08.03.2019 13:02 Uhr

Walace-Posse als Symbol für das Chaos bei Hannover 96

Walace ist bei Hannover 96 umstritten
Walace ist bei Hannover 96 umstritten

Klubchef Martin Kind hat Hannover 96 schon abgeschrieben - das gefällt Trainer Thomas Doll überhaupt nicht. So oder so - dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen kommt bei der Mission Impossible des niedersächsischen Knatsch-Klubs eine große Bedeutung zu.

Der Klubchef sagt hü, der Sportchef hott - und Trainer Thomas Doll steht irgendwo dazwischen. Das offensichtliche Chaos bei Knatsch-Klub Hannover 96 hat vor dem so wichtigen Heimspiel gegen Bayer Leverkusen am Sonntag auch die Führungsetage erreicht. Ein Symbol für die Zerrissenheit ist die Personalie Walace.

Mit Spielern wie dem brasilianischen Nationalspieler, so 96-Präsident Martin Kind, bei seiner viel diskutierten Generalabrechnung Mitte der Woche, "brauchen wir auch nicht zu planen". Walace sei "offensichtlich nicht bereit, alles zu investieren". Überhaupt sei die Mannschaft des Tabellenvorletzten "kaputt, schlecht zusammengestellt und gescheitert". Rumms.

Doch die Replik auf den Frontalangriff auf die sportliche Führung ließ nicht lange auf sich warten. Manager Horst Heldt versuchte bei der offiziellen Spieltags-Pressekonferenz erst gar nicht, seine Meinung zu verschleiern.

"Es ist nicht richtig, zehn Spieltage vor Saisonende praktisch schon aufzugeben", sagte der Ex-Profi an die Adresse Kinds. Und auch Coach Doll unterstrich: "Die Situation wird von mir und den Spielern ganz anders gesehen. Die Mannschaft lebt noch."

Und der namentlich angegangene Walace? Den bezeichnete Heldt als "einen Spieler mit außerordentlicher Qualität", er sei "auch nur ein Mensch und keine Maschine". Und: "Er hat unser Vertrauen und wird uns in den letzten zehn Spielen noch wertvolle Dienste leisten können."

96-Trainer Thomas Doll verteidigt Walace

Auch Doll, in seinen Analysen der miesen Spiele der vergangenen Wochen eher durch Wankelmut als klare Linie aufgefallen, schlug sich auf die Seite von Heldt - und gab Olympiasieger Walace für Sonntag kurzerhand eine Einsatzgarantie.

Er habe in dieser Woche "großartig trainiert. Ich habe da gar keine Bedenken. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo er der Mannschaft auch wieder helfen kann."

Das erwarten offenbar auch die Fans. Walace war einer von 17 Namen, die am Freitag auf großen Transparenten am Trainingsplatz zu lesen waren. Dahinter die Botschaft: "Namen kommen und gehen - was wir erwarten, ist bedingungsloser Einsatz für unsere Farben!!!" Verantwortlich für die unmissverständliche Aufforderung soll nach Informationen des Portals Sportbuzzer eine Ultra-Gruppe des Vereins sein.

Ob aber ausgerechnet der zuletzt formschwache und gegen Stuttgart (1:5) nicht berücksichtigte Walace die stark verunsicherten Niedersachsen aus der Krise führen kann, ist fraglich. Der Brasilianer galt als Hoffnungsträger, als er vor der Saison für sechs Millionen Euro vom Hamburger SV an die Leine wechselte. Doch in 20 Einsätzen brachte es der Mittelfeldspieler auf genau eine Torbeteiligung.

Hannover 96 braucht dringend Punkte

Kaum besser liest sich Hannovers bisherige Saisonausbeute. Zum rettenden 15. Rang fehlen den Norddeutschen nach vier Niederlagen in fünf Spielen unter Doll inzwischen sieben Punkte, der Rückstand auf den Relegationsplatz 16 beträgt zehn Spieltage vor dem Saisonende fünf Zähler.

Noch schlechter sieht es nur beim 1. FC Nürnberg aus, allerdings mit wesentlich niedrigerem Knatsch-Faktor und vereint im Glauben an das Prinzip Hoffnung. Seine Mannschaft sei "in der Lage, eine positive Serie zu starten", sagte Interimstrainer Boris Schommers dem "kicker".

Ob ausgerechnet das Spiel am Sonntag bei der TSG Hoffenheim dafür der Ausgangspunkt ist? Es könnte eher die 19. Partie in Folge ohne Sieg werden. Ach ja, die Suche nach einem neuen Club-Sportvorstand als Nachfolger von Andreas Bornemann läuft inzwischen seit fast vier Wochen. "Wir schreiten gut voran", sagte Aufsichtsratschef Thomas Grethlein in dieser Woche Nürnberger Medien. Immerhin.

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