Rummenigge über TV-Gelder, Ablösen und FCB-Gehälter

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat den durch die Deutsche Fußball Liga gerade ausgehandelten TV-Vertrag gelobt.
"Ich bin der Meinung, dass es der DFL gelungen ist, in diesen schwierigen Zeiten ein erstklassiges Ergebnis zu erzielen. Dazu darf man ihr nur gratulieren", sagte der 64-Jährige dem "Handelsblatt".
Der Topfunktionär vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München sagte über die bisherige Verteilung der TV-Gelder: "In Deutschland gibt es eine sehr solidarische, ausgewogene Verteilung der TV-Gelder: Der Meister erhält doppelt so viel TV-Einnahmen wie der Tabellenletzte."
Bei der Auktion der Medienrechte waren für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 insgesamt 4,4 Milliarden Euro und damit rund 260 Millionen Euro weniger als im vergangenen TV-Vertrag erlöst worden - nun dürfte es Diskussionen über die Verteilung der Gelder geben. Eine grundsätzliche Abwärtsspirale sieht Rummenigge aber trotz der geringeren Einnahmen nicht.
Dass sich "Eurosport" in dieser Saison völlig überraschend aus der Bundesliga zurückzog, wertete Rummenigge nicht als Signal für die Zukunft: "Eurosport hatte die Rechte seinerzeit offensichtlich ohne konkrete Pläne hinsichtlich Sendeplattform und ohne klares Marketingkonzept erworben. Nach einem Jahr stellte man dann fest, dass das Angebot so nicht funktioniert. [...] Eurosport war ein Betriebsunfall."
Rummenigge glaubt nicht an Gehaltsobergrenze
Rummenigge forderte angesichts der durch die Corona-Pandemie geringeren Einnahmen ein Umdenken im Profi-Fußball. Die Einführung einer oft diskutierten Gehaltsobergrenze erwartet er aber nicht.
"Die juristischen Voraussetzungen, also das Wettbewerbsrecht, lassen das wahrscheinlich nicht zu. Nein, wir brauchen mehr Rationalität - und müssen das Financial Fair Play in Europa stringenter mit klaren Kennziffern weiterentwickeln. Es ging ursprünglich immer darum, nicht mehr Geld auszugeben als eingenommen wird", sagte der 64-Jährige.
So änderte sich die Gehaltsstruktur beim FC Bayern
Sehr wohl rechnet der Münchner Vorstandsboss allerdings mit Veränderungen auf dem Transfermarkt. "Es ist nicht viel Liquidität vorhanden, es fehlt also an Nachfrage. Nicht aber am Angebot an wechselwilligen Spielern. Das wird die Preise neu justieren."
Auch der FC Bayern werden seine "Payroll weiter herunterfahren", kündigte Rummenigge an: "Wir haben eine Supermannschaft. Wir möchten aber unseren Kader etwas breiter aufstellen. Es wird in der nächsten Saison viele englische Wochen mit vielen Spielen geben, da müssen wir mehr einsatzbereite Spieler im Kader haben." Transfers in einer Größenordnung von 100 Millionen Euro und mehr könne er sich "nicht vorstellen".
FC Bayern rechnet mit Einnahmen-Minus von 50 Mio. Euro
In der Bayern-AG erwartet Rummenigge für die Saison 2019/2020 "finanzielle Mindereinnahmen von circa 50 Millionen Euro. Trotzdem haben wir die Hoffnung, eine schwarze Null zu schreiben. Da die Endphase der aktuellen Champions League zeitlich in die nächste Saison fallen wird, werden hier mögliche Einnahmen natürlich auch erst im nächsten Geschäftsjahr zum Tragen kommen", sagte Rummenigge.
Insgesamt werde der europäische Fußball in diesem Jahr noch mal "mit einem blauen Auge davonkommen".
Sorgen um den FC Bayern macht sich Rummenigge trotz der fehlenden Einnahmen nicht: "Finanziell waren wir in Europa immer unter den Top Five – gemessen am Umsatz. In der Krise haben viele gemerkt, dass es aber mehr auf die Liquidität ankommt. In all meinen Jahren als CEO haben wir nie rote Zahlen geschrieben – und konnten immer einen seriösen Betrag zurücklegen. Unsere Eigenkapitalquote liegt bei 72 Prozent. Das lässt uns besser durch die Krise gehen als viele andere europäische Klubs."