23.10.2019 13:11 Uhr

Hummels beim BVB: Viel Lob, ein Fragezeichen

Mats Hummels zeigt beim BVB starke Leistungen
Mats Hummels zeigt beim BVB starke Leistungen

Bei seiner Rückkehr vom FC Bayern München schlug Mats Hummels aus dem Umfeld von Borussia Dortmund auch Skepsis entgegen. Zu Unrecht: Der Ex-Nationalspieler ist in dieser Saison bislang der beste Spieler des BVB. Fraglich ist vor dem Champions-League-Spiel bei Inter Mailand am Mittwoch (ab 21:00 Uhr im Liveticker) allerdings noch, wer der ideale Nebenmann für Hummels ist.

Egal, welchen deutschen Fußball-Experten man dieser Tage nach Mats Hummels fragt, der Tenor ist eindeutig: Der BVB-Abwehrchef gehört zurück in die Nationalmannschaft, vor allem angesichts der schweren Knieverletzung von Niklas Süle.

Es gebe "keine Alternative" zu Hummels, sagte Thomas Helmer bei "Sky". "Er war der beste Innenverteidiger und ist es immer noch. Für mich steht es außer Diskussion, dass Hummels nächstes Jahr für uns spielen muss", stellte Dietmar Hamann klar. "RTL"-Experte Steffen Freund polterte, er sei "riesig enttäuscht", wenn Joachim Löw dem 30-Jährigen nach seiner Ausbootung im Frühjahr keine zweite Chance im DFB-Team einräume.

Dass sich nicht nur die drei Ex-Nationalspieler sondern auch weite Teile der Öffentlichkeit in der Causa Hummels einig sind wie selten zuvor, kommt nicht von ungefähr.

Zwar überzeugte Hummels in der zurückliegenden Rückrunde im Trikot des FC Bayern bereits auf ganzer Linie und war eine der Säulen des Münchner Double-Siegs. Als der Weltmeister von 2014 im Sommer nach drei Jahren zum BVB zurückkehrte, gab es aber dennoch Zweifel, ob er das hohe Niveau würde halten können. Insbesondere von vielen Dortmunder Fans wurde Hummels nicht mit offenen Armen empfangen.

Mats Hummels beim BVB bislang bärenstark

Doch die kritischen Stimmen im Umfeld des BVB sind inzwischen nahezu vollständig verstummt. Hummels' Leistungen pendeln zwischen sehr ordentlich und hervorragend. Seine Gala-Vorstellung in der Königsklasse gegen den FC Barcelona (0:0) (sport.de-Note 1,0) verdiente sogar das Prädikat "Weltklasse".

Defensiv präsentiert sich Hummels hellwach, kompromisslos, trotz seines Tempo-Defizits nahezu fehlerfrei. Aus dem Aufbauspiel des Vizemeisters ist er schon jetzt kaum noch wegzudenken. Nicht selten stammt der vorletzte Pass vor einem Dortmunder Treffer von Hummels, dessen raumöffnende Diagonalbälle auch im internationalen Vergleich immer noch ihresgleichen suchen.

Allein schon qua seiner Erfahrung aus mehr als 307 Bundesligaeinsätzen, 53 Partien in der Champions League und 70 Länderspielen geht Hummels beim BVB zudem als Führungsspieler voran.

Beim BVB voll eingeschlagen: Mats Hummels
Beim BVB voll eingeschlagen: Mats Hummels

"An seiner Seite können viele Spieler besser werden und reifen", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Hummels wisse, "wie es ist zu gewinnen", sei "unheimlich druckresistent".

Trainer Lucien Favre ernannte den teuersten Neuzugang der Vereinsgeschichte vor der Saison auf Anhieb zum zweiten Vize-Kapitän. Und das, obwohl Hummels gemeinhin eher als Wunschspieler der Vereinsführung um Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke galt.

Wer soll neben Mats Hummels beim BVB spielen?

Noch gleicht die Dortmunder Defensive trotz Hummels' starker Form aber einer Baustelle. Elf Gegentore in zwölf Pflichtspielen entsprechen nicht den Ansprüchen einer Spitzenmannschaft. Neben teamtaktischen Feinheiten und der idealen Herangehensweise bei gegnerischen Standardsituationen sowie der Besetzung der Außenpositionen in der Viererkette ist auch die Frage nach dem idealen Nebenmann für Hummels noch offen.

Mats Hummels zeigte gegen Barca ein starkes Spiel
Mats Hummels zeigte gegen Barca ein starkes Spiel

In neun von zehn Pflichtspieleinsätzen des Ex-Münchners agierte Manuel Akanji an seiner Seite. Der Schweizer, selbst in der letzten Saison Dortmunder Vize-Kapitän und sportlich aufgrund seiner Dynamik eigentlich eine ideale Ergänzung zu Hummels, soll wegen dessen rasantem Aufstieg in der Mannschaftshierarchie allerdings nicht gut auf den Teamkollegen zu sprechen sein.

Womöglich auch aufgrund dieser zwischenmenschlichen Misstöne läuft der 24-Jährige seiner Bestform meilenweit hinterher, Patzer reihte sich an Patzer. Der negative Höhepunkt: Beim 2:2 in Freiburg kostete ein Eigentor Akanjis in der Schlussphase den BVB zwei schon sicher geglaubte Punkte.

Im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Borussia Mönchengladbach durfte daher der gelernte Mittelfeldspieler Julian Weigl mit Hummels in der Innenverteidigung auflaufen - mit Erfolg: Nach zuvor drei Bundesligapartien mit jeweils zwei Gegentreffern in Folge spielte der BVB endlich wieder zu Null. Weigl zeigte auf seiner 1b-Position einmal mehr eine solide Leistung. Ein Fingerzeig für das wegweisende Duell in der Königsklasse bei Inter?

Tobias Knoop

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten