Matthäus: Favre erreicht "nicht mehr alle Spieler"

Nach der 0:2-Niederlage in der Champions League gegen Inter Mailand und dem schmeichelhaften 0:0 im Derby gegen den FC Schalke 04 steht Borussia Dortmund unter Druck. Ebenso BVB-Coach Lucien Favre, meint TV-Experte Lothar Matthäus.
Beim hoch ambitionierten Revierklub "stimmen seit Wochen weder die Einstellung noch die Ergebnisse", so Matthäus in seiner "Sky"-Kolumne. Es sei "immer weniger zu erkennen, wofür dieser BVB eigentlich steht. Was sie einst stark gemacht hat, ist leider überhaupt nicht mehr zu erkennen. Welche Philosophie verfolgen sie? Ballbesitz? Konter-Fußball? Aggressivität?" Matthäus könne "keine Handschrift erkennen".
Die Kritik schließt damit vor allem Trainer Lucien Favre ein. "Ich habe das Gefühl, dass Favre nicht mehr alle Spieler erreicht und hinter sich hat", mutmaßte der Rekordnationalspieler. Die Szene zwischen dem Schweizer und BVB-Star Mario Götze, als sich diese bei dessen Auswechslung keines Blickes würdigten, sei "ein Beleg dafür, dass dort einiges nicht stimmt".
Daher forderte Matthäus nun, dass die Verantwortlichen der Schwarz-Gelben schnelle "Entscheidungen treffen" müssen, "auch wenn es mir zu einfach ist, ständig alles auf den Coach zu schieben, sich nach fünf Jahren immer noch nach Klopp zu sehnen und dies auch öffentlich zu sagen". Favre könne zwar nichts dafür, dass der Borussia derzeit "ein Stoßstürmer wie Mandzukic" fehlt, dennoch: "Der Rest scheint ein Problem zwischen Trainer und Mannschaft zu sein."
Matthäus vergleicht BVB und den FC Bayern
Damit regt Matthäus gleichzeitig die Diskussion über einen möglichen Trainerwechsel beim Vizemeister der Vorsaison an. "Aktuell machen die Namen Ralf Rangnick und José Mourinho die Runde. Zwei überragende Trainer, die jeder Spitzenklub diskutiert und diskutieren muss, wenn ein möglicher Wechsel bevorstehen sollte. So viele freie Top-Trainer gibt es aktuell nämlich nicht."
Darüber hinaus stört sich der 58-Jährige an der "fehlenden Selbstkritik" beim Titel-Aspiranten. "Der eine (Marco Reus, d. Red.) vergleicht die 90 Minuten mit einem PlayStation-Spiel. Der andere (Lucien Favre, d. Red.) ist zufrieden mit einem 0:2 bei Inter Mailand oder einem total glücklichen 0:0 auf Schalke."
Beim Konkurrenten FC Bayern seien derartige Reaktion auf schlechte Spiele undenkbar, so Matthäus sicher: "Ein Manuel Neuer ist ehrlich und kritisch und vermisst ein Spiel, das Bayern-like ist. In Dortmund redet man sich alles schön, obwohl es alles andere als schön ist."