Von wegen Schleudersitz! Bundesliga setzt auf Konstanz

Sie wackeln, aber sie fallen nicht. Domenico Tedesco? Genießt auf Schalke trotz Talfahrt Rückendeckung. André Breitenreiter? Hat bei Kellerkind Hannover 96 eine Jobgarantie. Niko Kovac? Überstand bei Bayern München mehrere Ultimaten. Sogar Heiko Herrlich sitzt bei Bayer Leverkusen nach mehreren Rückschlägen noch immer im Sattel. Trainerwechsel sind in der Saison 2018/19 out, das neue Mittel der Wahl heißt Konstanz.
Das letzte Beispiel heißt Breitenreiter. "Auch bei einer Niederlage am Samstag ist er 2019 unser Trainer", sagte 96-Präsident Martin Kind der "Bild" und liegt damit voll im Trend. Bislang zog nur der VfB Stuttgart die Notbremse und ersetzte Tayfun Korkut durch Markus Weinzierl. Nur einen Trainerwechsel nach 16 Spieltagen, das gab es zuletzt 2002/03. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren hatten zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Coaches ihre Papiere erhalten.
"Ruhe ist eminent wichtig. Auf lange Sicht zahlt sich das aus", sagte Christian Heidel schon nach Schalkes Horrorstart mit fünf Niederlagen in Folge. Der Sportvorstand spricht aus Erfahrung. "Wir sind immer herausgekommen, weil ein kühler Kopf bewahrt worden ist", sagt der 55-Jährige. Bislang warten die Schalke-Fans allerdings vergeblich auf Besserung, nur noch ein Punkt trennt den Vizemeister vom Relegationsplatz.
Heiko Herrlich am meisten unter Druck
Weil auch die Bayern in der "Krise" (Uli Hoeneß) zu Kovac hielten, bei Schlusslicht 1. FC Nürnberg kein Zweifel an Michael Köllner aufkommt und Mitaufsteiger Fortuna Düsseldorf zu Friedhelm Funkel steht, könnte der nächste Trainerwechsel erst 2019 folgen.
Am heikelsten gestaltet sich die Lage für Herrlich. "Wir setzen uns nach dem letzten Spiel zusammen. Dann werden wir ein Fazit ziehen, eine kleine Analyse machen, und dann gucken wir weiter", sagt Leverkusens Sport-Geschäftsführer Rudi Völler.
Knallt es im Frühjahr auf den Trainerbänken?
Völler steht dabei wie alle anderen Krisen-Klubs vor der Herausforderung, den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen. Die Winterpause bietet sich schließlich für einen Wechsel förmlich an, könnte ein neuer Coach doch so die gesamte Vorbereitung auf die Rückrunde bestreiten. Vielleicht dient aber aber auch der SC Freiburg als leuchtendes Vorbild. Die Breisgauer hielten 2015 sogar nach dem Abstieg an Christian Streich fest - und schafften mit Streich den sofortigen Wiederaufstieg.
Bei dem einen Trainerwechsel wird es jedoch kaum bleiben, das dürfte schon jetzt feststehen. Auch vor 16 Jahren, als es letztmals nur eine Entlassung in der Hinrunde gegeben hatte - Andreas Brehme wurde in Kaiserslautern nach nur drei Spieltagen rausgeworfen - rappelte es im Frühjahr richtig. Innerhalb von fünf Wochen erwischte es gleich fünf Trainer. Irgendwann fallen sie dann doch.