01.03.2019 07:02 Uhr

Akanji und Zagadou: Dortmunds Traumduo mit Defiziten

Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou geben ein erfolgreiches Abwehr-Duo beim BVB ab
Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou geben ein erfolgreiches Abwehr-Duo beim BVB ab

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund musste aufgrund von Verletzungen in der laufenden Saison bereits mehrfach in der Innenverteidigung kreativ werden. Sechs verschiedene Kombinationen schickte BVB-Coach Lucien Favre bereits aufs Feld. Das Duo Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou kann von allen die beeindruckendste Statistik vorweisen. Perfekt läuft das Zusammenspiel jedoch noch nicht.

Gegen Bayer Leverkusen war es soweit: Lucien Favre konnte nach langen Wochen des Wartens endlich sein erfolgreichstes Innenverteidiger-Paar wieder in die Startelf beordern. Am Ende fuhr der BVB einen hart erkämpften 3:2-Sieg ein, die Statistiker sollten also Recht behalten.

Sieben Mal bildeten Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou in dieser Bundesliga-Saison die letzte Absicherung vor dem Dortmunder Tor. Sieben Mal nahm der BVB drei Punkte mit. Besser geht es schlichtweg nicht. Wettbewerbsübergreifend sind es gar neun Spiele ohne Niederlage, ein 0:0 gegen den FC Brügge ist der einzige "Makel".

Weder mit Abdou Diallo, Ömer Toprak oder Julian Weigl fuhr die Favre-Elf derart viele Zähler ein. Zur Erinnerung: Akanji ist 23 Jahre alt, Zagadou erst zarte 19.

Zagadou wird zum BVB-Fanliebling

Der junge Franzose gewann gegen die Werkself zudem beeindruckende 80 Prozent seiner Zweikämpfe, in der laufenden Saison entschied er im Vergleich zur Bundesliga-Konkurrenz prozentual gesehen ohnehin die meisten Duelle für sich (74 Prozent). 

Ausdruck seiner bisherigen Leistungen verleiht Zagadou auch ein Fan-Lied, das in den vergangenen Wochen auf den Rängen immer beliebter wurde. "Ohne dich geht jeder Angriff rein/ohne dich fahr'n wir null Punkte ein/ohne dich hat Bürki keine Ruh'/Dan Axel Zagadou", heißt es zur Melodie von "Ohne dich" von der Band Münchner Freiheit.

Steht Akanji derweil bei den Schwarz-Gelben auf dem Rasen, kurbelt der Schweizer fleißig das Aufbauspiel an. Auch hier gibt das Spiel gegen Leverkusen einen guten Einblick. Von Akanjis 33 Pässen gingen 91 Prozent erfolgreich an den Nebenmann. Insgesamt sind es beim Verteidiger gar über 93 Prozent, nur sieben Bundesligaspieler sind besser.

BVB-Sieg mit Licht und Schatten

Ausgerechnet die beiden Abwehrleute waren es letztlich, die das 1:0 für den bis dato nicht stattfindenden BVB gegen Leverkusen erzwangen. Akanji verpasste zunächst die Sancho-Hereingabe mit dem Kopf, Zagadou hielt seinen Fuß aber noch rechtzeitig hin.

"Ich dachte eigentlich, Manu würde das Tor machen", so der Torschütze hinterher, "aber plötzlich kam der Ball auf mich zu, meine Reaktion war dann instinktiv."

Dass die Borussia den knappen Sieg am Ende noch über die Zeit brachte, war ebenfalls ein Verdienst des Duos. Zagadou gab mit seiner Körpergröße von 1,96 Meter den Fels in der Brandung (alle Kopfballduelle gingen an den 19-Jährigen), Akanji brachte routiniert Ordnung ins Spiel. "Ich habe nach dem 3:2 versucht, der Mannschaft mitzugeben, dass wir ruhig bleiben sollen."

Dortmund gegen Bayer: Perfekt ist anders

Dennoch ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Immerhin kassierte der BVB mit den beiden Defensivspezialisten in den sieben Spielen auch zehn Gegentore. Siege wie jüngst gegen Leverkusen, das 4:3 gegen den FC Augsburg oder das 3:2 gegen den FC Bayern in der Hinrunde hätten knapper nicht ausfallen können.

So sieht die Verteidigung trotz der überragenden Zahlen nicht immer sattelfest aus. In den Anfangsminuten leisteten sich beide den ein oder anderen Wackler. Zagadous missglückter Klärungsversuch in der 15. Minute, nachdem Akanji eine Bailey-Hereingabe nicht verhindern konnte, blieb aus Dortmunder Sicht glücklicherweise ungestraft.

Beim zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 verließ Zagadou allerdings zu früh seine Position in der Abwehrkette, sodass der BVB keinen Zugriff mehr auf Vorlagengeber Kai Havertz und Torschütze Kevin Volland hatte.

Beim 2:3 durch Jonathan Tah stimmte zudem die Aufteilung im Defensivverbund nicht. Trotz mehrfacher und lautstarker Anweisung von Lucien Favre an der Seitenlinie, der das Unheil bereits kommen sah, fühlte sich niemand für den großgewachsenen Leverkusener zuständig. Freistehend köpfte Tah zum Anschlusstreffer. Ohne Gegenspieler in dieser Situation: Manuel Akanji.

Wie lange hält die Statistik?

Doch gerade der Schweizer ist für den BVB in dieser Saison unverzichtbar. Im scheinbar verfluchten schwarz-gelben Februar, als Akanji wegen einer Hüftverletzung zum Zuschauen verdammt war, konnte der Revierklub fünf Spiele in Folge nicht gewinnen. Besonders bitter das 0:3 im Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Tottenham Hotspur.

Nicht ohne Grund hatte Sportdirektor Michael Zorc die Rückkehr seines Innenverteidigers lange herbeigesehnt. "Es tut uns gut, wenn Manuel wieder auf dem Platz steht. Er strahlt Selbstbewusstsein aus und versucht zu ordnen." Nebenmann Zagadou lobte: "Es ist sehr wichtig, dass Manuel wieder fit ist. Er hat eine große Bedeutung für die Mannschaft. Wir brauchen ihn."

So wird es im Auswärtsspiel beim FC Augsburg in der Bundesliga sowie im Rückspiel gegen Tottenham wohl auch wieder auf gute Leistungen der beiden Abwehrspieler ankommen. Und darauf, dass die Statistik wieder einmal Recht behält.

Gerrit Kleiböhmer

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