Nach Salihamidzic-Rüffel: Müller räumt mit Unwahrheiten auf

Rund um den FC Bayern schwebt vor dem Saisonfinale längst die Diskussion über kommende Transfers. Im Fokus vor allem Thomas Müller, für den Gespräche über Neuzugänge angesichts des anhaltenden Gehaltsverzichts "ein bisschen paradox" sind. Nach einer Ermahnung von FCB-Sportdirektor Hasan Salihamidzic hat sich Thomas Müller nun in einer Videobotschaft erneut zum Thema geäußert - und sparte dabei nicht mit Kritik.
"Bevor es in den sonntäglichen deutschen Fußballmedien rundgeht und etwas weiter breitgetreten wird, das absolut nicht der Wahrheit entspricht, wollte ich das hier einmal klarstellen", begann Müller in einer auf Twitter verbreiteten Videobotschaft: "Und zwar gibt es beim FC Bayern weder diesen internen Streit über Gehaltsverzicht im Bezug auf eventuelle Transfers im Sommer - wir haben aus ganz anderen Gründen auf unser Gehalt verzichtet, nämlich für unsere Mitarbeiter - noch ist diese Meinung, die ich angeblich in diesem Interview nach dem Pokalspiel am Mittwoch kundgetan habe, richtig interpretiert worden."
Angesprochen auf ein mögliches Interesse des FC Bayern an seinem ehemaligen DFB-Teamkollegen Kai Havertz von Bayer Leverkusen hatte Müller bei "Sky" erklärt: "Ich ich habe leider keinen Einblick auf den Finanzbereich von Herrn Dreesen (Finanzvorstand des FC Bayern, d. Red.) und den Sportdirektorenbereich. Ich weiß jetzt nicht, was da geplant ist, welche Budgets da vergeben werden können in den aktuellen Zeiten."
Müller weiter: "Es ist ja ein bisschen paradox, wenn man immer über Neuzugänge spricht und gleichzeitig Gehälter eingespart werden." Dies wurde als Anspielung auf den Gehaltsverzicht der Bayern-Stars in der Corona-Krise ausgelegt, der bei 20 Prozent ihres Salärs liegen soll.
Der 30-Jährige kritisierte nun in seiner Videobotschaft, dass die Aussage "von den Medien provokativ und geschichtsfortführend interpretiert" wurde. "Meine Aussage war eigentlich auf die Tatsache bezogen, dass mich die Frage zu Transfers in der nächsten nach einem Pokalhalbfinale genervt hat."
Am meisten störe Müller, dass oftmals "so getan wird, dass diese Top-Transfers - die wir absolut brauchen - mal so mit einem Fingerschnippen zu bewältigen wären. Als ob 100 Millionen oder 50 Millionen keine Summe sind, und das in Zeiten, in denen wir uns aktuell befinden".
Müller wehre sich zudem keineswegs gegen Transfers. "Ich persönlich will für mich den bestmöglichen Kader in der nächsten Saison. Ich habe große Ziele, ich will die Champions League gewinnen, ich will dass wir richtig angreifen und diesen aktuellen Lauf fortführen." Er teile die Meinung von Sportdirektor Hasan Salihamidzic, dass man beim FC Bayern zukünftig öffentlich "nicht mehr über Transfers sprechen" wird.
Salihamidzic: Müller "hat sich verdribbelt"
Salihamidzic hatte sich am Samstag vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach nicht wirklich begeistert von Müllers Aussagen gezeigt.
"Der Thomas hat nach dem Pokal-Spiel, als er nicht so zufrieden war mit der Leistung der Mannschaft, sich in seiner Aussage etwas verdribbelt", erklärte der Sportdirektor.
"Ich habe ihm auch gesagt, dass das nicht korrekt war." Müller sei "ein sehr intelligenter Junge, ein intelligenter Spieler".
Die Haltung des Klubs sei jedoch, "dass wir uns zu den Transfers äußern, wenn sie gemacht sind. Das gilt für Verantwortliche und Spieler und daran sollten wir uns halten", so der Appell des FCB-Verantwortlichen.
Flick: Wird Transfers geben
Auch Trainer Hansi Flick hatte sich zur Thematik geäußert, wollte die ganze Sache aber nicht allzu hoch hängen. "Das ist die Aussage von Thomas. Ich werde keinem Spieler etwas verbieten", sagte er. Die Solidarität zu den Mitarbeitern sei "wichtig", führte Flick weiter aus. Und es werde natürlich "trotz des Gehaltsverzichts Transfers geben".
Kapitän Manuel Neuer gab sich bei "Sky" diplomatisch. Salihamidzic vertrete den Verein, "er ist für den Kader der nächsten Saison verantwortlich. Deshalb gibt es da zwei Perspektiven". Allerdings müsse man "intern darüber reden".
FC Bayern: Hat Müller mit seiner Kritik Recht?
Klar ist: Mögliche Transfers von Havertz oder auch Wunschspieler Leroy Sané von Manchester City, an dem die Münchner seit Monaten baggern, würden inklusive Ablösesumme und Gehalt dreistellige Millionenbeträge kosten, üppige Handgelder für die umworbenen Jung-Stars kämen wohl dazu - eine durchaus brisante Situation, wenn auf der anderen Seite altgediente Recken wie Müller, Kapitän Manuel Neuer oder Goalgetter Robert Lewandowski auch aus Solidarität mit den Angestellten des Klubs freiwillig auf Teile ihrer Bezüge verzichten.
Dass das Entgegenkommen des kickenden Personals den finanziellen Spielraum der Bayern in der Corona-Krise erhöht hat, ist unbestritten. Laut Berechnungen des Online-Portals "Tribuna" sparten die Münchner dank des Gehaltsverzichts alleine im April rund drei Millionen Euro ein.
Aus sportlicher Sicht würde Müller eine Havertz-Verpflichtung übrigens begrüßen. "In meinen letzten Zügen bei der Nationalelf bin ich in den Genuss gekommen, mit ihm trainieren und spielen zu dürfen. Kai Havertz ist ein extrem guter Spieler. In dem Alter, ein Top-Talent Europas. Er hat so gute Fähigkeiten. Und natürlich wollen wir beim FC Bayern immer die Spieler mit den besten Fähigkeiten haben", sagte der Weltmeister von 2014.