7 Fragen und Antworten zum Klinsmann-Rücktritt

Jürgen Klinsmann hat nach nur 76 Tagen überraschend sein Amt als Trainer bei Fußball-Bundesligist Hertha BSC zur Verfügung gestellt. Nach "langer Überlegung" sei der 55-Jährige zu der Überzeugung gekommen, von seinem Amt beim Fußball-Bundesligisten zurückzutreten. Dies kündigte er auf seinem Facebook-Account an.
Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Paukenschlag gesammelt:
- Warum ist Jürgen Klinsmann als Trainer bei Hertha BSC zurückgetreten?
Offenbar kam es zum Bruch mit dem Berliner Führungspersonal, etwa mit Manager Michael Preetz. Klinsmann bemängelte in seinem Rücktritts-Statement auf Facebook mangelndes Vertrauen der handelnden Personen. Angeblich fühlte sich Klinsmann bei den Gesprächen über eine vorzeitige Vertragsverlängerung hingehalten. Sein Vertrag als Trainer lief bis zum Saisonende.
- Wie geht es mit Klinsmann weiter?
Klinsmann zieht sich in den Aufsichtsrat zurück, in den er Anfang November auf Betreiben des neuen Investors Lars Windhorst eingetreten war. Es wird spannend zu beobachten sein, wie der Geldgeber auf den Rückzug seines Vertrauten reagiert und welche möglichen Folgen der Schritt für die Arbeit von Preetz haben wird. In seiner künftigen Rolle wird Klinsmann nämlich genau diese überwachen. Konflikte scheinen programmiert.
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- Kam der Rücktritt überraschend?
Ja! Klinsmann sprach noch am späten Montagnachmittag in einem Live-Chat mit Fans, sagte dabei, dass man in den zehn Wochen seiner Amtszeit "viel bewegt" habe und "auf dem richtigen Weg" sei. Nichts deutete auf einen Rücktritt hin, auch die Vereinsführung sah offenbar keine Anzeichen dafür. "Wir sind von dieser Entwicklung am Morgen überrascht worden", teilte Preetz am Dienstag mit.
- Wer folgt auf Klinsmann?
Zunächst wird der bisherige Co-Trainer Alexander Nouri mit dem aktuellen Trainerteam das Training übernehmen. Ob der Klinsmann-Vertraute eine langfristige Option ist, bleibt abzuwarten. Der gebürtige Berliner und ehemalige Bayern-Coach Niko Kovac steht nach SID-Informationen nicht zur Verfügung.
- Was bleibt von Klinsmann?
Chaos. Klinsmann trat als Reformer auf, er propagierte offensiv die Vision vom "Big City Club", der mittelfristig um Titel spielen will. Dafür stellte er bei Hertha vieles auf den Kopf. Altgediente Spieler wie Salomon Kalou oder Kapitän Vedad Ibisevic spielten plötzlich keine Rolle, andere traten die Flucht an. Dafür investierte Klinsmann im Winter knapp 80 Millionen Euro in neue Spieler. In der Mannschaft sorgte das augenscheinlich für Unruhe und Unmut.
- Wie fällt Klinsmanns sportliche Bilanz aus?
Das Intermezzo auf der Berliner Bank dauerte nur 76 Tage. In neun Ligaspielen holte die Hertha unter seiner Leitung zwölf Punkte, im DFB-Pokal endete der Traum vom Finale im eigenen Stadion im Achtelfinale gegen Schalke 04 (2:3 n.V.). Klinsmann gelang es, das unter seinem Vorgänger Ante Covic verunsicherte Team defensiv zu stabilisieren. Offensiv machte Hertha unter dem einstigen Weltklassestürmer aber keinerlei Fortschritte, stattdessen spielte Hertha BSC unansehnlichen Mauer-Fußball. Nicht erst nach dem 1:3 am Wochenende gegen Mainz 05 hagelte es Kritik.
- Was wird aus Manager Michael Preetz?
Preetz darf sich zunächst als Sieger fühlen. Dass es mit den beiden Protagonisten auf Dauer nicht gutgehen würde, war zu befürchten. Wahrscheinlich wird der langjährige Manager darum bemüht sein, in nächster Zeit Ruhe in den Verein zu bringen. Vollmundige Ankündigungen vom "Big City Club" und vom Einzug in die Champions League wird es von Herthas sportlicher Abteilung zunächst wohl nicht mehr geben.