15.07.2020 13:12 Uhr

Corona-Chaos in der Schweiz: "Es wird langsam eng"

Der FC Zürich lief zuletzt fast ausschließlich mit Nachwuchsspielern auf
Der FC Zürich lief zuletzt fast ausschließlich mit Nachwuchsspielern auf

Die Coronakrise zieht im Schweizer Fußball immer weitere Kreise. Die Meisterschaft droht zur Farce zu verkommen - sofern sie denn überhaupt zu Ende gespielt werden kann.

Auf die Anreise im Bus verzichtete der FC Zürich diesmal. Schließlich hatte solch eine Fahrt den ganzen Schlamassel ja eine Woche zuvor erst ausgelöst, so die Vermutung in der Schweiz. Gleich zehn Coronafälle vermeldete der Erstligist anschließend, was nahezu der gesamten Profimannschaft eine zehntägige Quarantäne einbrockte. Und so reiste am Dienstag notgedrungen die Zürcher U21 nach Basel - in Fahrgemeinschaften, da nicht einmal alle Spieler ein Auto oder einen Führerschein besitzen. Doch immerhin, sie spielten.

Zwar ging die Partie beim Tabellendritten und früheren Serienmeister FC Basel erwartungsgemäß mit 0:4 (0:2) verloren. Nur drei Spieler aus der Profimannschaft, die in der vergangenen Woche nicht im Bus nach Neuenburg gesessen hatten, verstärkten die wacker kämpfenden Jungspunde: Zwei Gegentreffer fielen erst in der Nachspielzeit. Dass die Zürcher Not-Elf aber überhaupt antrat, war immens wichtig für die Liga.

Schon das Spiel gegen den FC Sion am vergangenen Samstag musste verschoben werden und konnte nur mit Müh und Not im bereits überlasteten Terminkalender untergebracht werden. Noch sechs Partien stehen für den FC Zürich an - und bis zum 3. August muss die Meisterschaft beendet sein, dann will die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Schweizer Teilnehmer am Europacup wissen.

Montandon: "Es wird langsam eng"

"Ich denke, dass der Verein zum Wohl des Schweizer Fußballs die richtige Entscheidung getroffen hat", sagte FCZ-Trainer Ludovic Magnin, der am Dienstagabend von U21-Coach Marinko Jurendic an der Seitenlinie ersetzt worden war, der "ARD-Sportschau" vor der Partie. Daher sei es wichtig, auch in Kauf zu nehmen, "ein paar wichtige Punkte im Fight um einen Europapokalplatz zu verlieren, damit die Meisterschaft zu Ende geht".

Doch schon während der Partie in Basel wurde dieser Wunsch wieder ein bisschen unwahrscheinlicher. Am Dienstagabend vermeldete nämlich Schlusslicht Neuchatel Xamax - in der Vorwoche noch Gegner des FC Zürich - die Corona-Infektion eines namentlich nicht genannten Spielers.

Xamax versicherte zwar, dass der Profi gegen den FCZ und beim FC Thun in der Vorwoche nicht auf dem Platz gestanden habe, dennoch war zunächst unklar, ob der Klub am Mittwochabend gegen Sion antreten konnte. Klar ist: Jede weitere Spielverschiebung brächte das Schreckensszenario des Saisonabbruchs näher.

"Es wird langsam eng", meinte der frühere Erstliga-Profi und heutige "Teleclub"-Experte Philippe Montandon am Dienstagabend: "Der FCZ ging mit gutem Beispiel voran, Xamax ist aber tief im Abstiegskampf und in einer anderen Situation. Der Klub und die ganze Liga sind gefordert."

Eine Lösung mit Jugendspielern wie in Zürich wäre deutlich schwieriger. Die Neuenburger U21 befindet sich eigentlich noch bis Montag im Urlaub und könnte frühestens am Sonntag beim Spiel in Luzern eingreifen. "Wenn das die Lösung wäre, die Meisterschaft beenden zu können, würden wir gehen", sagte U21-Trainer Michel Perret dem Portal Le Matin. Dazu kommt aber: Der Xamax-Nachwuchs spielt zwei Klassen tiefer als die Zürcher U21 - die Meisterschaft verkäme endgültig zur Farce.

Wenn sie das aufgrund der Wettbewerbsverzerrung denn nicht längst schon ist. "Es ist jetzt nur noch ein sehr kleiner Schritt", schrieb die Neue Zürcher Zeitung schon am Dienstag vor dem Spiel des FCZ in Basel, "bis alles keinen Sinn mehr ergibt und die Meisterschaft wertlos ist". Der allerletzte Schritt könnte bald folgen.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten