06.07.2020 14:33 Uhr

Endspiele gegen Ingolstadt: Nürnberg droht der Abgrund

Dem 1. FC Nürnberg droht der nächste Abstieg
Dem 1. FC Nürnberg droht der nächste Abstieg

Es ist schon erstaunlich, aber nach einer bislang grandios missratenen Saison treten sie beim 1. FC Nürnberg noch immer sehr siegesgewiss auf. "Ingolstadt will unseren Platz in der zweiten Liga", sagte Sportvorstand Robert Palikuca vor den Relegationsspielen zwischen dem Club und Schanzern am Dienstag und dann am Samstag und stellte gleich klar: "Das werden wir zu verhindern wissen."

Besser wäre es. Ein zweiter Absturz aus der zweiten Liga nach 1996 hätte katastrophale Folgen für den neunmaligen deutschen Meister, der sich nach Jahren der finanziellen Misswirtschaft ein wenig berappelt hatte. In der 3. Liga bliebe dem Club von seinen derzeit rund 17 Millionen Euro aus den TV-Einnahmen nur noch eine. Ingolstadts Trainer Tomas Oral, ebenfalls nie um deutliche Worte verlegen, liegt also richtig, wenn er sagt: "Sie haben wesentlich mehr zu verlieren als wir."

Um den insgesamt elften Abstieg der Vereinsgeschichte noch zu verhindern, hat der selbst umstrittene Palikuca nach dem Ende der regulären Saison noch flugs Trainer Jens Keller geschasst und Michael Wiesinger und Vereinsikone Marek Mintal zu Rettern in höchster Not erkoren. Wiesinger, beim Club zuletzt Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, hat Relegationserfahrung: Vor zehn Jahren stieg er in zwei Spielen gegen Hansa Rostock in die zweite Liga auf - als Trainer des FC Ingolstadt.

"Die Brust ist wieder ein bisschen breiter geworden"

Von dieser Erfahrung, versicherte Wiesinger am Montag, könne er nun zehren. In den vergangenen Tagen hat er unter anderem in einem dreitägigen Trainingslager unweit von Ingolstadt die Mannschaft wieder aufzurichten versucht. Nun herrsche wieder "ein guter Geist", betont er, er habe auch das Gefühl: "Die Brust ist wieder ein bisschen breiter geworden". Und er sagt auch: "Wir haben Selbstvertrauen, weil wir der Zweitligist sind." Wenns nur so einfach wäre.

Auch Oral hat Erfahrung mit der Situation, in der sich Wiesinger nun befindet. Im vergangenen Jahr übernahm er den FC Ingolstadt sieben Spiele vor dem Saisonende der zweiten Liga - von Jens Keller. Er scheiterte mit den Schanzern aber in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden. Auf Oral folgte Jeff Saibene, auf Saibene im März wieder Oral. Der sagt: "Wir haben jetzt noch mal eine Riesenchance, um das wettzumachen, was wir letztes Jahr verbockt haben."

"Die Relegation ist ein Nervenspiel"

Oral sieht es zugleich als Vorteil an, dass "wir als Verein Relegations-erprobt sind". Mehr noch gilt dies für Maximilian Beister: 2012 verhalf der frühere U21-Nationalspieler Fortuna Düsseldorf gegen Bundesligist Hertha BSC zum Aufstieg in die Bundesliga (1 Tor); 2015 hielt er mit dem Hamburger SV die Klasse gegen den Karlsruher SC; 2018 stieg er mit dem KFC Uerdingen gegen Waldhof Mannheim in die 3. Liga auf (1 Tor). Und nun?

"Im ersten Spiel", sagt Wiesinger, "muss man nicht alles einreißen. Die Relegation ist ein Nervenspiel." Das Duell zu Saisonbeginn in der ersten Pokalrunde hat der Club übrigens gegen Ingolstadt 1:0 gewonnen. Trainer war damals allerdings noch Damir Canadi.

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