06.10.2019 10:42 Uhr

Kommentar: Favre muss beim BVB jetzt liefern

Lucien Favre ist beim BVB nicht mehr unumstritten
Lucien Favre ist beim BVB nicht mehr unumstritten

Das 2:2 beim SC Freiburg war bereits das dritte Remis in Folge für Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga. Rund um den BVB werden die Zweifel an Trainer Lucien Favre lauter. Nach der Länderspielpause muss der Schweizer liefern. Ein Kommentar.

Ein Ausbruch war es nicht, doch die Emotionen waren Lucien Favre, dem sonst so coolen, bisweilen unterkühlt wirkenden Fußballlehrer nach der erneut enttäuschenden Vorstellung seiner Mannschaft im Breisgau anzumerken.

Seine Mannschaft habe "Fehler beim Pressing gemacht", die Aggressivität habe gefehlt, Bälle seien "unnötig" verloren worden. "Wir müssen hart in die Zweikämpfe gehen, über 90 oder sogar 95 Minuten", sagte Favre, der zudem anmerkte, der BVB habe "vorne auf den letzten 35 Metern nicht gut gespielt".

Längst sehen viele Beobachter und Fans den 61-Jährigen selbst aber nicht mehr als Teil der Lösung, sondern des Problems bei den Dortmundern.

Zu emotionslos ist Favre den Kritikern in seiner Ansprache an die Mannschaft und am Spielfeldrand, zu wenig Weiterentwicklung in spielerischer und taktischer Hinsicht zu erkennen.

BVB defensiv weiter schwach und offensiv immer harmloser

Im Gegenteil: Während die altbekannten Probleme in der Defensive bestehen bleiben (schon elf Gegentore in der Bundesliga), werden die Offensivbemühungen des Vizemeisters in den letzten Wochen sukzessive harmloser.

In Freiburg gelangen dem BVB nur sieben Torschüsse, weniger gab es letztmals bei der 0:5-Blamage beim FC Bayern München im April (vier).

Dass der Rekordmeister in dieser Saison ebenfalls ungewohnte Schwächen offenbart und nach dem 1:2 gegen 1899 Hoffenheim lediglich zwei Zähler mehr auf dem Konto hat als der BVB, ist aus Dortmunder Sicht die einzige gute Nachricht des Wochenendes.

Zwar stellten sich Sportdirektor Michael Zorc und Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung, zuletzt noch unmissverständlich vor Favre.

Doch wie lange können sie das angesichts ausbleibender Ergebnisse und miserabler Auftritte des für viel Geld verstärkten und so hoch gelobten Kaders noch tun? Ist Favre intern womöglich schon längst angezählt, wie unter anderem der "kicker" zuletzt berichtete?

Welchen Anteil hat Favre an der Krise des BVB?

Favres Anteil an der aktuelle Krise dürfte in der anstehenden Länderspielpause hinter verschlossenen Türen jedenfalls diskutiert werden: Warum stecken vermeintliche Leistungsträger wie Marco Reus oder Manuel Akanji seit Wochen im Formtief? Wann findet Favre endlich einen Platz für Neuzugang Julian Brandt, der in Freiburg nach starker Leistung unter der Woche in der Champions League bei Slavia Prag wieder nur von der Bank kam? Passen die taktischen Vorstellungen des perfektionistischen Coaches, von denen dieser offenbar keinen Millimeter abrückt, überhaupt zum vorhandenen Spielermaterial?

Am 19. Oktober trifft der BVB im Top-Spiel vor heimischer Kulisse auf Borussia Mönchengladbach. Spätestens dann muss Favre liefern - in Form eines Sieges, aber auch einer klaren Leistungssteigerung seines Teams. Sonst könnte es in Dortmund ungemütlich werden für ihn.

Tobias Knoop

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