15.01.2020 18:19 Uhr

Hertha BSC im Check: Reich, aber noch nicht sexy

Jürgen Klinsmann will Hertha BSC in eine bessere Zukunft führen
Jürgen Klinsmann will Hertha BSC in eine bessere Zukunft führen

Wird die Alte Dame wieder sexy? Nach einer enttäuschenden Hinserie will Hertha BSC mit aller Macht den Umschwung erzwingen.

Ein Großangriff auf dem Transfermarkt, ermöglicht durch Investor Lars Windhorst, und das Engagement von Jürgen Klinsmann lassen das Umfeld von besseren Zeiten träumen. Zu Recht? weltfussball macht den Rückrunden-Check.

  • Hertha BSC im Rückrundencheck: Testspiele/Form

Mit vier Spielen ohne Niederlage ging Hertha BSC in die Winterpause. Langzeit-Interimscoach Jürgen Klinsmann stabilisierte die Mannschaft und holte je zwei Siege und Unentschieden gegen Teams, die in der Tabelle allesamt besser dastanden.

Auf dem Papier liest sich auch das jüngst zu Ende gegangene Trainingslager gut. Der Hertha-Tross fand in Orlando (USA) gute Bedingungen und angenehmes Wetter vor. Zudem wurden beide Testspiele im Verlaufe der Woche gewonnen.

Zunächst schoss Davie Selke die Alte Dame zu einem 1:0 gegen den Tabellendritten der polnischen Ekstraklasa, Pogon Stettin. Mehr Details über diese Partie drangen jedoch nicht an die Öffentlichkeit.

Im zweiten Test besiegte Hertha die Eintracht aus Frankfurt mit 2:1 und bestach dabei mit Effektivität. Ausgerechnet der eigentlich schon aussortierte Alexander Esswein traf doppelt. Unter dem Strich waren die Hessen die bessere Mannschaft, vergaben jedoch eine Reihe guter Chancen.

  • Hertha BSC im Rückrundencheck: Personal

Womöglich war die fehlende Spritzigkeit auch darin begründet, dass der Schwerpunkt auf der Grundlagenausdauer lag. Klinsmann ist als Fitness-Fanatiker bekannt und verlangt von seinen Spielern Top-Kondition.

"Wir arbeiten mit neuen Ansätzen im athletischen Bereich und ich glaube, wir haben nicht nur konditionell einen Schritt nach vorne gemacht", bewertete Rechtsverteidiger Lukas Klünter das Camp in Orlando.

Auch personell kann Klinsmann nahezu aus dem Vollen schöpfen: Fast alle Spieler sind fit und gesund aus den USA zurückgekehrt.

Lediglich Arne Maier, der sich im Frankfurt-Spiel das Knie verdrehte, trainierte zuletzt einige Tage individuell. Schwerwiegend ist die Verletzung des Mittelfeldspielers allerdings nicht.

  • Hertha BSC im Rückrundencheck: Transfers

Von der angekündigten Großoffensive und dem Angriff auf "Champions-League-Spieler", wie Klinsmann die Transferziele betitelte, ist bislang nichts umgesetzt worden. Im Gegenteil: Vier Abgänge stehen der Verpflichtung von Santiago Ascacíbar gegenüber.

Der Sechser war beim VfB Stuttgart nicht mehr erste Wahl, kostete die Alte Dame dennoch rund zehn Millionen Euro. Eine stolze Ablöse für einen Spieler, der aus der 2. Bundesliga kommt.

Ursprünglich war Granit Xhaka die erste Wahl der Hauptstädter. Doch nachdem es zwischenzeitlich nach einer Rückkehr des Schweizers in die Bundesliga aussah, ist ein Transfer inzwischen höchst unwahrscheinlich.

Mittlerweile ist Lucas Tousart von Olympique Lyon das Objekt der Begierde. Laut "Bild" sollen sich der Franzose und Hertha sogar schon auf einen Wechsel verständigt haben, die Vereine müssen sich allerdings noch einigen. 25 Millionen Euro stehen als Ablöse im Raum.

Im Gegenzug verließen mit Sidney Friede (ablösefrei zum SV Wehen Wiesbaden) und Eduard Löwen, der eineinhalb Jahre an den FC Augsburg ausgeliehen wurde, zwei Mittelfeld-Allrounder die Hauptstadt.

Ebenso trennte man sich vorläufig von Ondrej Duda. Der Slowake zeigte sein großes Potenzial viel zu selten und war unter Klinsmann in den letzten Spielen außen vor. Auch deshalb flüchtete er nach Norwich.

Auch Maurice Covic, Sprössling von Klinsmanns Vorgänger Ante Covic, hatte keine Aussicht auf Einsatzzeiten und ging leihweise zum italienischen Zweitligisten Ascoli Calcio.

  • Hertha BSC im Rückrundencheck: Das macht Sorgen

Gegen tief stehende Teams tut sich die Hertha weiterhin enorm schwer. Doch auch gegen mitspielende Mannschaften ist von Brillanz wenig zu sehen.

Der Frankfurt-Test offenbarte zudem die weiterhin vorhandenen Defensivschwächen der Blau-Weißen. Einige Male musste Torhüter Rune Jarstein die Stellungsfehler seiner Vorderleute ausbügeln. Gegner, die in einer besseren Verfassung als die Eintracht sind, werden solche Fehler konsequent(er) bestrafen.

Und genau solche warten direkt zum Rückrundenauftakt: Zunächst kommt der FC Bayern München in die Hauptstadt, ehe Hertha beim Tabellenneunten VfL Wolfsburg gastiert. Am 31. Januar eröffnet die Alte Dame den 20. Spieltag im Olympiastadion gegen den FC Schalke 04.

Erst am 21. Spieltag wartet mit dem 1. FSV Mainz 05 der erste Gegner, der vor Rückrundenstart in der Tabelle hinter den Berlinern steht. Ein Fehlstart könnte das zuletzt stabilisierte Konstrukt wieder ins Wanken bringen.

  • Hertha BSC im Rückrundencheck: Das macht Hoffnung

Aufgrund der extrem lebendigen Trainingsarbeit ist der Optimismus bei den Hauptstädtern groß. Mental steht die Hertha derzeit auf der Sonnenseite der Bundesliga.

Die Mannschaft kann in Ruhe arbeiten, da sich alles auf die Führungsetage und nicht zuletzt Trainer Jürgen Klinsmann konzentriert, womit dieser aber umzugehen weiß.

Das bestätigt auch eine bemerkenswerte Aussage von Manager Michael Preetz: "Jürgen Klinsmann ist mit einer extremen Strahlkraft ausgestattet, und davon wollen wir natürlich profitieren."

  • Hertha BSC im Rückrundencheck: Prognose

Vorerst muss Hertha BSC eher nach unten als nach oben schauen. Knüpfen Klinsmanns Schützlinge an ihre Dezember-Form an, wäre Europa zumindest noch als Fernziel drin.

Bislang hat sich der Klub jedoch allenfalls punktuell verstärkt. So lehnt man sich mit der Prognose, dass die Alte Dame am Saisonende wohl auf einem Mittelfeldplatz landet, nicht allzu weit aus dem Fenster.

Luis Holuch

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