28.11.2019 11:26 Uhr

Feuerwehrmann und Reformer: Klinsmann soll neue Ära prägen

Jürgen Klinsmann hat in Berlin übernommen
Jürgen Klinsmann hat in Berlin übernommen

Als Vordenker und Reformer ist Jürgen Klinsmann erst einmal nicht gefragt, er muss Hertha BSC aus dem Tabellenkeller führen. Doch sein spontanes Engagement als Trainer ist auch ein Signal für die Zukunft des Klubs.

Nach dem riesigen Medientrubel bei seiner Vorstellung schottete sich Jürgen Klinsmann erst einmal ab. Der von Hertha BSC fast wie ein Messias empfangene Coach hielt am Donnerstag hinter verschlossenen Türen ein Geheimtraining ab, um dem arg in Schieflage geratenen Bundesligisten neues Leben einzuhauchen. Ungewohnt ist die Rolle des "Feuerwehrmannes" für den früheren Bundestrainer zwar, aber es scheint ohnehin nur der Beginn einer neuen Ära beim Hauptstadt-Klub zu sein. Einer Ära, die Klinsmann prägen soll - ungeachtet seiner genauen Funktion.

"Wichtig ist, dass wir Selbstvertrauen aufbauen und dass die Spieler sich gegenseitig stützen und füreinander da sind. Gemeinsam mit dem Publikum kommen wir raus aus der Situation - ein Schritt nach dem anderen", hatte Klinsmann nach seiner ersten öffentlichen Trainingseinheit gesagt.

Es lohnt sich, auf die Untertöne zu achten: Die Misere des derzeitigen Tabellen-15. sieht der Wahl-Kalifornier nur als Phase, schon seine Premiere am Samstag (15:30 Uhr) gegen den ebenfalls angeschlagenen Vizemeister Borussia Dortmund soll die Wende einleiten. Denn Abstiegskampf ist nicht der Anspruch der "neuen" Hertha.

"Tolles Signal mit Aufbruchstimmung"

Der Schritt vom glücklosen Vorgänger Ante Covic hin zu Klinsmann wird von Beobachtern teils als Anfang einer "Machtübernahme" im Klub durch Geldgeber Lars Windhorst gewertet. Schließlich berät Klinsmann Windhorst, der 224 Millionen Euro in Hertha investierte, in sportlichen Dingen und wurde von ihm als einer von vier Aufsichtsräten mitgebracht. Der Klub sträubt sich gegen eine solche Sichtweise - allen voran Geschäftsführer Michael Preetz: "Nein, es gibt keine Machtübernahme, sondern ein Miteinander."

Darüber hinaus seien die Berliner gerade noch dabei, die Zusammenarbeit mit Windhorst genauer zu definieren, so Preetz: "Wir sind in der Sondierungsphase." Der Investor jedenfalls war von der Personalie Klinsmann äußerst angetan. Wie er der "Bild" sagte, sei die Verpflichtung des ehemaligen Weltklasse-Stürmers ein "tolles Signal mit Aufbruchsstimmung".

Trainerteam komplett erneuert

Eine Äußerung wie diese tätigt ein Geschäftsmann wie Windhorst nicht aus dem Bauch heraus. Er verspricht sich von Klinsmann den Wandel, für den der 1990-Weltmeister bei all seinen Stationen - mal mehr, mal weniger erfolgreich - stand. "Wie schaffen wir es, Hertha BSC weiter nach oben zu entwickeln?", sei laut Preetz die Frage, die über der Zusammenarbeit mit dem Gespann Windhorst/Klinsmann stehe.

Der neue Coach legte gleich gutes Tempo vor. Das Trainerteam tauschte er komplett aus, für Ex-Nationalspieler Arne Friedrich wurde mit der Position des "Performance Managers" gar eine völlig neue Stelle geschaffen. Höchst wahrscheinlich ist, dass Klinsmann in dem Tempo weitermacht und auch ab der kommenden Saison, wenn er wieder "nur" Aufsichtsrat ist, erheblich im sportlichen Bereich mitmischt. Alles andere wäre sehr verwunderlich.

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