19.08.2020 09:21 Uhr

Ein Hauch Zidane und Kaká: So tickt BVB-Flirt Reinier

Reinier steht kurz vor einem Wechsel von Real Madrid zum BVB
Reinier steht kurz vor einem Wechsel von Real Madrid zum BVB

Borussia Dortmund steht offenbar kurz vor der Verpflichtung von Real Madrids Mega-Talent Reinier. Laut BVB-Trainer Lucien Favre befindet sich der Transfer "in der Pipeline". Höchste Zeit also, den nahenden Neuzugang unter die Lupe zu nehmen. weltfussball beantwortet die wichtigsten Fragen.

  • Wer ist Reinier?

Reinier Jesus Carvalho wurde am 19. Januar 2002 in Brasiliens Hauptstadt Brasília geboren. Als Sohn eines ehemaligen Futsal-Spielers wuchs der junge Reinier praktisch mit dem Ball am Fuß auf.

2011 schloss sich Reinier der Jugendakademie von Vasco da Gama an und durchlief anschließend das Who is who der Fußballklubs aus Rio de Janeiro. Über Botafogo und Fluminense wechselte er 2013 schließlich in die Jugend von Flamengo.

Bei Flamengo gelang Reinier 2019 der Durchbruch
Bei Flamengo gelang Reinier 2019 der Durchbruch

Dort stand er am 01. August 2019 das erste Mal für die Profi-Mannschaft auf dem Rasen. Mit den "Rubro Negro" feierte Reinier in seiner Debüt-Saison gleich den Gewinn der Copa Libertadores und der brasilianischen Série A. Zum Liga-Titel steuerte der offensive Mittelfeldspieler sechs Tore und zwei Assists bei.

Schnell war das Interesse zahlreicher europäischer Spitzenklubs geweckt. Auch der BVB streckte bereits im Januar die Fühler nach dem hochveranlagten Teenager aus. Das Wettbieten um den Youngster entschied schließlich Real Madrid für sich und überwies 30 Millionen Euro an Flamengo.

Im weißen Ballett kam der Brasilianer bislang allerdings nur drei Mal in der zweiten Mannschaft zum Einsatz, ehe die Spielzeit wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde.

  • Was kann der BVB von Reinier erwarten?

Reinier fühlt sich im offensiven Mittelfeld am wohlsten, wenngleich er in der Jugend häufig noch im Defensiv-Zentrum eingesetzt wurde. Mit 1,85 Metern ist der Rechtsfuß recht groß, seiner quirlig-dynamischen Spielweise tut das allerdings keinen Abbruch.

"Wie ich gesehen habe, ist er im Abschluss und offensiv sehr gut", erkannte Favre zuletzt. Zusätzlich ist Reinier mit einer gehörigen Portion Spielwitz und einem guten Auge für freie Räume ausgestattet.

Sein ehemaliger U17-Nationalcoach Guilherme Della Dea ist ebenfalls voll des Lobes: "Er ist ziemlich komplett - die Art von Spieler, die nicht nur Chancen kreiert, sondern sie auch verwertet. Er ist ein Junge, bei dem keiner weiß, wo überhaupt sein Limit liegt." Reinier sei ein Beispiel für einen nicht nur talentierten, sondern auch sehr ehrgeizigen und professionellen Spieler.

Auf dem Platz eifert der brasilianische U23-Nationalspieler seinem Real-Coach nach. "Zidane inspiriert mich. Ich habe mir viele Videos von ihm angeschaut und versuche Pässe so wie er zu spielen", erklärte der Youngster gegenüber "Globo Esporte".

Unter dem Strich ist Reinier ein ähnlicher Spielertyp wie Kaká. In Brasilien wird dieser naheliegende Vergleich schon länger herangezogen. So beschreibt es auch Ex-Teamkollege Filipe Luís: "Ich erinnere mich bei ihm an Kaká, weil er immer den Kopf oben hatte und im Strafraum eiskalt war. Reinier hat mit dem Rücken zum Tor sogar noch mehr Qualität."

  • Welche Rolle übernimmt Reinier beim BVB?

Neben Giovanni Reyna ist Reinier auf den ersten Blick als weitere Alternative für den immer noch verletzten Kapitän Marco Reus eingeplant.

Reiniers Fähigkeiten sind allerdings nicht auf die klassische Zehnerposition beschränkt. Als "Neuneinhalber" beschrieb Favre den potenziellen Neuzugang. Heißt: Der Brasilianer fungiert gleichzeitig auch als Backup für Mittelstürmer Erling Haaland.

"Er kann auch vorne spielen als falscher Stürmer und auf der Seite", erklärte der BVB-Coach die weiteren Positionen, die der Youngster bekleiden könnte. Weicht Reinier auf einen Flügel aus, ist es bevorzugt der linke.

Der 18-Jährige wäre Teil der schwarz-gelben Verjüngungskur. Mit Youssoufa Moukoko (15), Jude Bellingham (17), Reyna (17), Haaland (20) und Jadon Sancho (20) stehen bereits fünf sehr junge Profi im BVB-Kader. "Wir sind im offensiven Bereich ja fast noch in der Schule", sagte Favre mit einem Augenzwinkern.

  • Wie sehen die Wechselmodalitäten aus?

Dass Real Madrid überhaupt nach einem (vorübergehenden) Abnehmer für den Youngster sucht, liegt auch an der Ausländerregelung der spanischen Primera División. Maximal drei Nicht-EU-Ausländer dürfen demnach im Spieltagskader stehen. Durch Éder Militao, Vinícius Júnior und Rodrygo sind diese drei Plätze bereits besetzt.

Zunächst favorisierten die Königlichen eine Leihe innerhalb der Liga - so hätte Reinier nach zwei Jahren Aufenthalt in Spanien einen entsprechenden Pass beantragen können.

Nicht zuletzt die erfolgreiche Leihe von Achraf Hakimi soll unter anderem den Ausschlag für Borussia Dortmund gegeben. Dieses Modell greift nun auch bei Reinier.

Der Brasilianer wechselt also aller Voraussicht nach für zwei Jahre auf Leihbasis ins Ruhrgebiet. Ob der BVB wie bei Hakimi ein Vorkaufsrecht aushandelt oder gar eine direktere Kaufoption, ist aktuell noch offen.

Im Falle einer - Stand jetzt freilich noch weit entfernten - Festverpflichtung müssten die Schwarz-Gelben allerdings tief in die Tasche greifen. In Madrid besitzt Reinier einen langfristigen Vertrag bis 2026.

Tom Kühner

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