vollzieht die Copa Libertadores augenscheinlich dennoch übereilt den Restart. "Wir sind nicht bei 100 Prozent, aber alles, was wir haben, werden wir geben", versprach Crespo. Viel Glück und Gesundheit.

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