Matthäus rätselt über Nübels Entscheidung

Die Entscheidung von Alexander Nübel, seinen Vertrag beim FC Schalke 04 nicht zu verlängern und aller Voraussicht nach zum FC Bayern München zu wechseln, sorgt für viel Unverständnis - auch bei Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.
"Ich bin genauso sprachlos wie die Verantwortlichen von S04", schrieb der langjährige Bayern-Profi in seiner "Sky"-Kolumne und erklärte: "Stand jetzt, tauscht ein junger, ambitionierter und höchst talentierter Schlussmann die Kapitäns-Binde, den Stammplatz bei einem großen Klub und die Liebe der Fans gegen eine Reservisten-Rolle."
Matthäus kann weder Nübel noch sein Management verstehen. "Wäre es nicht besser gewesen, das lukrative Angebot der Schalker anzunehmen und in ein, zwei Jahren garantiert zu Bayern zu wechseln und sofort zwischen den Pfosten zu stehen?", fragte sich der 58-Jährige.
Schalke soll Nübel mit einem Gehalt von fünf Millionen Euro und einer Ausstiegsklausel ab 2021 geködert haben.
Matthäus rät Nübel zum Winter-Wechsel zum FC Bayern
"Sollte Manuel Neuer seinen Vertrag verlängern und weiterhin den Ehrgeiz eines 20-jährigen haben, wird Nübel bei Bayern vielleicht das eine oder andere Spiel machen dürfen, mehr aber nicht", betonte Matthäus: "Ich habe ihn als intelligenten, reflektieren und cleveren jungen Mann kennengelernt, der genau weiß, was er will. Und das kann eigentlich kein Stammplatz auf der Bank sein."
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Sollte Nübel nach seiner Sperre noch einmal im Schalke-Trikot auflaufen, erwartet den 23-Jährigen wohl ein "Spießrutenlauf". "Wäre er als Stammtorwart nach Barcelona, Madrid oder Manchester gewechselt, hätten die Fans das verstanden", so Matthäus.
Aber ein Wechsel auf die Bayern-Bank sei für die königsblauen Anhänger nicht zu akzeptieren. "Das Beste für Nübel und alle Beteiligten wäre es, wenn er bereits im Winter nach München zieht", riet Matthäus.
Muss Neuer kürzer treten?
Matthäus geht nicht davon aus, dass die bislang veröffentlichten Meldungen die ganze Wahrheit des bevorstehenden Wechsels darstellen. "Ich glaube nicht, dass wir bereits die ganze Wahrheit und die Hintergründe kennen. Dieser Transfer hinterlässt viele Fragen und Spekulationen", so der TV-Experte.
"Kann es sein, dass ein erhöhtes Verletzungs-Risiko bei Manuel Neuer nach den harten Rückschlägen in der Vergangenheit besteht und klar ist, dass er in Zukunft kürzer treten will oder muss?", mutmaßte Matthäus, stellte aber zugleich klar: "Es hat im letzten halben Jahr allerdings nicht danach ausgesehen. Manuel macht einen top-fitten Eindruck und seine Leistungen waren überragend."
Liebäugelt Neuer mit einem Wechsel ins Ausland?
Außerdem stelle sich die Frage, wieso die Verhandlungen zwischen dem FC Bayern und Neuer derart lange dauern. "Liebäugelt er vielleicht doch noch mit einem Wechsel ins Ausland zu einem anderen Spitzen-Klub wie beispielsweise Paris?", rätselt Matthäus weiter. Neuers aktuelles Arbeitspapier in München ist noch bis 2021 datiert. Eine Verlängerung bis 2023 soll bevorstehen.
Sollte einer dieser beiden Vermutungen von Matthäus der Wahrheit entsprechen, könne er die Entscheidung von Nübel etwas besser verstehen. "Sollten solche Dinge intern klar und Nübel darüber informiert sein, könnte das Ganze mehr Sinn machen, als es bisher den Anschein hat", so der Weltmeister von 1990.