15.08.2019 11:37 Uhr

Neymar und Real: Ein königliches Wagnis

Wechselt Neymar zu Real Madrid?
Wechselt Neymar zu Real Madrid?

Real Madrid macht im Rennen um Superstar Neymar ernst und hofft, dass der Ausnahmespieler von Paris Saint-Germain der sportlichen Krise ein Ende setzen kann. Doch hinter dem Glanz des potenziellen Königstransfers stehen auch eine ganze Reihe Fragezeichen.

Neymar zählt ohne Zweifel zu den talentiertesten Spielern des Planeten. Sucht man Vergleiche für sein Können fallen Namen wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo. Äußert ein Spieler wie er einen Wechselwunsch, so wie er es im Sommer vehement tat, dann bebt die Fußballwelt.

Das Epizentrum liegt in diesen Tagen in Spanien. Die "Sport" titelte unlängst "Barca - Madrid: Letzte Schlacht um Neymar". Real soll bereit sein, den katalanischen Erzrivalen mit allen Kräften im Poker um den Ausnahmekönner auszustechen. Eine dreistellige Ablöse, 40 Millionen Jahresgehalt und Spieler wie Vinicius Junior sollen schon in der Waagschale liegen. Barca kontert mit ähnlichen Offerten.

Es geht nicht nur darum, im ewigen Duell um die Vormachtstellung im spanischen Fußball ein Ass im Ärmel zu haben. Auch Prestige spielt eine Rolle. Als Neymar 2013 von Brasilien nach Europa wollte, schien mit Real Madrid alles in trockenen Tüchern. Doch im letzten Moment machte damals ausgerechnet Barca das Rennen.

Real Madrid will Barca dieses Mal ausstechen

Eine derartige Schmach will sich Real-Präsident Florentino Pérez, ein bekennender Fan des 27-Jährigen, nicht noch einmal erlauben. Es gehört zum Selbstverständnis der Hauptstädter, dass sie den Spieler bekommen, den sie wollen. Selbst oder gerade dann, wenn er wie Neymar eigentlich den Erzrivalen als neuen Arbeitgeber favorisiert.

Wie viel Neymar für einen Verein bedeuten kann, weiß nicht zuletzt sein Noch-Trainer Thomas Tuchel. "Es ist unmöglich, einen wie ihn zu finden, jemand, der die gleichen Sachen kann wie er", so der Deutsche, der schon nach Lösungen für die Zeit nach Neymar sucht.

Genau so einen Spieler sucht Real mehr denn je. In der vergangenen Saison landeten die Madrilenen nur auf Rang drei, ganze 19 Punkte hinter Meister Barcelona. Zudem setzte es in der Champions League ein schockierendes Achtelfinalaus gegen Ajax Amsterdam. Derartige für Real inakzeptable Ergebnisse erfordern drastische Maßnahmen.

Traum-Duo Hazard und Neymar?

Der 100-Millionen-Euro-Transfer von Eden Hazard war dabei nur der Anfang. Neymar soll zusammen mit dem Belgier Reals offensive Speerspitze bilden und eine verjüngte Mannschaft wieder ganz nach oben führen. Einige Experten sehen großes Potenzial in diesem Plan.

"Mit einer möglichen Verpflichtung Neymars und Hazard werden sie die Champions League wieder gewinnen", prophezeit Rumäniens Fußball-Legende Gheorghe Hagi, der als Aktiver für Real und Barcelona auflief. "Es ist das beste, was einem Trainer passieren kann."

Dies gilt allerdings nur, wenn Neymar auch einsatzfähig ist. Während seines zweijährigen Engagements bei PSG absolvierte der Brasilianer wegen Verletzungen nur 37 von 76 möglichen Ligaspielen und verpasste jeweils das entscheidende Champions-League-Spiel der Franzosen.

Neymars Verletzungsanfälligkeit und die horrenden Kosten sind lange nicht die einzigen Fragezeichen hinter dem potenziellen Transfer. Denn sowohl er als auch Hazard fühlen sich auf der linken Außenbahn am wohlsten, können dort dem Spiel am besten ihren Stempel aufdrücken. Inwiefern Real ihr Potenzial unter diesen Umständen voll ausnutzen könnte, steht in den Sternen.

Neymar - ein kontroverser Superstar

Auch abseits des Platzes ginge Real mit der Verpflichtung des Brasilianers ein enormes Risiko ein. Zwar wurde der Stürmer kürzlich bezüglich eines Vergewaltigungsvorwurfes in seiner Heimat entlastet, doch sein Image ist nach zwei Jahren in Paris schlechter denn je.

Der extrovertierte Superstar fiel regelmäßig durch egozentrisches Verhalten auf und leistete sich etliche Entgleisungen. In der "Stadt der Liebe" schlägt ihm schon längst nur noch Hass entgegen, zuletzt bedachten ihn die Fans beim PSG-Sieg gegen Nîmes mit hetzerischen Plakaten und Gesängen.

In Madrid hätte Neymar die Chance auf einen Neuanfang und könnte wieder sportliche Schlagzeilen liefern. Viel Kredit scheint er aber auch bei den Real-Fans nicht zu haben. In einer Umfrage sprach sich die Mehrheit sogar gegen eine Verpflichtung des Superstars aus.

Das dürfte die Führungsriege kaum daran hindern, den Transfer zu forcieren. Die Sehnsucht nach einem Erfolgserlebnis und der Glanz des Namens Neymar scheinen zu groß. So groß, dass man selbst die enormen Risiken dafür in Kauf nimmt.

Moritz Wollert

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