Bayern-Coach Gerland sieht Wandel bei Jugendarbeit

Als Jugendtrainer formte Hermann Gerland beim FC Bayern München spätere Weltklassespieler wie Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm. Der ehemalige Abwehrspieler weiß folglich genau, was ein junger Spieler mitbringen muss, um es in die Fußball-Bundesliga zu schaffen.
"Um Profi zu werden, braucht es zwei Dinge gleichermaßen: Talent und Charakter. An beidem kann man arbeiten, doch es braucht schon eine gewisse Basis", erklärt der 64-Jährige, der mit einer längeren Unterbrechung seit 1990 in verschiedenen Funktionen für den deutschen Rekordmeister arbeitet, im Interview mit der "Bild".
Können allein führe nicht zwingend in die höchste Spielklasse: "Du brauchst das Glück, dass auf deiner Position gerade Bedarf ist", stellt Gerland fest.
Insgesamt habe sich die Situation in den letzten Jahren spürbar verändert. Angehende Fußballer müssten immer früher bereit sein, auf dem hohen Niveau mitzuhalten.
Gerland: "Ältere Spieler wissen den Erfolg mehr zu schätzen"
Dass ein Spieler wie zuletzt Hendrik Weydandt bei Hannover er 96 den Sprung in die Bundesliga erst so spät schafft, sei eine Ausnahme: "Mit 23 Jahren den Sprung aus der Regionalliga in die Bundesliga zu schaffen, ist heutzutage schon ungewöhnlich. Ein Miroslav Klose war zwar auch 22 Jahre alt, als er bei Kaiserslautern den Durchbruch schaffte, aber das ist 20 Jahre her", erklärt der Coach.
"Heutzutage haben die Scouts die zukünftigen Bundesliga-Spieler schon ab 15 Jahren im Fokus."
Der Angreifer feierte bei den Hannoveranern in dieser Saison seinen Durchbruch und etablierte sich als Stammspieler, nachdem er zuvor nur für die Regionalliga-Mannschaft zu Einsatz gekommen war.
Für solche Spätzünder sieht der 204-fache Bundesligaspieler jedoch auch handfeste Vorteile: "Ältere Spieler wissen den späten Erfolg vielleicht noch mehr zu schätzen und heben nicht so schnell ab, als das Spieler in jungen Jahren vielleicht passieren kann", erklärt der langjährige Spieler des VfL Bochum.
Für den großen Durchbruch setzt Gerland jedoch eine klare Deadline: "Mit 25 Jahren spielt jeder da, wo er hingehört. Bis dahin solltest du es geschafft haben."