25.07.2019 13:15 Uhr

Zlatan: Wenn der Löwe zur Gefahr für eine gesamte Liga wird

Zlatan Ibrahimovic war einmal mehr der große Star bei LA Galaxy
Zlatan Ibrahimovic war einmal mehr der große Star bei LA Galaxy

Zlatan Ibrahimovic ist das wohl größte Aushängeschild der Major League Soccer. Zuletzt untermauerte der Star-Stürmer mit einer weiteren Sternstunde für LA Galaxy seinen Wert - lieferte aber auch mit gewohnt markigen Sprüchen großen Zündstoff. Einige sehen den Schweden daher mittlerweile als Gefahr für die gesamte Liga.

Zunächst, in freudiger Erwartung auf die letzte Frage der Pressekonferenz, lächelt er. Dann, je klarer die Frage Form annimmt, neigt er seinen Kopf zur Seite, die Augen verengen sich, der Blick starr geradeaus gerichtet. Man kann erahnen, wie Zlatan Ibrahimovic, der sich ohnehin gerne als "Gott" bezeichnet, gleich reagieren wird.

Die Frage: "Hat Sie das Tor von Carlos Vela angestachelt, um zu beweisen, dass Sie der beste Spieler der MLS sind?"

Die Antwort: "Bitte beleidigen Sie mich nicht. Ich muss nichts beweisen. Sie haben gerade einen Fehler gemacht: Sie haben ihn mit mir verglichen. Das war Ihr größter Fehler."

Zum Abschied blickt Zlatan in Richtung der Reporterin, die Pressekonferenz ist beendet.

Die perfekte Ibrahimovic-Gala im Derby

Wenige Augenblicke zuvor war die US-amerikanische Major League Soccer einmal mehr Zeuge von der Qualität des Zlatan Ibrahimovic. Ausgerechnet im "El Tráfico", so der liebevolle Spitzname für das Stadtduell im verkehrsreichen Los Angeles, zeigte der Superstar seine ganze Klasse.

Im Alleingang fegte er den Staffel-Tabellenführer LAFC vom Feld, erzielte beim 3:2-Erfolg alle drei Treffer. Ein Tor dabei sehenswerter als das andere: Nach Brustannahme und Lupfer über den Gegenspieler zog er volley zum 1:1-Ausgleich ab. Nach Außenristflanke köpfte er aus rund fünf Metern zu Führung - und sprang dabei gefühlt gleich zwei Etagen höher als sein Kontrahent. Per Distanzschuss machte der 37-Jährige den lupenreinen Hattrick perfekt, mit links wohlgemerkt.

Nicht nur für den exzentrischen Mittelstürmer, sondern wohl auch für die gesamte Liga war damit klar: Solche Tore schießt nur ein Zlatan Ibrahimovic. Solche Tore machen ihn zum besten Stürmer des Kontinents. 

Wer ist der beste Stürmer der MLS?

Dass diese Sichtweise allerdings seine Tücken hat, verdeutlicht ein schneller Blick auf die nackten Zahlen. Zwar hat Ibrahimovic in 17 Saisonspielen bereits 16 Tore markiert, einer ist aber deutlich besser: Carlos Vela, von jenem Stadtrivalen LAFC.

Der Mexikaner steht bei 21 Buden in 20 Spielen, maßgeblich ist er für die starke Saison der Schwarz-Gelben verantwortlich. Dass Vela im Derby selbst zwei Tore schoss, ging allein wegen der Ibra-Gala unter.

Schon im Vorjahr knipste der einstige Angreifer des FC Arsenal und Real Sociedad seine Farben mit 14 Toren in die Playoffs. 71 Länderspiele mit Mexiko, darunter zwei WM-Teilnahmen, sprechen eine klare Sprache.

Da ist die knifflige Frage naheliegend: Wer ist wirklich der beste Stürmer der MLS?

Zlatan watscht Vela ab: "Als ich 29 war, wo war ich da?"

Nicht verwunderlich, dass es erneut Ibrahimovic selbst ist, der gegenüber "ESPN" die eindeutigste aller Antworten gibt. "Bei Weitem" sei er der beste Spieler der Liga, die Erklärung liege auf der Hand. 

Schlagfertig kehrte er das Spielchen um und fragte den Journalisten: "Wie alt ist er? 29? Und er spielt in seinen besten Jahren in der MLS? Als ich 29 war, wo war ich da?" In Europa, natürlich, so die erwartete Antwort. Ein Nicken von Zlatan, dann ein Grinsen: "Ein großer Unterschied."

Prompt ist in den USA die Diskussion geboren. Während einige Experten Ibrahimovic allein wegen seiner Mentalität vor Carlos Vela sehen, berufen sich andere auf die aktuelle Form. "Carlos Vela ist zum jetzigen Zeitpunkt bei Weitem der bessere Spieler. Ich würde ihn Ibrahimovic vorziehen", so "ESPN"-Experte Stewart Robson.

Ibrahimovic verspottet die MLS

Für Ibrahimovic war die verbale Ohrfeige gegen Vela allerdings längst nicht der Höhepunkt der Sprüche-Festspiele. Der Altstar wetterte gleich gegen die gesamte Liga, verspottete gar seine (Team-)Kollegen.

"Die MLS hat nicht dasselbe Niveau wie europäische Liga, um ehrlich zu sein. Zuvor habe ich mit Spielern gespielt, die entweder auf meinem Level gespielt haben oder zumindest nah dran waren. Hier bin ich wie ein Ferrari unter Fiats", tönte der selbsternannte "Löwe".

Damit sich der Fußball in den USA verbessert, forderte er kurzerhand eine "Veränderung des gesamten Systems". Das Playoff-System sei alles andere als förderlich für die Entwicklung. Spieler seien nicht zu 100 Prozent in jedem Spiel fokussiert, wenn sie sich am Ende mit ihrem Team auch als Siebter für die Endrunde qualifizieren können.

Wenig verwunderlich, dass Aussagen wie diese in seiner Wahlheimat nicht gut ankommen. "Wenn er einen großen Vertrag, wie den bei LA Galaxy unterschreibt, dann gehört es auch zu seinen Pflichten, die MLS zu bewerben", forderte etwa Robson. Bastian Schweinsteiger tue das, David Beckham habe dies getan. Zlatan mache genau das Gegenteil und habe "der MLS einige Probleme bereitet. Die werden mit Sicherheit mit ihm darüber reden."

Zlatan Ibrahimovic dürfte das wiederum egal sein. Er bezeichnete sich unlängst selbst als "größte Gefahr". Für die gegnerische Defensive, wohlgemerkt. Nicht für eine gesamte Liga. Doch dazu fehlt nicht mehr viel.

Gerrit Kleiböhmer

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