27.08.2018 14:38 Uhr

Mourinho bei ManUnited vor dem Rauswurf?

José Mourinho ist bei Manchester United längst nicht mehr unumstritten
José Mourinho ist bei Manchester United längst nicht mehr unumstritten

Trübe Stimmung bei Manchester United vor dem Top-Spiel der Premier League gegen Tottenham Hotspur am Montag (ab 21:00 Uhr im Liveticker): Der englische Fußball-Rekordmeister spielt seit Monaten schlechten Fußball, der Saisonstart verlief alles andere als nach Plan. Teammanager José Mourinho droht nun sogar der Rauswurf.

Vor dem möglichen Schicksalsspiel erreichte die schlechte Laune von José Mourinho einen neuen Höhepunkt.

"The Special One" erschien bei der obilgatorischen Pressekonferenz von Manchester United unangekündigt eine halbe Stunde vor dem angesetzten Termin. Fragen beantwortete er äußerst wortkarg. Nach nicht einmal fünf Minuten war das lustlose Treffen mit den Journalisten schon wieder vorbei.

Hängen blieb ein Satz, der so gar nicht zu Mourinhos von schlechter Laune geprägten Auftreten der letzten Wochen passte: "Ihr seid pessimistisch, ich bin ich es nicht."

Dieser Aussage waren Stänkereien über die Sinnhaftigkeit der US-Tour, über die schwachen Leistungen seines Teams, ausbleibende Sommertransfers und über United-Boss Ed Woodward, zu dem Mourinho kein gutes Verhältnis haben soll, vorausgegangen.

Schon während der Vorbereitung warnte der Coach von Englands einst größtem Klub vorsorglich vor einer "schwierigen Saison".

Die Eindrücke nach den ersten beiden Partien unterstreichen Mourinhos Vorhersage. Zum Liga-Auftakt mühten sich die Red Devils zu einem 2:1 gegen Leicester City, bei Underdog Brighton & Hove Albion unterlag United gar mit 2:3.

Scholes schießt gegen Mourinho-Stil bei Manchester United

Die durchwachsenen Ergebnisse und der gewohnt nüchterne, absolut unspektakuläre Mourinho-Spielstil riefen sofort die Kritiker auf den Plan.

"Es sieht nicht so aus, als hätten die Spieler Spaß mit dieser Art des Fußballs. Den hätte ich auch nicht", polterte United-Ikone Paul Scholes im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "AFP".

Zudem offenbarte United in beiden Partien defensiv einige Unsicherheiten. Vor dem 0:1 gegen Brighton verlor Innenverteidiger Victor Lindelöf seinen Gegenspieler Glenn Murray leichtfertig aus den Augen. Eric Bailly verursachte mit einem übermotivierten Einsteigen einen Elfmeter, der zum dritten Gegentreffer führte.

Mourinho klagt über verfehlte Transferpolitik von Manchester United

Es scheint, als falle den Red Devils ihre verfehlte Transferpolitik in diesem Sommer vor die Füße. Neben dem 58 Millionen Euro teuren Mittelfeldspieler Fred wechselten nur Youngster Diogo Dalot sowie Ersatzkeeper Lee Grant ins Old Trafford.

Mourinho schob die Schuld für die seltsame Wechselperiode den Klub-Verantwortlichen in die Schuhe.

"Ich habe dem Klub eine Liste mit fünf Spielern gegeben, die ich gerne hätte. Ich hatte seit Monaten meine Pläne. Jetzt hat die Saison begonnen, der Markt ist geschlossen und ich bin in einer Situation, von der ich dachte, dass ich dort nie sein werde", klagte der Coach.

Schlechtes Verhältnis zwischen Mourinho und Pogba

Mourinhos Verhältnis zu den Spielern, mit denen er nun arbeiten muss, gilt derweil als angespannt. Insbesondere mit Mittelfeld-Star Paul Pogba soll der exzentrische Trainer über Kreuz liegen - auch wenn Mourinho unlängst erklärte, er sei "noch nie glücklicher" mit dem französischen Weltmeister gewesen.

Pogba, von Mourinho in der Vorsaison zeitweise auf die Tribüne verbannt, blieb zuletzt zwar überraschenderweise als einer der wenigen Akteure von Mourinhos Rundumschlägen verschont. Freunde werden der Übungsleiter und sein Schützling aber wohl nicht mehr.

Apropos Freunde: Seinen engsten Vertrauten im Klub verlor Mourinho in diesem Sommer. Fitness- und Konditionscoach Rui Faria verließ United nach zwei Jahren auf eigenen Wunsch.

Er galt als einer der wenigen, die den sturköpfigen Teammanager in kniffligen Entscheidungen umstimmen konnten. Zudem verstand es Faria nach 17 Jahren als Mitarbeiter unter Mourinho, unpopuläre Entscheidungen seines Chefs im Spielerkreis zu moderieren.

José Mourinho und das verflixte dritte Jahr

Die Anzeichen verdichten sich, dass bald auch Mourinhos Tage bei United gezählt sein könnten. Bei den Buchmachern auf der Insel ist der 55-Jährige der am höchsten gehandelte Kandidat für die erste Trainerentlassung der Saison.

Hinzu kommt, dass Mourinho bei den meisten seiner vorherigen Trainerstationen noch während oder nach der dritten Saison seinen Hut nehmen musste.

Bei Real Madrid hinterließ er einen von Intrigen durchzogenen Scherbenhaufen. Bei seinem zweiten Chelsea-Engagement schlitterten die Blues nach dem Gewinn der Meisterschaft 2015 im Jahr darauf bis in die Abstiegszone.

Klar ist: Verliert Mourinho das Schicksalsspiel gegen Tottenham, ist seine Zukunft in Manchester offener denn je

Neben Zinédine Zidane, der für den Fall einer Mourinho-Entlassung angeblich fest mit einer Anfrage von United rechnet, wird in englischen Medien auch Antonio Conte als möglicher Nachfolger gehandelt.

Tom Kühner

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