23.06.2020 07:51 Uhr

Matthäus knöpft sich den HSV vor: "Schlechter geht's nicht"

Lothar Matthäus knöpfte sich den HSV vor
Lothar Matthäus knöpfte sich den HSV vor

Zum zweiten Mal in Folge könnte der Hamburger SV den Aufstieg in die Bundesliga verpassen. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisierte den HSV nun scharf und hinterfragte den Investor, den Präsidenten und den Trainer.

"In Hamburg haben nur noch die tollen Fans und das fantastische Stadion eine gute Ausstrahlung. Ansonsten erinnert maximal der Name an einen ehemals großen Klub", teilte Matthäus in seiner "Sky"-Kolumne gegen die Hanseaten aus.

Seit fünf oder sechs Jahren denke man mein HSV nur noch: "Schlechter geht's nicht. Und dann beweisen sie einem doch noch das Gegenteil. Wenn man sarkastisch sein möchte, könnte man sagen, dass sie in dieser Saison einen Fortschritt gemacht haben", schoss Matthäus weiter.

Immerhin habe der HSV den Aufstieg im letzten Jahr schon nach 33 Spieltag verspielt. "Nun könnte der einst so tolle Klub, wenigstens mit Schützenhilfe aus Bielefeld noch den Relegations-Platz erreichen", so Matthäus, der bedauerte: "Was für ein bitteres Zeugnis für einen ehemaligen Europapokal-Sieger und sechsmaligen Deutschen Meister."

Matthäus: Jansen sollte "eine Art Sebastian Kehl des HSV" sein

Der TV-Experte stellte auch Trainer Dieter Hecking auf den Prüfstand. Zwar stehe außer Frage, dass der 55-Jährige "über 20 Jahre überragende Arbeit in der Bundesliga geleistet hat", doch ob Hecking "der richtige Mann für so einen Neuaufbau, eine Aufbruchsstimmung, einen modernen und dynamischen Fußball" sei, hinterfragte Matthäus.

Zweifel hat der Weltmeister von 1990 auch an Präsident Marcell Jansen. Der Ex-Profi sei zwar ein "netter Kerl", dem es mit 32 Jahren jedoch an Erfahrung fehlt. "Wer wird schon mit 32 Jahren Präsident eines der größten Fußball-Klubs des Landes?", fragte sich Matthäus.

Jansen sei laut dem 59-Jährigen besser als "eine Art Sebastian Kehl des HSV" aufgehoben, "als Bindeglied zwischen Trainer und Team".

Investoren lassen fußballerisches Know How vermissen

Kein gutes Haar ließ Mattäus zudem indirekt an Investor Klaus-Michael Kühne. "Bei vielen Vereinen ist es leider so, dass irgendwann jemand die Macht übernimmt, der zwar die wirtschaftlichen Möglichkeiten hat, jedoch das fußballerische Know How vermissen lässt", bedauerte der ehemalige Mittelfeldmann.

Zu große Eitelkeit bei zu geringer fachlicher Kompetenz würden meisten zum Niedergang eines Klubs führen. "Viele Präsidenten und Aufsichtsrats-Vorsitzende wären gut beraten gewesen, wenn sie sich nicht nur fußballerische Erfahrung an die Seite gestellt, sondern auch auf den wertvollen Rat gehört hätten", so Matthäus.

Matthäus rechnet mit Kohfeldt-Entlassung bei Werder Bremen

Nun steht der HSV allerdings vor einem dritten Jahr in der 2. Bundesliga und könnte dort auf Werder Bremen treffen, die akut vom Abstieg bedroht sind. Ein Nordduell im deutschen Unterhaus bezeichnete Matthäus als" traurigen Tiefpunkt zweier großer Traditions-Vereine".

Der Ex-Bayern-Profi rechnet ohnehin damit, dass Trainer Florian Kohfeldt Werder Bremen nach dem Saisonende verlässt. Selbst wenn der Verein den ersten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga seit 40 Jahren noch verhindern sollte.

"Was ich aber sehr wohl erwarte, ohne Unruhe transportieren zu wollen, ist ein Abschied von Florian Kohfeldt am Ende der Saison. Schafft er das Unmögliche und rettet die Grün-Weißen, dann dürfte er gehen, weil es schwer vorstellbar ist, dass er noch mal die Energie aufbringt, um eventuell noch so eine Saison zu erleben", sagte der deutsche Rekord-Nationalspieler.

Die Bremer stehen nach der Niederlage in Mainz als Tabellenvorletzter vor dem zweiten Abstieg in ihrer Bundesliga-Geschichte. Nur wenn der 1. FC Union am 27. Juni gegen Fortuna Düsseldorf punktet, hat Bremen durch einen Sieg gegen den 1. FC Köln noch die Chance auf den Relegationsplatz.

Werder geblendet durch Erfolg der Vorsaison?

"Sollte der Klub absteigen, sehe ich die Trennung sogar noch deutlicher als ohnehin. Die Spieler und der Trainer haben dann in den allermeisten Fällen einen kompletten Neubeginn nötig", meinte Matthäus. Zudem gäbe es nach seiner Meinung einige Interessenten aus der Bundesliga an Kohfeldt. Zugleich lobte er den 37-Jährigen.

Kohfeldt habe einen attraktiven und sehr ansehnlichen Fußball spielen lassen: "Er ist ein guter Typ, kann sich hervorragend verkaufen und hat eine sehr gute Ausstrahlung."

Grund für die prekäre Situation sei nach Ansicht von Matthäus, dass der Verein verkannt hat, "was für Spieler und Charaktere in dieser Saison benötigt werden. Der Erfolg der Vorsaison hat dazu geführt, dass man keine Profis verpflichtet hat, die nun in der Lage sind zu kämpfen, den Abstiegskampf so anzunehmen, wie es nötig ist."

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