26.07.2019 11:34 Uhr

Bis zu 250 Mio. Euro? Alles zum XXL-Investment bei Hertha BSC

Die Fans von Hertha BSC können sich über einen neuen Großinvestor freuen
Die Fans von Hertha BSC können sich über einen neuen Großinvestor freuen

Fußball-Bundesligist Hertha BSC stößt mit dem umfangreichen Investorendeal über mindestens 125 Millionen Euro in eine neue finanzielle Dimension vor.

Wie der Hauptstadt-Klub bestätigte, wird Unternehmer Lars Windhorst diese Summe in den Klub pumpen. Der Geldgeber erwirbt über seine Beteiligungsgesellschaft Tennor zunächst 37,5 Prozent an den Berlinern und plant, sich künftig sogar noch mehr in finanzieller Hinsicht zu engagieren und einzubringen.

Herthas Geschäftsführer Michael Preetz zeigte sich im Juni nach Bekanntgabe der neuen Kooperation euphorisch: "Diese Zusammenarbeit ist richtungsweisend für unseren Verein. Wir sind uns bewusst, dass kontinuierliche und fortschrittliche Arbeit unsere Chancen im immer härter werdenden Wettbewerb stetig steigern wird."

Auch der Investor selbst erhofft sich viel von seinem neuen Projekt: "Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten 'Big City Club' werden", so Windhorst im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", das zuerst über den Deal berichtet hatte.

Maximal kann Tennor laut den Statuten der Deutschen Fußball Liga 49,9 Prozent an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, der Profi-Abteilung des Vereins, erwerben. Dieses Interesse bestätigte der Sprecher der Investment-Beteiligungsgesellschaft, Andreas Fritzenkötter, der "dpa". Zu welchem Zeitpunkt noch weitere Anteile an dem Klub gekauft werden sollen, sei aber noch offen, so der Unternehmenssprecher weiter. In einem zweiten Schritt würde in diesem Falle erneut viel Geld an den Klub fließen.

Investiert Windhorst bis zu 250 Millionen Euro in den Hauptstadt-Klub?

Unter dem Strich könnte es in mittelfristiger Zukunft zu einem Gesamt-Investment in Höhe von 250 Millionen Euro kommen. Darüber berichtete auch die "Bild"-Zeitung

Nur sieben Monate nach dem Rückerwerb der Anteile und Optionen vom vorherigen Investor KKR ermögliche die neue Partnerschaft "eine umfangreiche Rückführung von Verbindlichkeiten und über die kommenden Jahre Investitionen in die operativen Kernbereiche Sport, Digitalisierung und Internationalisierung", hieß es in der Stelungnahme des Vereins. Tennor soll laut "Spiegel" zwei Sitze im Aufsichtsrat erhalten, aber keinen Einfluss auf sportliche Entscheidungen haben.

Im nationalen Wettbewerb sieht sich der Klub selbst durch das neue Modell deutlich konkurrenzfähiger. Das Geschäft erhöhe Herthas Chancen, "mittelfristig in Reichweite internationaler Plätze zu kommen", so Preetz dem "Spiegel".

Derzeit bereitet sich die Hertha unter ihrem neuen Cheftrainer Ante Covic auf die kommende Spielzeit in der Bundesliga vor. Die ganz vorderen Platzierungen blieben den Herthanern in den letzten Jahren verwehrt. 2016/2017 reichte es immerhin für einen Europa-League-Rang. Dort schied das Team damals aber sang- und klanglos aus.

Die Gremien stimmten dem "zeitlich unbegrenzten Eigenkapital-Investment" im Juni bereits einstimmig zu. Großen Reichtum und Superstars wie Neymar wird es bei den Berlinern aber auch künftig zunächst nicht geben. Nach dem Rückkauf der KKR-Anteile ist der Klub verschuldet und plant die im August beginnende Spielzeit mit einem im Liga-Vergleich eher durchschnittlichen Gesamtetat vom 140,6 Millionen Euro.

Neben dem neuen Großinvestor sieht sich die Berliner Hertha auch mit seinen übrigen Sponsoren-Deals gut aufgestellt. Die zahlungskräftigsten Sponsoren kommen beim Hauptstadt-Klub aus der Automobil- und Finanzbranche, auch Sportartikelhersteller "Nike" ist laut dem Online-Informationsdienstleister "Sponsors" mit drei Millionen Euro jährlich dabei. Hauptsponsor "Tedi" unterstützt Hertha BSC gar mit 7,5 Millionen Euro per anno.

Online-Wettbüros als Sponsoren immer präsenter

In Fußball-Deutschland haben sich in den letzten Jahren vor allem Unternehmen aus dem Spiel-, Wett- und Lotteriewesen im Sponsoring etabliert. Dabei müssen es nicht immer die ganz großen Engagements sein, die den Online-Wettbüros und -Casinos zu Bekanntheit im deutschen Profi-Fußball verhelfen. 

In den letzten Jahren hat sich vor allem das Online-Casino und -Wettanbieter "Sunmaker" als Partner von Klubs der Bundesliga bis 3. Liga etabliert. Neben dem Bundesligisten SC Paderborn tritt "Sunmaker" auch als Sponsor der Zweitligisten SV Sandhausen und VfL Osnabrück auf.

Und auch mehrere Drittliga-Vereine wie der 1. FC Magdeburg, Hansa Rostock oder Preußen Münster werden von dem Online-Casino und Sportwetten Anbieter sunmaker mit Sitz in Malta mit einem sechsstelligen Jahressponsoring unterstützt. Die Expertin Jytte Theilen hat den Anbieter ausführlich getestet, mehr über den Sponsor Sunmaker hier im Testbericht erfahren.

An die ganz großen Namen im Bundesliga-Sponsoring reicht das aber noch nicht heran. Die Trikotsponsoren von Borussia Dortmund, FC Schalke, RB Leipzig und bezahlen längst mittlere zweistellige Millionenbeträge an die Klubs. 

Noch schwerer wiegen die Investment großer Unternehmen und Konzerne in den Vereinen, die auf Langfristigkeit über mehrere Jahre angelegt sind. 

Branchenführer FC Bayern hatte 2014 den bis dahin größten Investoren-Deal in der Bundesliga-Geschichte verkündet. Die Allianz AG - zugleich Namensgeber des Münchner Stadions - stieg für 110 Millionen Euro beim Rekordmeister ein. Dafür bekam das Unternehmen allerdings nur 8,33 Prozent der Anteile an der FC Bayern AG, wie auch Adidas und Audi - und längst nicht so viel wie nun der Berliner Investor.

Aufsichtsratsboss Klein spricht von "Meilenstein"

Adidas hatte bei seinem Bayern-Anteile-Erwerb 2002 77 Millionen Euro bezahlt. Audi kam 2009 als zweiter Partner für 90 Millionen Euro hinzu. Bei den Bayern hält der Stammverein der Satzung entsprechend 75 Prozent der AG-Anteile. Borussia Dortmund brachte der Börsengang im Oktober 2000 bei der Erstemmission einen Erlös von umgerechnet rund 138 Millionen Euro ein.

Im internationalen Vergleich sind die Investmentzahlen von Rekordmarken weit entfernt. Laut Medienberichten soll Scheich Mansour allein zwischen 2008 und 2018 1,4 Milliarden Euro bei Manchester City investiert haben. Auch die Investitionsvolumen von Roman Abramovich beim FC Chelsea oder den Geldgebern aus Katar bei Paris Saint-Germain bewegen sich wohl in diesem Rahmen.

Für Berlin sei es trotzdem ein "Meilenstein", wie Aufsichtsratsboss Torsten-Jörn Klein sagte. Möglich wird das auch durch Geldgeber Windhorst, der schon im Alter von 16 Jahren ein Unternehmen für Computerzubehör gegründet hatte, aus dem ein Konzern wurde. Der heute 42-Jährige galt als Wunderkind und in den 1990er Jahren als Vorzeige-Jungunternehmer der deutschen Wirtschaft. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) nahm ihn ins Ausland mit.

Später legte Windhorst zwei Insolvenzen hin, kam aber immer wieder auf die Beine. Seine Sapinda Holding wurde nach Firmenangaben 2009 mit dem Ziel gegründet, Kapital in speziell ausgesuchte Projekte in Europa, Afrika und Asien erfolgreich zu investieren. Vor einiger Zeit wurde Sapinda in Tennor unbenannt. Hauptsitz ist London.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten