08.01.2020 08:29 Uhr

Warum Paco Alcácer den BVB verlassen könnte

Paco Alcácer könnte den BVB noch im Winter verlassen
Paco Alcácer könnte den BVB noch im Winter verlassen

Vom umjubelten Torjäger aufs Abstellgleis: Paco Alcácer hat bei Borussia Dortmund einen rasanten Absturz hinter sich. Nach nur eineinhalb Jahren könnte der Spanier den BVB in diesem Winter schon wieder verlassen.

Dass Paco Alcácer in den ersten Tagen des BVB-Trainingslagers in Marbella überwiegend abseits der Mannschaft individuell arbeitete, war leichten Knieproblemen geschuldet. Ein Bild mit Symbolcharakter war die Isolation des 26-Jährigen dennoch.

Glaubt man übereinstimmenden Medienberichten, stehen die Zeichen zwischen Alcácer und dem BVB auf Abschied. Im Endeffekt, so ist zu hören, gehe es nur noch darum, dass ein Klub eine adäquate Ablösesumme für den 19-fachen spanischen Nationalspieler bietet. Von einer Dortmunder Forderung in Höhe von 40 Millionen Euro ist die Rede.

"Ich lese das nur", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc angesprochen auf die Gerüchte dem "kicker". "Ich mache mir grundsätzlich erst einen Kopf über diese Dinge, wenn etwas konkreter wird." Ein Dementi klingt anders.

Beziehung zwischen BVB und Alcácer startet als Traumehe

Wie es in der als Traumehe gestarteten Beziehung zwischen Alcácer und Dortmund so schnell so weit kommen konnte, überrascht durchaus - trotz des Wissens um die Schnelllebigkeit des Fußball-Geschäfts.

Zu Beginn seines Gastspiels bei der Borussia im Sommer 2018 wurde nämlich alles zu Gold, was der Neuzugang vom FC Barcelona anfasste.

Für seine ersten neun Bundesliga-Tore benötigte Alcácer nur 237 Spielminuten - Rekord. Alle 29 Minuten traf er zwischenzeitlich im Oberhaus. Sogar beim legendären Gerd Müller lagen durchschnittlich 105 Minuten zwischen seinen Torerfolgen.

"El Matador" tauften die BVB-Profis ihren Teamkollegen aufgrund seines beeindruckenden Killerinstinkts.

BVB zahlte 21 Millionen Euro für Alcácer

Darüber, dass Alcácers Fitnessprobleme monatelang keine Einsätze über 90 Minuten zuließen, er immer wieder wegen kleinerer und größerer Wehwehchen ausfiel und auch seine Tor-Quote letztlich annähernd auf Normalmaß schrumpfte, sah man in Dortmund großzügig hinweg.

Logische Folge: Die BVB-Verantwortlichen wandelten im Frühjahr 2019 Alcácers Leihe per Kaufoption für rund 21 Millionen Euro in ein dauerhaftes Engagement um. Als es vor der Vorbereitung auf die laufende Saison hieß, Alcácer habe seine körperlichen Schwierigkeiten nun überwunden, erwarteten nicht wenige im Umfeld des BVB eine weitere Leistungsexplosion.

Und tatsächlich wirkte Alcácer fit wie nie - und lieferte zunächst beeindruckend ab: Fünf Treffer in den ersten vier Bundesligaspielen im BVB-Trikot schafften vor ihm nur Pierre-Emerick Aubameyang (2015/16) und Vereinsikone Lothar Emmerich (1967/68).

Alcácer ein Opfer der Systemumstellung beim BVB

Doch im Herbst stoppte eine hartnäckige Achillessehnenreizung den Rekordjäger. Im gesamten Oktober bestritt Alcácer kein einziges Spiel. Bitter für den nur 1,73 Meter kleinen Mittelstürmer: Als er die Spätfolgen der Blessur endgültig überwunden hatte, wurde er beim BVB urplötzlich nicht mehr gebraucht.

Trainer Lucien Favre setzte in seinem neuen 3-4-3-System auf einen spielstarken Angreifer. Marco Reus oder Thorgan Hazard erfüllten dieses Anforderungsprofil besser als Alcácer.

In den letzten vier Ligaspielen vor Weihnachten kam dieser insgesamt auf zehn Minuten Spielzeit - viel zu wenig für einen Spieler, der noch wenige Monate zuvor in einem Interview zugegeben hatte, ein "komplizierter Typ" zu sein, wenn er auf der Bank sitzt.

Alcácer liebäugelt mit Rückkehr nach Spanien

Gegenüber der "Marca" ließ Alcácer zudem Heimweh durchblicken. "In Zukunft" würde er gerne wieder in Spanien spielen. Er vermisse "spanisches Wetter, das Essen, die Gewohnheiten und andere Sachen", klagte der Wahl-Dortmunder, dessen Familie sich im Ruhrgebiet ebenfalls nicht wohlfühlen soll.

Längst ist angeblich auch das Tischtuch zwischen Alcácer und Favre zerschnitten. Es herrsche "Eiszeit", schrieb "Bild" zuletzt, der Profi fühle sich von seinem Coach "links liegen gelassen".

Die Verpflichtung des neuen Sturm-Hoffnungsträgers Erling Haaland und der dadurch noch einmal verschärfte Konkurrenzkampf sollen Alcácers Laune zusätzlich verschlechtert haben.

Beobachter wollen anhand von Alcácers Körpersprache im Training in Marbella ausgemacht haben, dass er bereits mit dem BVB abgeschlossen hat.

Wechselt Alcácer nach Valencia oder Madrid?

Ob sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar zu den von der BVB-Führung gewünschten Konditionen ein Abnehmer für Alcácer findet, ist allerdings offen.

Sein Heimatverein FC Valencia hat nicht die finanziellen Mittel, um eine Rückholaktion zu stemmen. Atlético Madrid, ebenfalls als möglicher Interessent gehandelt, wäre wohl flüssig genug, soll sich allerdings mit Edinson Cavani von Paris Saint-Germain einig sein.

So ist es möglich, dass der BVB mit Haaland als Stammspieler im Sturm in die Rückrunde startet - und mit einem komplizierten Typ auf der Bank.

Tobias Knoop

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