14.03.2020 08:39 Uhr

Warum Odriozola ein Flop mit Ansage war

Álvaro Odriozola kommt beim FC Bayern bislang kaum zum Einsatz
Álvaro Odriozola kommt beim FC Bayern bislang kaum zum Einsatz

Im Winter wechselte Álvaro Odriozola auf Leihbasis von Real Madrid zum FC Bayern. Beim deutschen Fußball-Rekordmeister sollte der Spanier den Konkurrenzkampf auf der Rechtsverteidiger-Position erhöhen. Ein Plan, der nicht aufgegangen ist: Nach nicht einmal zwei Monaten in München ist der 24-Jährige bereits außen vor.

Als Hasan Salihamidzic den Transfer von Álvaro Odriozola Ende Januar bestätigte, schwang eine Prise Stolz mit. "Wir sind überzeugt, dass Álvaro unserer Mannschaft mit seinen Qualitäten helfen wird. Ich bin froh, dass wir so einen Außenverteidiger gefunden haben," frohlockte der Bosnier. Einen spanischen Nationalspieler für vergleichsweise kleines Geld ausgeliehen zu haben, wurde allenthalben als Coup verkauft.

Zwar machte niemand einen Hehl daraus, dass der gebürtige Baske in erster Linie für die Breite des Kaders geholt worden war, eine Rolle wie Ex-Bayer Rafinha, hinten rechts jahrelang ein extrem zuverlässiger Backup, trauten ihm die Bosse aber allemal zu.

Mitte März dürfte bei Salihamidzic und Co. Ernüchterung eingekehrt sein. Ein Startelf-Einsatz beim 3:2 gegen den SC Paderborn in der Liga war bislang die einzige nennenswerte Bewährungschance für den Abwehrmann, der ansonsten nur im Pokal-Achtelfinale gegen Hoffenheim (4:3) noch einige Joker-Minuten sammeln konnte.

Selbst wenn Trainer Hansi Flick der Dreifachbelastung Tribut zollen musste und zur Rotation griff, baute er nicht auf Odriozola, dessen Verbleib in München schon jetzt nahezu ausgeschlossen ist. Eine für alle Seiten unbefriedigende Situation.

Odriozolas Trainingsleistungen verärgern den FC Bayern

In Windeseile ist der 24-Jährige, der ursprünglich "sehr viel Druck auf den Gegner ausüben" sollte (O-Ton Salihamidzic), beim FC Bayern aufs Abstellgleis geraten.

Anfang Februar berichtete "Sport1" von Odriozolas unzureichenden Trainingsleistungen, die bei Chefcoach Flick für Verärgerung gesorgt haben sollen. Von Problemen im technischen und spieltaktischen Bereich war die Rede.

Hinzu kam ein überhartes Einsteigen gegen Ivan Perisic im Training, das eine längere Zwangspause des formstarken Kroaten zur Folge hatte und Odriozola einen Rüffel einbrachte.

Zuletzt mehrten sich Medienberichte, laut derer das Aus des viermaligen Nationalspielers an der Säbener Straße bereits besiegelt sei. Er erfülle schlicht die Anforderungen nicht, hieß es.

Zweifel waren von Beginn an angebracht. Der FC Bayern sieht sich mit Real Madrid auf Augenhöhe - und bei den Königlichen ist Odriozola nicht nur wegen der starken Konkurrenz durchgefallen

Dass der Leihspieler nun trotz der zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle in der Münchner Defensive auf der Bank schmort, spricht Bände. Auf der rechten Außenbahn erhält Benjamin Pavard den Vorzug, obwohl sich der Franzose innen bekanntlich wohler fühlt. Die Höchststrafe für Odriozola.

Odriozola-Wechsel zum FC Bayern ein Flop mit Ansage?

Was bleibt, ist die Frage, warum sich die Entscheidungsträger beim FC Bayern im Winter überhaupt für einen Spieler entschieden haben, der auf allerhöchstem Niveau offenkundig nicht mithalten kann.

Schon nach dem Paderborn-Match hatte Keeper Manuel Neuer ein vielsagendes Urteil über Odriozola und dessen Leistung gefällt.

"Es ist klar, dass nicht alles beim ersten Mal klappt. Er hat viel investiert und viel versucht. Es war okay für den Einstand", murmelte der 33-Jährige. Nur reicht "okay" nicht, um bei einem Dauer-Anwärter auf den Champions-League-Titel Fuß zu fassen.

Für manch einen Fan war der Odriozola-Deal ein Flop mit Ansage. Dass sich die Bayern im Zuge der Verhandlungen keine Kaufoption hatten zusichern lassen, weckte ihr Misstrauen.

Mittlerweile fühlen sie sich bestätigt und zugleich erinnert an einen gewissen Serdar Tasci. Der ehemalige deutsche Nationalspieler war im Januar 2016 ebenfalls als Leihspieler nach München gekommen, um als "wertvolle Alternative" die Optionen des Trainers zu erweitern - und nur sechs Monate sowie drei Einsätze später wieder von dannen gezogen.

Heiko Lütkehus

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