12.09.2019 12:49 Uhr

So wahrscheinlich ist ein Werner-Wechsel jetzt noch

Der geplante Wechsel von Timo Werner zum FC Bayern kam im Sommer nicht zustande
Der geplante Wechsel von Timo Werner zum FC Bayern kam im Sommer nicht zustande

Im Sommer hielt der spannende Poker um die Zukunft von Timo Werner die Fußball-Bundesliga in Atem. Nach langem Hin und Her fiel sein geplanter Wechsel zum FC Bayern schließlich ins Wasser. Vor dem direkten Duell der beiden Top-Klubs am 4. Spieltag (Samstag, 18:30 Uhr) steht Werner nun besonders im Fokus - auch, weil ein Transfer nach München noch nicht endgültig vom Tisch zu sein scheint.

Eine paradoxe Situation: Wohl auch als Konsequenz aus der Hinhaltetaktik der Münchner verlängerte Timo Werner in Leipzig bis 2023. Dennoch ist ein Verbleib beim Champions-League-Teilnehmer über die Saison hinaus alles andere als sicher.

Dem Vernehmen nach wurde im Zuge der Verlängerung eine Ausstiegsklausel vereinbart, die dem 23-Jährigen einen Wechsel für vergleichsweise moderate 30 Millionen Euro erlaubt. Interessierte Klubs wie der FC Bayern oder der FC Liverpool könnten die Ablöse aus der Portokasse zahlen. Doch wollen sie das überhaupt?

Fakt ist: Werner präsentierte sich zuletzt in überragender Form. Mit fünf Toren in drei Partien schoss der flinke Angreifer RB Leipzig quasi im Alleingang an die Tabellenspitze. Auch im Nationaldress eroberte er sich seinen zwischenzeitlich verloren gegangenen Stammplatz in der offensiven Dreierreihe zurück, freilich begünstigt durch den längerfristigen Ausfall von Manchester Citys Leroy Sané.

Zwar blieb Werner gegen die Niederlande und Nordirland glücklos, dürfte in den kommenden Monaten aber dennoch unter Bundestrainer Joachim Löw gesetzt sein.

So weit, so gut. Bleibt die Frage, inwieweit Werner, aller Eigenwerbung zum Trotz, für einen Transfer zum FC Bayern im nächsten Sommer überhaupt noch in Frage kommt. Immerhin hat Platzhirsch Robert Lewandowski sein Arbeitspapier in München gerade erst bis 2023 ausgedehnt.

Werner würde beim FC Bayern wohl nicht an Lewandowski vorbeikommen

An die Qualitäten des Polen kommt Werner (noch) nicht heran. Das muss für die Zukunft allerdings nichts heißen, schließlich trennen die beiden Goalgetter knapp acht Jahre Erfahrung im Profibereich. Als Lewandowski so alt war wie Werner heute, hatte er sich beim BVB gerade erst etabliert und zum damaligen Zeitpunkt acht Bundesligatreffer auf dem Buckel.

Leipzigs Nummer elf hat mit 23 Lebensjahren dagegen schon 102 Scorerpunkte in der höchsten deutschen Spielklasse gesammelt. 68 Mal traf er selbst, 34 Tore legte er auf.

Dass Werner beim FC Bayern trotz seiner beeindruckenden Quote wohl kaum an Lewandowski vorbeikommen würde, liegt vor allem an den besonderen Anforderungen, die in München an einen Neuner gestellt werden. Nahezu alle Gegner wählen gegen den Branchenprimus eine defensive Grundausrichtung mit vielen Verteidigern im und um den eigenen Strafraum. Werners größte Stärke, die blitzschnellen Läufe in die Tiefe, käme da erheblich weniger zum Tragen. Lewandowski hingegen beherrscht das Spiel auf engstem Raum wie kein Zweiter.

Sollte Werner im Sommer 2020 also doch noch zum FC Bayern gehen, würde ihm eine Rolle wie bei der WM 2018 drohen, als er sich plötzlich auf der ungeliebten Außenbahn wiederfand. Der gebürtige Stuttgarter betrachtet sich selbst jedoch als Mittelstürmer. Unzufriedenheit wäre da vorprogrammiert.

Timo Werner passt besser zu Jürgen Klopps Tempo-Fußball

Hinzu kommt, dass die Münchner im Falle einer festen Verpflichtung des bisherigen Leihspielers Philippe Coutinho im nächsten Jahr 120 Millionen Euro an den FC Barcelona zahlen müssten. Obwohl sie finanziell blendend dastehen, würden die Bayern danach mutmaßlich keine 30 Millionen Euro in einen Profi investieren, der nicht als unangefochtene Stammkraft eingeplant ist.

Ins extrem temporeiche Spiel des FC Liverpool würde Werner im Vergleich deutlich besser passen. Reds-Coach Jürgen Klopp vertraut in vorderster Front zumeist dem technisch starken, umtriebigen Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino, der im Gegensatz zu Bayerns Lewandowski kein klassischer Stoßstürmer ist.

An der Anfield Road ist der Brasilianer überaus beliebt, aufgrund seiner mäßigen Chancenverwertung aber nicht ganz unumstritten. Durchaus vorstellbar also, dass Werner ihn verdrängen und den Platz zwischen den Superstars Mohamed Salah und Sadio Mané einnehmen könnte.

Rächt sich Timo Werner im Top-Spiel am FC Bayern?

Zurück zur Gegenwart: Am Samstagabend (ab 18:30 Uhr im LIVE-Ticker) kann Werner den Bayern-Bossen, die ihn nach einer grundlegenden Einigung quälend lange hingehalten hatten, den Ärger der vergangenen Monate heimzahlen. Seine Leipziger gehen als Tabellenführer ins richtungsweisende Duell mit dem Titelverteidiger. Trainer Julian Nagelsmann baut dabei auf die Konter- und Abschlussstärke seines zuletzt befreit wirkenden Torjägers.

Dieser trat in einem "Welt"-Interview unlängst dem Eindruck entgegen, dass er sich den Schritt zu einem Weltverein noch nicht zugetraut habe. Werners selbstbewusste Ansage: "Ich bin doch kein Angsthase, wenn ich bei einem guten, ambitionierten und attraktiven deutschen Klub wie RB Leipzig einen Vertrag verlängere. Ich bin 23 Jahre alt und habe immer noch Zeit, irgendwann den großen Schritt zu einem anderen, noch größeren Verein zu gehen."

Dass jener am Ende FC Bayern heißen wird, erscheint nach aktuellem Stand der Dinge jedoch nicht allzu wahrscheinlich.

Heiko Lütkehus

 

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