24.05.2020 09:30 Uhr

Als die Bayern den Langen aus Langenrohr holten

Der Major und King Kahn im Oktober 2006
Der Major und King Kahn im Oktober 2006

Sommer 2005: Bayern München verpflichtet Spieler wie Philipp Lahm, Ali Karimi, Valerién Ismaël und auch einen gewissen Stefan Maierhofer aus dem Tullnerfeld.

Mia nemman den! Fast auf den Tag genau 15 Jahre ist der wohl sensationellste Transfer der heimischen Kickerszene her: Deutschlands Rekordmeister FC Bayern München verpflichtet den 22-jährigen Stefan Maierhofer vom NÖ Landesligisten SV Langenrohr.

Natürlich holten die Bayern den Maierhofer für die Amateure. Aber der Major wäre nicht der Major, wenn er nicht mehr im Sinn gehabt hätte. Im Gespräch mit weltfussball.at erinnert sich Maierhofer an den Transfer, sein Debüt bei den Profis und zeigt sich dankbar für diese Chance, die er letztlich selbst nützte.

"Meine Eltern haben mich damals gefragt, ob ich jetzt noch Fußball-Profi werde, oder doch im Familienbetrieb in Gablitz arbeite", erzählt der gelernte Koch. "Als ich erfahren habe, dass Daniel Sikorski von der Akademie St. Pölten zu den Bayern wechselt ist, habe ich dessen Manager gebeten, mir einmal ein Probetraining zu vermitteln."

"Der marschiert - der kriegt zwei Jahre"

Die Bayern gaben grünes Licht für Trainings und Freundschaftsspiele. Maierhofer überzeugte, insbesondere in einem Test gegen die Hertha BSC Amateure. Nach der Partie kamen deren Betreuer zu Hermann Gerland (im Bild mit seinem Amateure-Co-Trainer Gerd Müller, 2005) und fragten: "Nimmst du den?" Gerlands Antwort: "Klar! Der marschiert voll durch."

Bei der Vertrags-Unterschrift war dann endgültig klar, dass Gerland dem Langen aus der Alpenrepublik mehr zutraute. Als Bayerns Nachwuchschef Werner Kern nämlich einen Einjahresvertrag aufsetzen lassen wollte, monierte Gerland in seiner typischen Art und Weise: "Nein, der kriegt zwei Jahre!"

Normal bekommen die "Älteren" nur ein Jahr Vertrag, weil bei den Amateuren nur drei Ü23-Spieler eingesetzt werden dürfen. Doch beim Major lag schon etwas in der Luft.

Für Pizza rein, weil Prinz Poldi verletzt war

Tatsächlich war Maierhofer in seinem zweiten Jahr bei den Amateuren schon Kapitän und durfte im Sommer 2006 auch schon mit den Profis ins Trainingslager und feierte im Oktober 2006 sein Debüt beim Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt.

"Das war schon extrem lässig", erinnert sich Maierhofer, "Ich hatte zwei Freunde aus Gablitz bei mir zu Besuch und wollte mit ihnen am Samstag gemeinsam im Stadion das Spiel schauen und am Sonntag wollten sie mir dann bei den Amateuren zuschauen." Doch wegen einer Verletzung von "WM-Liebling" Lukas Podolski kam am Freitagabend urplötzlich der Einrückungsbefehl!

"Ich hab' mir im ersten Moment gedacht. 'Okay, cool - siehst du das Spiel sogar von der Ersatzbank aus.' Nach der Video-Analyse des Gegners hat mich Felix Magath aber zur Seite genommen und gesagt, dass ich ein paar Minuten bekomme, wenn es das Spiel erlaubt." So war es dann auch: Vor 69.000 Zuschauern durfte der Major dann für Claudio "Pizza" Pizarro rein.

"Lässig war, dass nachher gleich Oliver Kahn zu mir ist und mir mit einem entspannten Lächeln zum Bundesliga-Debüt gratuliert hat. Das hat schon was, wenn der Titan auf dich zukommt. Mit Bastian Schweinsteiger (Bild) habe ich dann auch gleich ein bisschen Schmäh geführt."

"Insgesamt war es ja schon bei den Amateuren ein Wahnsinn mit Spielern wie Michael Rensing, Sandro Wagner (im Bild unten) Mats Hummels oder Michael Görlitz", so Maierhofer, "im Nachhinein bin ich natürlich sehr dankbar und demütig, dass ich diese Chance bekommen habe."

Von den sechs Spielern, die die Bayern Amateure im Sommer 2005 verpflichteten, wurden alle Profis. Aber nur der Major brachte es auf Bundesliga-Einsätze für die "Mia san Mia"-Connection und der WSG-Tirol-Stürmer ist trotz seiner 37 Lenze auch der einzige der sechs, der immer noch in einer obersten Spielklasse kickt.

>> alle Vereinsspiele von Stefan "Major" Maierhofer

Thomas Schöpf

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