02.09.2020 18:08 Uhr

Debütant Gosens und sein "Herz" für den Adler

Robin Gosens hätte auch für die Niederlande spielen können
Robin Gosens hätte auch für die Niederlande spielen können

Robin Gosens feiert gegen Spanien sein DFB-Debüt, Joachim Löw gab ihm eine Startelf-Garantie. Dabei wäre der Bundestrainer beim Shootingstar fast zu spät gekommen.

Joachim Löw zögerte keine Sekunde. "Er wird auf jeden Fall in der Startelf stehen", sagte der Bundestrainer vor dem Nations-League-Duell mit Spanien am Donnerstag (20:45 Uhr) über Robin Gosens. Der Shootingstar habe "eine gute Saison gespielt und die Chance verdient".

Dabei wäre Löw bei Gosens fast zu spät gekommen. Als er beim Italien-Legionär durchklingelte, um ihm die Nationalmannschaft schmackhaft zu machen, hatte der längst mit Bondscoach Ronald Koeman gesprochen. "Er hat versucht, mich von den Niederlanden zu überzeugen", berichtete Gosens, Sohn eines Niederländers und einer Deutschen, im "kicker". Doch der Senkrechtstarter sagte "nee" zu Koeman - und nur wenige Tage später "ja" zu Löw.

"Für mich war es einfach eine Entscheidung des Herzens, zu welchem Land ich mich mehr hingezogen fühle. Und das ist Deutschland, schließlich bin ich hier aufgewachsen, und meine Bindungen sind einfach stärker", erklärte Gosens seine Entscheidung in der "Bild am Sonntag". Gegen Spanien und drei Tage darauf in Basel gegen die Schweiz steht der 26-Jährige nun erstmals im DFB-Kader.

"Dass ich mich zwischen zwei fußballverrückten Nationen entscheiden konnte - das ist eigentlich unfassbar!", sagte Gosens, der in Emmerich geboren ist, aber nie bei einem deutschen Profiverein spielte. Das war vorher nur bei den Debütanten Robert Huth, Thomas Hitzlsperger und Shkodran Mustafi der Fall.

Die Geschichte von Gosens' Berufung ist fast so ungewöhnlich wie sein Karriereweg. Nach einer ersten Kontaktaufnahme per SMS vor etwa einem Monat erreichte Löw den Außenbahnspieler kürzlich im Urlaub in den Dolomiten "auf einer Serpentinen-Straße", wie er berichtete. Gosens hatte kaum Empfang, steuerte auf einen Tunnel zu. Er habe nur gedacht: "Was passiert, wenn ich das Gespräch annehme und das Signal geht weg?" Wäre es das dann gewesen mit dem Traum von der Nationalmannschaft?

Gosens fuhr mit eingeschaltetem Warnblinker auf den Standstreifen, wo er die frohe Botschaft erhielt - ein "Wahnsinns-Gefühl, ein magischer Moment für mich. Ich war sprachlos." Nach dem Telefonat habe er "das Auto beschleunigt und im Tunnel vor Freude alles und jeden angehupt", berichtete der Profi des italienischen Überraschungsteams Atalanta Bergamo. In seiner Zeit in den Niederlanden, wohin er 2012 vom VfL Rhede wechselte und in Arnheim, Dordrecht und Almelo spielte, sei "die Nationalmannschaft utopisch weit weg" gewesen: "Das Wort habe ich nie realistisch in den Mund genommen."

Lockt Koeman Gosens zum FC Barcelona?

Doch der Schalke-Fan steigerte sich Schritt für Schritt und landete 2017 bei Atalanta, mit dem er die Serie A und die Champions League aufmischte. In der abgelaufenen Saison gelangen dem Linksfuß zehn Tore und acht Vorlagen - eine beeindruckende Bewerbung bei Löw. Weil der diesmal Konkurrent Marcel Halstenberg schont, Jonas Hector nicht nominierte und Nico Schulz (Wade) abreisen musste, ist Gosens gesetzt.

Dass er in Stuttgart die Rückennummer 3 tragen wird, ist ihm übrigens "völlig egal, solange auf dem Trikot der Adler ist". Und nicht der Oranje-Löwe. Koeman, inzwischen Trainer beim FC Barcelona, könne ihn aber gerne zu Barca holen: "Das wäre in meinen Augen ein guter Kompromiss."

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