04.11.2019 10:02 Uhr

Presse zum Kovac-Aus: "Falscher Coach zur falschen Zeit"

Niko Kovac ist nicht mehr Trainer des FC Bayern München
Niko Kovac ist nicht mehr Trainer des FC Bayern München

Seit Sonntagabend ist Niko Kovac nicht mehr Trainer des FC Bayern München. Die Trennung soll laut Vereinsmitteilung "in gegenseitigem Einvernehmen" erfolgt sein. Die deutsche Medienlandschaft nahm die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters in die Pflicht, aber auch Kovac selbst bekam in den Kommentaren den ein oder anderen Seitenhieb verpasst.

Die Pressestimmen zur Kovac-Entlassung beim FC Bayern: 

kicker: "Es ging nicht mehr. [...] Für Kovac, der zuletzt spürbar litt, sich dennoch selbst in Frankfurt noch nach dem Spiel als Kämpfer gab, muss diese Vertragsauflösung auch eine Befreiung sein. Er war nie ein starker Trainer in München gewesen, er hatte nie die komplette Anerkennung und gab sich insgesamt zu brav. Immer wieder wurde er korrigiert."

ZEIT: "Niko Kovac war der falsche Coach zur falschen Zeit. Der Verein war es leid, dass Kovac öffentlich seine Spieler schlecht redete, erratisch aufstellte und schlicht keine Spielidee zu haben schien. Kovac war es leid, dass am Ende niemand mehr hinter ihm stand, nicht einmal Uli Hoeneß, der ihn einst wollte. Er mag ein passabler Trainer sein, aber der FC Bayern im Umbruch braucht keinen passablen, sondern einen herausragenden Trainer, allein schon, um die Fehler und Planlosigkeiten seiner Chefs wettzumachen. Von diesen Trainern gibt es nur wenige auf der Welt, Kovač gehört nicht dazu."

Süddeutsche Zeitung: "Kovac war immer ein Fremdkörper im politischen Kern des Vereins geblieben. Denn ein Trainer büßt Autorität ein, wenn er bei den Champions-League-Banketten, auf denen Rummenigge die Reden hält, selbst nach Siegen keine Erwähnung findet. Und er verliert weitere Autorität, wenn Hoeneß ihm, wie jüngst geschehen, fernmündlich diesen Martínez in die Aufstellung zu singen versucht. Martínez kam auch in Frankfurt erst zur Schadensbegrenzung, beim Stand von 1:4. Die Personalie zeigte exemplarisch, wie schwer es ist, beim FC Bayern ein präzises Urteil über die Verantwortung für die aktuelle Unfallserie zu fällen."

FAZ: "Niemand wird sagen können, Kovac sei ein Blender. Er hat geliefert, was er kann, ehrliche, solide Arbeit, und das Double gewonnen. Doch wusste jeder, dass er nicht das charismatische Taktik-Genie ist, das Spieler und Vorstand sich seit den Zeiten eines Pep Guardiola wünschen. Man warf ihm vor, zu wenige offensive Lösungen zu liefern, dafür im Training zu viel Wert auf Abwehrarbeit zu legen. Das half ihm vor einem Jahr in seiner ersten Herbstkrise, sah nun aber am Ende eher so aus, als freuten sich die Spieler, wenigstens am Samstag mal machen zu können, worauf sie Lust haben."


Mehr dazu: Die möglichen Kovac-Nachfolger beim FC Bayern im Check


Spiegel Online: "Auf der Webseite des FC Bayern wurde über der Meldung ein Bild gezeigt, das Kovac in Anzug und Krawatte zeigte. Man wahrte damit nach außen hin den Anstand, man wollte nicht den Eindruck erwecken, als jage man Kovac vom Hof. Im offiziellen Sprachgebrauch war die Rede von gegenseitigem Einvernehmen, Kovac durfte damit noch in Würde die Säbener Straße verlassen, eine Ehre, die nicht jedem seiner Vorgänger vergönnt war. Nichtsdestotrotz war es nichts anderes als ein Rauswurf."

TZ: "Beben in München! Niko Kovac ist am Sonntag als Coach des FC Bayern entlassen worden. Nach der 1:5 Klatsche in Frankfurt am Samstag war die Unruhe um den kroatischen Chef-Trainer groß geworden - von den Bayern-Bossen hatte man jedoch nichts gehört. Jetzt der Hammer: Das Kapitel Kovac ist Geschichte!"

Bild: "Kovac eine weitere Chance zu geben, wäre menschlich anständig gewesen. Wenn man sich aber anschaut, wie viele schwache Spiele es in der Kovac-Amtszeit trotz des Doubles gegeben hat, wäre es nicht konsequent gewesen. Auch seine zweite Bayern-Hinrunde hat er gerade in den Sand gesetzt. Natürlich war Kovac nicht an allem schuld. Und es spricht für seinen Charakter, dass er seinen Rücktritt anbot."

Bayerischer Rundfunk: "Kovac mit zu wenig Selbstkritik. Zuletzt war es nicht nur die fehlende sportliche Konstanz, die dem Trainer vermehrt Kritik einbrachte. Mit dem überflüssigen "Not-am-Mann"-Kommentar zum häufig als Reservisten eingesetzten Thomas Müller machte sich Kovac keine Freunde, nach schwachen Spielen nahm er stärker die Profis in die Kritik und sich selbst davon aus. Auch dass der 48-Jährige seine Stärken als Trainer in den Punkten Kompaktheit und Defensiv-Verhalten hat, war zuletzt überhaupt nicht mehr zu sehen."

Sport 1: "Von andauerndem Erfolg waren wenige seiner Handlungen. Das Double holte man nicht wegen Kovac. Nicht für Kovac. Man holte es, weil der Verein, samt Trainer, für einen kurzen Moment zusammenhielt, obwohl man sich nie klar und deutlich zu Kovac bekannte. Man war Bayern-like. Man einigte sich auf ein Ziel. Dass man mit Kovac in das zweite Bayern-Jahr ging, wirkte trotz des Doubles nicht überzeugend. Eher gezwungen. Die Spieler merkten das. Einige von ihnen merkten am Sonntagvormittag aber nicht, dass eine Trennung mit Kovac in der Luft lag."

 

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