22.11.2018 17:07 Uhr

Naldo: Bald nur noch Integrationsfigur?

Ungewohntes Bild: Schalkes Naldo sitzt nur auf der Bank
Ungewohntes Bild: Schalkes Naldo sitzt nur auf der Bank

Während Naldo in der vergangenen Saison noch unverzichtbar für den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 war, ist der Innenverteidiger aktuell meilenweit von seiner Topform entfernt und sitzt oft nur auf der Bank. Trotzdem wurde sein Vertrag auf Schalke verlängert. 

Sieben Tore, keine einzige Minute in der Bundesliga verpasst, bester Defensiv-Zweikämpfer der Liga und Derby-Held bei der irren Aufholjagd gegen den BVB (4:4): Die vergangene Saison lief für Naldo wie am Schnürchen.

Der Brasilianer war das Gesicht des Schalke-Höhenflugs und hatte maßgeblichen Anteil an der Vizemeisterschaft der Königsblauen. Dass Naldo zu dem Zeitpunkt bereits 35 Jahre auf dem Buckel hatte, ließ er sich zu keinem Zeitpunkt anmerken. Nicht umsonst wurde er vom Magazin "11 Freunde" zum besten Spieler der Saison 2017/18 gewählt.

Doch mittlerweile hat der Vize-Kapitän seinen Stammplatz in der Schalke-Startelf eingebüßt. Der unverzichtbare Dauerbrenner ist nach dem katastrophalen Saisonstart mit fünf Niederlagen in Folge zum Teilzeit-Bankdrücker abgestiegen. Es erweckt den Eindruck, als nage der Zahn der Zeit am 36-Jährigen.

Hat Naldo seinen Zenit wirklich überschritten? Oder kann der Routinier seine Leistung aus der Vorsaison doch noch abrufen und den Knappen damit aus der Krise helfen?

Tedesco setzt auf Kontinuität - Naldo fehlt der Rhythmus

Während Naldo zu Beginn der aktuellen Spielzeit wie gewohnt in der Startelf stand, degradierte Schalke-Trainer Domenico Tedesco ihn nach wenig überzeugenden Auftritten bereits am fünften und sechsten Spieltag auf die Bank. Auch in den vergangenen drei Spielen hatte der 33-Jährige keine Verwendung für den Abwehrchef des letzten Jahres.

Tedesco setzt stattdessen auf eine Dreierkette aus Benjamin Stambouli, Salif Sané und Matija Nastasic. "Seine Zeit wird wieder kommen, zweifelsohne", machte der Coach Naldo Hoffnungen und rechtfertigte die Ausbootung des Routiniers mit einer "Entscheidung für Stabilität und Kontinuität".

Naldos Platz auf der Bank habe allein mit der großen Anzahl an Spielen zu tun: "Genau aus diesem Grund müssen wir die Belastungssteuerung finden." Gerade zu Saisonbeginn machte es den Anschein, als sei Tedesco noch auf der Suche nach der perfekten Startaufstellung. Der junge Coach setzte zunächst auf das Rotationsprinzip - mit wenig Erfolg.

Naldos Zweikampfquote geht nach unten

Aus der Umstellung auf Kontinuität geht Naldo als Verlierer hervor. Dem Brasilianer fehle es wegen mangelnder Spielpraxis derzeit an Rhythmus. Jener Rhythmus, der ihn in der vergangenen Spielzeit so stark gemacht habe, betonte Tedesco. Ein Teufelskreis! 

Dass Naldos Ausbootung allerdings nur auf seinen fehlenden Rhythmus zurückzuführen ist, darf angezweifelt werden. Zwar ist seine durchschnittliche Laufleistung (ca. 8,7 km) im Vergleich zur letzten Saison konstant geblieben, doch in zwei anderen Bereichen büßte Naldo bereits an Qualität ein.

Während er in der vergangenen Spielzeit noch rund drei Viertel seiner Zweikämpfe gewann, geht Naldo in seiner eigentlichen Parade-Disziplin aktuell aus nur 66 Prozent der 1:1-Duelle als Sieger hervor.

Auch seine Pässe kommen zur Zeit nicht mehr so präzise an wie in der letzten Saison (Passquote: 81 Prozent gegenüber 86 Prozent). Seine Torgefahr, die der 1,98-Meter-Mann im letzten Jahr ausstrahlte, lässt ebenfalls zu wünschen übrig.

"Papa" Naldo bald nur noch "Integrationsfigur"?

Für Tedesco ist Naldo eine
Für Tedesco ist Naldo eine "Integrationsfigur"

Obwohl der Verteidiger in dieser Spielzeit offenbar nicht mehr unumstritten ist, verlängerte Schalke den Vertrag des Routiniers erst im Oktober dieses Jahres bis 2020. "Naldo ist und bleibt für uns ein enorm wichtiger Spieler - auf dem Platz und auch außerhalb", schwärmte Tedesco von der "absoluten Integrationsfigur".

Auch Sportdirektor Christian Heidel hob die Stärken von Naldo hervor. "Er ist als Mensch hier einfach nicht mehr wegzudenken. Er spielt eine immens wichtige Rolle, sowohl außerhalb als auch auf dem Spielfeld. Für uns stand es völlig außer Frage, den Vertrag zu verlängern, wenn er sportlich weiterhin so eine Stütze ist."

Dass es für Naldo allerdings schwer wird, im hohen Fußballalter eine derartige Stütze zu sein, bahnt sich bereits in dieser Saison an.

Der vierfache Nationalspieler fühlt sich laut eigenen Aussagen jedoch "körperlich wie Mitte, Ende 20". "Ich will noch einige Jahre spielen. Vielleicht schaffe ich es auch, noch mit 40 Jahren in der Bundesliga dabei zu sein", liebäugelte er gegenüber der "Sport Bild" mit einem späten Karriereende.

Die Aussagen von Tedesco und Heidel lassen jedenfalls darauf schließen, dass Schalke noch lange an "Papa" Naldo, wie er im Team genannt wird, festhalten will. Allerdings wohl eher als Motivator, Identifikationsfigur und Vorbild für die jüngeren Spieler als in der Rolle des unverzichtbaren Dauerbrenners auf dem Platz.

Lissy Beckonert

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten