16.12.2019 12:51 Uhr

Ex-Bremer Diego symbolisiert Flamengos Renaissance

Diego verzauberte einst die Fans von Werder Bremen
Diego verzauberte einst die Fans von Werder Bremen

Ein Jahrzehnt nach seinen Zaubertagen bei Werder Bremen hat Diego noch genug Fußballkunst, um den FC Liverpool bei der Klub-WM herauszufordern.

Im Hintergrund weht die Vereinsfahne traurig auf Halbmast, vor ihm glänzen drei Pokale. Das Foto, das die einstige Bundesliga-Zaubermaus Diego Ribas vor dem Abflug zur Klub-WM twitterte, spricht Bände: Darüber, was der Clube de Regatas do Flamengo 2019 durchlitt. Und darüber, wieso der 34-Jährige zwischen eigenem Auf und Ab die Renaissance des mit Abstand beliebtesten Fußballklubs Brasiliens verkörpert.

Ein Jahrzehnt nach seinem Abschied von Werder Bremen - am 30. Mai 2009 mit dem Pokalsieg über Bayer Leverkusen (1:0) - ist für die Nummer zehn noch lange nicht Schluss. Am Dienstag (18:30 Uhr) trifft er mit Südamerika-Champion Flamengo im Halbfinale in Katars Hauptstadt Doha auf das saudi-arabische Team Al Hilal.

Doch der Blick richtet sich schon auf ein mögliches Duell gegen Europas König FC Liverpool mit dessen Teammanager Jürgen Klopp, der sich dafür am Mittwoch im Halbfinale gegen CF Monterrey durchsetzen muss.

Dabei wäre Diegos Karriere am 24. Juli dieses Jahres fast beendet gewesen, als er im Libertadores-Cup-Spiel bei CS Emelec in Ecuadors Hafenstadt Guayaquil die "schlimmste Verletzung meiner Karriere" erlitten hatte. Laut Flamengo-Bulletin einen Bänderiss im linken Sprunggelenk sowie einen Bruch im Wadenbein.

"Das war etwas ganz besonderes"

"Eins ist sicher - das Beste kommt noch", versprach der Kapitän des Teams jedoch zwei Tage später auf Instagram. Und setzte sich ein waghalsiges Comeback-Datum: das Halbfinal-Rückspiel in der Copa Libertadores. "Dann lief alles nach Plan. Der Kopf arbeitete, der Körper auch", versicherte Diego. Am 23. Oktober stand er gegen Gremio Porto Alegre (5:0) tatsächlich wieder auf dem Platz.

Einen Monat später dann das Finale gegen Argentiniens Titelverteidiger River Plate Buenos Aires. Wieder wurde er nur eingewechselt, diesmal jedoch entscheidend, als die Rubro-Negros (Rot-Schwarzen) 0:1 zurücklagen.

Vor dem Ausgleich bringenden Konter unterband Diego mit einer Grätsche einen River-Angriff. Dann schlug er in der Nachspielzeit einen langen Ball auf Torjäger Gabriel Barbosa, und "Gabigol" netzte zum zweiten Mal innerhalb von drei Minuten ein.

"Unsere Fans auf der Tribüne, auf dem Rasen lange Zeit die Beklemmung, die sich in Freude auflöste, auf der Ersatzbank der Jubel, und ich mitten drin, das war etwas ganz Besonderes", schwärmt der trickreiche Spielmacher, der in Wolfsburg (2010-2013) seine Glanztaten in Bremen (2006-2009) nur in Ansätzen wiederholte.

Von den eigenen Fans gnadenlos ausgepfiffen

Beim Foto-Shooting in der vergangenen Woche standen dann neben der imposanten Kontinental-Trophäe noch die Pokale für die nationale Meisterschaft sowie für den Carioca-Titel im Bundesland Rio. Die heruntergelassene Fahne erinnerte an die zehn Jugendfußballer, die im Februar beim fatalen Brand von Wohn-Containern auf dem Flamengo-Gelände "Ninho do Urubu" (Geiernest) ums Leben gekommen waren.

Höhen und Tiefen sind Diegos Begleiter seit seiner Ankunft am Zuckerhut im Juli 2016, als die Fans den städtischen Flughafen Santos Dumont stürmten. "Um bei Flamengo zu spielen, muss dein Herz einiges aushalten können", warnt der Spielmacher, den sie gnadenlos auspfiffen, als er im Pokalfinal 2017 gegen Cruzeiro Belo Horizonte den entscheidenden Elfmeter verschoss.

Und das Investitionsprojekt, das mit Diego begann und auch den langjährigen Bayern-Spieler Rafinha an die Copacabana spülte, trägt nun Früchte. Exakt 38 Jahre nach Flamengos Weltpokal-Triumph über Liverpool (3:0).

"Möge es das gleiche Finale noch einmal geben", wünscht sich Diego, der selber 2004 als gerade einmal 20-Jähriger mit dem FC Porto die prestigeträchtige FIFA-Trophäe einheimste. Mehr Symbolkraft geht nicht.

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