Sebastian Rudy und der FC Schalke: Passt das zusammen?

Schon seit einigen Wochen hält sich das Gerücht, dass Sebastian Rudy nach nur einem Jahr den Fußball-Rekordmeister FC Bayern München verlässt und zum FC Schalke 04 wechselt. Doch wie wahrscheinlich ist eine solcher Deal aktuell und was würde er für die Beteiligten bedeuten?
Wie ist der Stand in den Verhandlungen?
Rudy soll schon seit längerer Zeit unzufrieden mit seiner Situation beim amtierenden deutschen Meister sein. Beim 3:1-Auftaktsieg des FC Bayern am Freitagabend gegen die TSG 1899 Hoffenheim saß der Mittelfeldakteur einmal mehr nur auf der Tribüne. Entsprechend klar äußerte sich der 28-Jährige gegenüber dem "kicker": "Die Chancen, dass ich bleibe, sind gering."
Ein Wechsel zum FC Schalke erscheint unter diesen Vorzeichen die wahrscheinlichste Option. Schalkes Sport-Vorstand Christian Heidel gab zu, dass er bereits im April ein Gespräch mit Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic über einen möglichen Wechsel von Rudy ins Ruhrgebiet geführt habe.
"Dabei sagte er mir, dass Bayern München stand damals den Spieler nicht abgeben möchte. Aber wenn wir mit Rudy reden wollen, können wir das gerne tun", erinnert sich Heidel.
Inzwischen sind die Münchner aber bereit, Rudy abzugeben. Im Raum steht eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro oder ein Leihgeschäft mit anschließender verpflichtender Kaufregelung. Eine Einigung soll bis Montag vorliegen.
Zuvor war mit RB Leipzig ein weiterer heißer Kandidat im Wechselpoker um den ehemaligen Hoffenheimer ausgestiegen. Den Sachsen war anscheinend der veranschlagte Kaufpreis zu hoch.
"Grob weiß ich, wohin es gehen wird", erklärt Rudy. Konkret auf die Möglichkeit eines Wechsels nach Gelsenkirchen angesprochen, gab sich der WM-Teilnehmer aber betont geheimniskrämerisch: "Lassen Sie sich überraschen."
Warum hat es Rudy bei den Bayern nicht geschafft?
Beim FC Bayern war Rudy einer der großen Verlierer des Trainerwechsels von Carlo Ancelotti hin zu Jupp Heynckes. Unter dem Italiener war der Nationalspieler zu Beginn der letzten Saison auf der Sechser-Position gesetzt. Nachdem Heynckes jedoch das Amt auf der Trainerbank übernahm, erhielt regelmäßig Javi Martínez den Vorzug im defensiven Mittelfeld.
Der damalige Bayern-Coach hatte für seine Entscheidung zugunsten des Spaniers eine einfache Erklärung. "Das robuste Element fehlt [Rudy, Anm. d. Red.] etwas." Tatsächlich ist Rudy mit seinen 1,79 m und 74 Kg Körpergewicht kein Spieler mit überragender physischer Präsenz.
Auch zu Beginn dieser Saison gilt weiterhin: Die Konkurrenz im Mittelfeld der Müchener ist einfach zu groß für Rudy. Trotz des Abgangs von Arturo Vidal zum FC Barcelona hat sich die personelle Lage durch die Rückkehr von Renato Sanches und der Verpflichtung von Leon Goretzka keineswegs entspannt.
Was würde eine Verpflichtung von Rudy für Schalke 04 bedeuten?
Nach dem Transfer von Thilo Kehrer zu Paris Saint-Germain, der den Schalkern etwa 37 Millionen Euro eingebracht hat, ist die Kasse des Bundesligisten wieder gut gefüllt. Eine Ablösesumme für Rudy im Bereich von 20 Millionen Euro könnten die Knappen also ohne große Schwierigkeiten stemmen.
Grundsätzlich hat Schalke die Lücken im Kader, die sich aus den Abgängen von Leon Goretzka und Max Meyer ergeben hatten, aber bereits geschlossen. Mit Omar Mascarell und Suat Serdar holten die Königsblauen gleich zu Beginn des Tranferfensters zwei Neue für das Zentrum. Akuter Handlungsbedarf besteht also derzeit nicht.
Sollte Rudy tatsächlich zum FC Schalke wechseln, könnte folglich noch einmal Bewegung in die personelle Ausgestaltung im Mittelfeld kommen.
Medienberichten zufolge ist der französische Erstligist Olympique Marseille an einer Verpflichtung von Nabil Bentaleb interessiert. Auch ein Verkauf von Johannes Geis ist nach wie vor ein Thema auf Schalke.
Gut denkbar, dass zumindest einer der beiden Akteure noch den amtierenden Vizemeister verlässt, sofern sich ein Rudy-Transfer realisiert.
Welche Chancen und Risiken ergäben sich aus einer Verpflichtung?
Im Hinblick auf die Herausforderungen in der Champions League könnte ein Spieler wie Rudy, der mit seiner Ballsicherheit und Erfahrung Ruhe ins Spiel bringen kann, eine wertvolle Ergänzung für den Kader der Schalker sein.
Rudy selbst beschreibt sich als "Typ, der den Ball will und verteilt, der die anderen gerne bedient und ihnen den Rücken freihält."
Als tiefer Sechser, der hauptsächlich auf die defensive Absicherung fokussiert ist, ermöglicht es Rudy so seinen Mitspieler, größere Risiken einzugehen. Beim FC Schalke könnten insbesondere kreative Offensivspieler wie Amine Harit oder Yevhen Konoplyanka von der damit einhergehenden Freiheit profitieren.
Trotzdem birgt eine Verpflichtung von Rudy auch Risiken. Mit Weston McKennie und Neuzugang Suat Serdar stehen zwei junge Spieler im Kader, die sich berechtigte Hoffnungen auf einen Durchbruch machen. Sollten diese Perspektivspieler aufgrund einer zu dichten Konkurrenzsituation nicht ausreichend Spielpraxis sammeln, könnte sich die erhoffte Entwicklung dieser Talente verzögern.
Jonas Hofmann