BVB dank Talente-Taktik "absolut konkurrenzfähig"

Mit Jadon Sancho (20) und Erling Haaland (19) schmücken zwei der derzeit wohl begehrtesten Supertalente der Fußball-Welt den Kader von Borussia Dortmund, auch um Giovanni Reyna (17) und Dan-Axel Zagadou (20) dürften zudem nicht wenige Top-Klubs den BVB beneiden. Hinzukommt Youssoufa Moukoko (15), der im Jugendbereich von Rekord zu Rekord eilt und im November zum jüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte aufsteigen dürfte - um die schwarzgelbe Zukunft ist es rosig bestellt. Das Ergebnis harter Arbeit.
"Es ist ein elementarer Teil unserer Herangehensweise, dass wir Hochtalentierte zu Top-Spielern entwickeln wollen. Entweder über unsere Jugend oder durch eine direkte Integration in den Profibereich", zitiert der "kicker" BVB-Sportdirektor Michael Zorc. "Diese High-Potentials suchen wir in Deutschland, aber auch im Ausland - dort sind sie aktuell etwas leichter zu finden", ergänzt der 57-Jährige und bringt damit das große Pfund der Borussen im Feilschen um die kommenden Weltstars auf den Punkt: das Scouting.
Kaum ein Spitzenverein formte in den letzten Jahren derart zuverlässig junge Nachwuchskicker zu international begehrten Akteuren wie die Dortmunder. Dass für die Dienste der außerhalb der Fachwelt nicht selten eher unbekannten Kicker durchaus stattliche Summen fällig werden, ist ein lohnendes Risiko.
Das untermauern die Verkäufe der einstigen BVB-Talente Ousmane Dembélé (2017 für 125 Millionen Euro zum FC Barcelona) und Christian Pulisic (Januar 2019 für 64 Millionen Euro zum FC Chelsea). Dass Sancho und Haaland, sollten sie Dortmund den Rücken kehren, ebenfalls ein sattes Plus am Borsigplatz hinterlassen, steht außer Frage. Aber selbst mit vermeintlichen Flops wie Emre Mor, Mikel Merino oder Alexander Isak wurde kaum Verlust oder sogar ein moderater Gewinn eingefahren.
Der BVB lockt den Nachwuchs mit Einsatzzeit
Die illustre Aufzählung offenbart natürlich auch ein Problem. In Youngster-Kreisen hat sich der BVB zwar den Ruf erarbeitet, ein gutes Pflaster für den nächsten Schritt zu sein - ein Umstand, der im Werben um den Nachwuchs nicht selten die Waagschale zugunsten der Dortmunder senkt.
"Ich mag es nicht, große Versprechungen zu machen. Lieber sage ich den Spielern: Schau dir unsere Aufstellung an, wenn wir samstags um 15:30 Uhr in der Bundesliga spielen. Oder unter der Woche in der Champions
League. Dann siehst du, dass wir unsere Talente auch spielen lassen. Und zwar nicht in der ersten Pokalrunde gegen einen Drittligisten - auch in den wichtigen Spielen", umreißt Zorc gegenüber dem "kicker" die Bedeutung des Standings des Klubs.
Rufen die Hoffnungsträger ihr Talent im Borussen-Trikot aber wirklich ab, werden sie im Ruhrpott nicht alt, sondern streben nach Höherem.
"Das Ziel ist es natürlich immer, die Spieler möglichst lange im Klub zu behalten", so Zorc, der aber eingesteht, dass dieses Vorhaben nicht immer von Erfolg gekrönt ist. "Aber unsere Herangehensweise ist für uns ein lohnenswerter Ansatz, um absolut konkurrenzfähig zu sein."
Fest steht: "Absolut konkurrenzfähig" sind die Dortmunder seit Jahren. Um dem nationalen Platzhirsch FC Bayern oder der internationalen Top-Riege den Rang abzulaufen, fehlt allerdings die Konstanz.
Ausgerechnet die Coronakrise könnte nun aber eine Chance darstellen. Da die Pandemie auch die ganz großen Käufer-Klubs vor finanzielle Herausforderungen stellt, ist nicht auszuschließen, dass Haaland, Sancho und Co. noch ein Jahr in Dortmund verweilen. Sollte sich Reyna weiterentwickeln und Moukoko die enormen Erwartungen dann auch noch erfüllen, sollte sich die Konkurrenz warm anziehen.