Zoff mit Breitner: Bayern-Ikone kritisiert Hoeneß

Torwart-Ikone Jean-Marie Pfaff hat sich kritisch über den Streit zwischen Uli Hoeneß und Paul Breitner beim FC Bayern München geäußert. Auf seine eigene Zeit beim deutschen Fußball-Rekordmeister blickt der Belgier mit gemischten Gefühlen zurück.
"Ich habe natürlich mitbekommen, dass Paul Breitner und Uli Hoeneß sehr zerstritten sind. Sie sollen sich wieder an einen Tisch setzen. Einen Streit trägt man normalerweise nicht nach außen, sondern im inneren Kreis aus", sagte Pfaff im Interview mit "Sport1". "Jeder Mensch hat das Recht auf seine Meinung und darf sie auch äußern. Breitner stand immer für eine klare Meinung, und das ist auch gut so."
Dass Hoeneß seinem langjährigen Freund Breitner wegen angeblich vereinsschädigender Aussagen den Zugang zur Ehrentribüne verwehrt, quittierte Pfaff mit deutlichen Worten: "Was soll denn das? Wie kleine Jungs. Beide sollen wie Männer offen miteinander reden. Paul Breitner wird man in München nicht vergessen. Den Platz zu streichen, ist nicht okay. Man sollte immer in den Spiegel schauen und sich fragen, wie man sich selbst verhalten hat."
Er selbst habe ein "ganz normales Verhältnis" zu Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, sagte Pfaff. "Wir grüßen uns, wenn wir uns sehen und sagen Guten Tag. Es ist herzlich, aber ich sehe sie nicht mehr so oft. Ich darf aber jederzeit in die Bayern-Loge kommen."
Seinen Abgang aus München 1988 nach sechs Jahren mit drei Meistertiteln und zwei Triumphen im DFB-Pokal hat der heute 65-Jährige allerdings nicht in bester Erinnerung.
"Einige Kollegen haben sich damals zusammengetan, damit ich das Team verlasse. Die Kollegen haben mich damals bei Hoeneß verleumdet. Ich musste dann zu ihm ins Büro und mich verteidigen. Ich weiß nicht, wem er geglaubt hat", schilderte Pfaff. "Ein Jahr später war ich dann weg. Viele bei Bayern waren damals scheinheilig. Sie lachten mir ins Gesicht und haben mir dann ein Messer in den Rücken gesteckt."
Jean-Marie Pfaff: Engagement beim FC Bayern nach Karriereende zerschlug sich
Obwohl sich Pfaff nach eigener Aussage vor sieben Jahren als Torwarttrainer anbot, wurde aus einem Engagement beim FC Bayern nach dem Karriereende nichts.
"Ich habe viel Positives und Negatives erlebt bei Bayern, auch mit meinen Kollegen. Man muss sich da sehr im Griff haben und seinen Mund halten. Ich habe gehofft, dass sie sich an mich erinnern und mir eine Chance geben, nach der Karriere etwas im Verein zu machen. Aber das ist nicht passiert", so der frühere Keeper.
Die aktuelle Leistungsdelle der Münchner sieht Pfaff entspannt. "Ich finde die Reaktionen etwas übertrieben. Man weiß, dass der neue Trainer Niko Kovac eine neue Taktik verfolgt und andere Möglichkeiten probiert. Ich glaube weiterhin, dass Bayern München diese Saison noch an der Spitze mitspielt."
Der Verein müsse in dieser Phase "ruhig bleiben", forderte Pfaff. "Im Mai sind sie wieder da, wenn die Pokale vergeben werden. Wenn alle gesund bleiben, dann glaube ich nicht, dass Bayern München noch viel verliert."