01.12.2019 08:35 Uhr

Löw über Hammerlose, Heimvorteil und EM-Vorfreude

Bundestrainer Joachim Löw am Samstag in Bukarest
Bundestrainer Joachim Löw am Samstag in Bukarest

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bekommt es bei der EM 2020 mit gleich zwei hochattraktiven Vorrundengegnern zu tun. Titelverteidiger Portugal und Weltmeister Frankreich wurden dem DFB-Team zugelost.

Bundestrainer Joachim Löw will die schweren Aufgaben mit viel Zielstrebigkeit und Entschlossenheit angehen, wie er im Anschluss an die Auslosung in Bukarest betonte.

Herr Löw, wie bewerten Sie die Gruppe der deutschen Nationalmannschaft mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal?

Joachim Löw: Das Allererste, was man erwähnen muss, ist: Den Philipp Lahm haben wir entlassen. Denn der hat uns Portugal als Gegner gezogen. Der kann jetzt nicht mehr weiter beim DFB arbeiten... (lacht)

Vielleicht hat sich Lahm als Losfee auch gedacht, dass Sie gemeinsam mit ihm als Kapitän 2014 auf dem Weg zum WM-Triumph in Brasilien mit einem 4:0 gegen Portugal top ins Turnier starteten?

Wir können es auch so umdrehen, klar. Aber unsere Gruppe ist die schwerste, das ist die Hammergruppe schlechthin. Weltmeister, Europameister und Deutschland plus noch eine andere Nation, die im Ranking zu den besseren gehört. Ich glaube, das werden Fußballfeste. Jeder muss ans Limit gehen, wenn er da eine Chance haben will. Aber meine Vorfreude auf das Turnier ist jetzt auch wieder gestiegen, weil Portugal und Frankreich sind super Paarungen. Ich bin glücklich. Da können sich unsere Fans freuen. Da ist echte Spannung vorhanden. An solchen Nationen kann man sich gut messen.

An Portugal haben Sie ja durchweg gute Turnier-Erinnerungen?

Das stimmt. Aber 2020 ist ein neues Jahr. Portugal ist ein ziemlich gutes Team. Sie sind Europas Champion.

Kann es nach dieser Auslosung noch wertvoller sein, in München dreimal den Heimvorteil zu haben?

Das Publikum wird der jungen Mannschaft natürlich helfen. Da hoffen wir natürlich auf gute Unterstützung. Einen Vorteil würde ich in den Heimspielen aber jetzt nicht sehen. Portugal und Frankreich sind ausgesprochene Kontermannschaften. Die mögen es mit ihren schnellen Leuten sehr, wenn der Gegner das Spiel machen muss.

Aber Sie haben das früher auf viel Ballbesitz ausgelegte Spiel der deutschen Elf doch auch verändert, oder?

Wir haben den Stil auch ein bisschen geändert, absolut. Aber wenn man die Franzosen mit Mbappé und Griezmann vorne sieht, die lieben das Konterspiel. Die sind wahrscheinlich froh, dass sie selber nicht zuhause spielen.

Diese Gruppe macht Ihren Job nach der verkorksten WM 2018 noch mal schwieriger, oder?

Ja, ja. Aber mein Job ist seit vielen Jahren schwierig und nicht einfach. Es ist aber gut, wenn man von Anfang an in die Vollen gehen muss - und in der Gruppe muss man das schon.

Ist Frankreich als Weltmeister der Favorit in der Gruppe?

Ja, ich denke schon. Die Franzosen haben eine eingespielte Mannschaft, Portugal auch. Beide Nationen haben Leute in ihren Reihen, die schon ewig in der Weltklasse sind. Frankreich hat eine Mannschaft, die gespickt ist mit guten Spielern, Portugal natürlich auch mit Cristiano Ronaldo und Co.

Wie blicken Sie insgesamt auf diese EM in zwölf Ländern?

Es ist ein Novum, das gab es noch nicht. Ich bin gespannt. Die letzten Turnierspiele sind in London, das ist unser Ziel. Wir werden sehen. Es ist eine neue Situation, aber neue Dinge sind auch gut.

Wird diese Auslosung den Fokus auf das Turnier gerade auch bei den Nationalspielern noch einmal anders schärfen?

Nein, das glaube ich nicht. Bei jedem Turnier, bei dem ich dabei war, ist die Anspannung vor dem ersten Spiel, egal gegen wen man spielt, vorhanden. Jeder will gut ins Turnier starten. Häufig ist uns das gelungen, beim letzten Turnier nicht. Bei der WM in Russland hat man gesehen, welche Nachwirkungen das manchmal nach sich zieht.

Wie planen Sie jetzt für die vier Länderspiele, die Ihnen vor der EM als Vorbereitung bleiben?

Die Spiele gegen Spanien im März und die Schweiz im Trainingslager werden bleiben. Jetzt suchen wir noch einen zweiten Gegner für den März und einen für die Vorbereitung. Um so stärker die sind, um so besser für uns. Das sind Spiele, die wir jetzt brauchen. Die Mannschaft ist noch jung. In der Qualifikation haben wir uns gut aus der Affäre gezogen. Aber jetzt braucht die Mannschaft Gegner wie Spanien, die in der Weltklasse sind. Das sind die Herausforderungen, an die sich unsere Spieler gewöhnen müssen.

Was können Sie den deutschen Fans für die EM schon jetzt versprechen?

Die Spannung wird groß sein, die Vorfreude auch. Dass man solche Fußballfeste hat, ist natürlich schön. Wenn solche Top-Mannschaften und Topspieler in Deutschland spielen, darauf werden sich alle Fans freuen. Turniere sind toll. Und gegen solche Mannschaften zu spielen, ist eine große Herausforderung für unsere junge Mannschaft. Da können sich die Spieler gut entwickeln.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten