02.02.2019 13:51 Uhr

Nie mehr Fußballzwerg: Katars teurer Weg zum Titel

Asienmeister Katar peilt 2022 einen Achtungserfolg im eigenen Land an
Asienmeister Katar peilt 2022 einen Achtungserfolg im eigenen Land an

Knapp vier Jahre vor der Heim-WM 2022 zeigen Katars Fußballer plötzlich internationales Niveau: Der Titelgewinn beim Asien-Cup ist der vorläufige Höhepunkt eines steilen Aufstiegs - möglich wurde er durch hohe Investitionen.

Im Jahr 2004 hatte die Herrscherfamilie eine Idee. "Champions made in Qatar", Sieger aus dem winzigen Emirat am Persischen Golf also, sollten in Zukunft für internationales Prestige sorgen - und Geld sollte dabei keine Rolle spielen.

Der gewünschte Aufschwung folgte, und rund 15 Jahre später dürfen die Scheichs sogar Triumphe im wichtigsten Sport der Welt bejubeln: Katar ist seit Freitag kein Fußballzwerg mehr.

Ein überraschender 3:1 (2:0)-Sieg im Finale des Asien-Cups, Rekordchampion Japan war letztlich ohne Chance - knapp vier Jahre vor der Heim-WM 2022 war das ein echtes Ausrufezeichen: Die stets etwas belächelte Auswahl aus dem Wüstenstaat zeigt plötzlich internationales Format.

"Das war nur ein weiterer Schritt in der Entwicklung unseres Teams", sagt Nationaltrainer Felix Sánchez Bas über den mit Abstand größten Erfolg des katarischen Verbandes QFA: "Damit wir irgendwann bereit sind, Katar 2022 bei der Weltmeisterschaft zu vertreten."

Milliardenschwere Investitionen tragen Früchte

Das klingt nüchtern, und tatsächlich ist die Entwicklung des jungen Nationalteams vor allem das Ergebnis akribischer Planung. Und milliardenschwerer Investitionen. 2004 wurde die Aspire Academy ins Leben gerufen, ein vom Emir finanziertes Sport- und Nachwuchsleistungszentrum, das international Maßstäbe setzt.

In Katar und im Ausland werden Jugendliche gescoutet, in der Akademie trainieren sie unter modernsten Bedingungen, werden von international erfahrenen Trainern und Sportwissenschaftlern ausgebildet.

So brachte die Academy Sportler wie Hochsprung-Weltmeister Mutaz Essa Barshim hervor, das Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Fußball: Um den Spielern im Anschluss Erfahrungen im Ausland zu ermöglichen, wurden kurzerhand europäische Profiklubs in Belgien (KAS Eupen) und Spanien (Cultural Leonesa) übernommen.

Nationaltrainer Sánchez war einst Jugendtrainer beim FC Barcelona und schloss sich 2006 der Academy an. 2014 gewann der Spanier mit dem katarischen Nachwuchs bereits den U19-Titel Asiens, 2019 folgte jetzt der große Wurf. Noch bei der letzten Ausgabe des Wettbewerbs 2015 war Katar ohne Punkt in der Gruppenphase gescheitert.

Katars Macht im Weltfußball ist längst enorm

Nun gewann das junge Team alle sieben Spiele, kassierte dabei nur ein Gegentor, und Stürmer Almoez Ali brach einen Rekord: Der 22-Jährige erzielte im Finale per Fallrückzieher seinen neunten Turniertreffer und übertraf damit die Bestmarke des langjährigen Bundesligaprofis Ali Daei (Iran).

Die plötzlich erfolgreiche Nationalmannschaft ist indes nur ein Puzzlestück in Katars Sport-Strategie, die Macht des reichen Golfstaates im Weltfußball ist längst enorm. So ist etwa der französische Weltklub Paris Saint-Germain längst im Besitz einer katarischen Investorengruppe.

Und der aufsehenerregende Zuschlag für die WM 2022 wurde begleitet von Vorwürfen der Korruption und illegalen Einflussnahme. Ein Verdacht dabei: Auch das internationale Engagement der Aspire Academy soll ein wertvoller Stimmenfänger bei der Wahl des WM-Ausrichters gewesen sein.

Dem Nationalteam wird all das wohl egal sein. Die Auswahl peilt 2022 einen Achtungserfolg im eigenen Land an - und darf das spätestens seit Freitag mit einigem Selbstvertrauen tun.

 

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