30.07.2020 12:10 Uhr

Bienen aus Brentford schwirren Richtung Premier League

Brentford bezwang Swansea im Playoff-Halbfinale
Brentford bezwang Swansea im Playoff-Halbfinale

Der FC Brentford steht als Finalist der Aufstiegs-Play-offs zur englischen Premier League fest. Der Erfolg rückt den Londoner Klub, der kein gewöhnlicher Fußballverein ist, in den Fokus.

Zu anderen Zeiten wäre das Guinness in den Pubs des Griffin Park in Strömen geflossen. Schließlich ist das Stadion des englischen Fußball-Zweitligisten FC Brentford auf der ganzen Insel wegen seiner vier Kneipen in jeder Ecke der Arena bekannt. Doch in den Tagen der Pandemie fiel die Feier nach dem Einzug ins Finale um den Aufstieg in die Premier League mehr oder weniger aus. Klub-Besitzer Matthew Benham kickte nach dem Abpfiff ein paar Bälle auf dem Rasen umher, ein paar Fans grölten außerhalb der Arena seinen Namen. Das war's.

Noch ist ja auch nichts gewonnen für den ungewöhnlichen Klub aus dem Westen Londons. Das 3:1 (2:0) im Halbfinal-Rückspiel gegen Swansea City, das nach dem 0:1 im Hinspiel reichte, war erst die Eintrittskarte für den Dritten der abgelaufenen Zweitligasaison ins große Endspiel am Dienstag im Wembley-Stadion. Dann geht es für The Bees (die Bienen) um 200 Millionen Euro Mehreinnahmen, die ein Platz in der Eliteklasse aufgrund des üppig dotierten TV-Vertrags garantiert.

Mit solchen Summen kennt sich Benham bestens aus. Schließlich ist der Eigentümer des Vereins, der zwischen 2011 und 2013 von Uwe Rösler (heute Fortuna Düsseldorf) trainiert wurde, ein Multimillionär mit einer ziemlich außergewöhnlichen Vita. Der Oxford-Absolvent mit einem Abschluss in Physik begann seine berufliche Laufbahn im Finanzgeschäft, wo er gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts sogar zum Vize-Präsident der Bank of America aufstieg.

Genauen Statistiken sind Geheimsache

Doch damit war Benham nicht zufrieden. Er wechselte zu Beginn des Jahrhunderts in das Wettgeschäft und machte dort seine Millionen mit einem analytisch-mathematischen System. Genau diesen Ansatz führte Benham auch bei Brentford ein, als er den damals hochverschuldeten Klub im Jahr 2012 übernahm. Seitdem wird die Personalpolitik nach statistischen und mathematischen Gesichtspunkten betrieben. Zwei Co-Direktoren wachen darüber, um so die im Vergleich zu den wohlhabenderen Klubs knappen Ressourcen optimal zu nutzen.

Die genauen Statistiken, die Brentford bei der Ermittlung des sportlichen Wert eines Spielers zurate zieht, sind natürlich Geheimsache. Sicher ist nur, dass sich die Zahlen von den gängigen Analysewerten unterscheiden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte der Baseballmanager Billy Beane vor rund 30 Jahren - was im Hollywood-Streifen "Moneyball" seinen Niederschlag fand.

Zuletzt vor über 70 Jahren in höchster Spielklasse

Die Gleichung Benhams könnte am Dienstag aufgehen, wenn sein 130 Jahre alter Verein tatsächlich zum 50. Klub in der Geschichte der Premier League aufsteigen würde. Vorbereitet wäre der FC, der vom Dänen Thomas Frank trainiert wird. Schließlich hat der 52 Jahre alte Benham, der auch den dänischen Meister FC Midtjylland in seiner unorthodoxen Weise erfolgreich führt, weit über 100 Millionen Euro in die Infrastruktur der Londoner investiert.

Der Verein, der zuletzt 1947 in der ersten Liga spielte, darf nun eine Akademie und ein neues Stadion sein Eigen nennen. In das rund 17.000 Zuschauer fassende Brentford Community Stadium wird der Klub zur kommenden Saison umziehen - nach 116 Jahren im Griffin Park. Die vier Ecken werden fehlen.

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