Paco Alcácer: Goldjunge, Reservist, BVB-Hoffnung?

Mit Paco Alcácer vom FC Barcelona hat der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund möglicherweise einen neuen Stürmer gefunden. weltfussball beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem möglichen Transfer.
Wer ist Paco Alcácer?
Paco Alcácer ist ein Eigengewächs des FC Valencia. Mit zwölf Jahren wechselte er von seinem Heimatverein Torrent CF in die Jugendabteilung des La-Liga-Klubs, wo er sämtliche U-Teams durchlief.
Bei den Fledermäusen schaffte Alcácer auch den Durchbruch. Bereits mit 17 Jahren debütierte er bei den Profis. Nach einer einjährigen Leihe beim FC Getafe schaffte er 2013 den endgültigen Sprung in die erste Mannschaft. Es folgten 123 Einsätze für den FC Valencia, 43 Tore erzielte der einstige Kapitän bis zu seinem Wechsel im Sommer 2016 zum FC Barcelona für den Klub.
Auch in der spanischen Nationalmannschaft machte der 1,75 Meter kleine Stürmer früh auf sich aufmerksam. 2010 wurde Alcácer bei der U17-EM Torschützenkönig. Ein Jahr später setzte er seiner noch jungen Karriere mit zwei Treffern im Finale der U19-EM und dem damit verbundenen Titel die Krone auf.
Schnell wurde auch der damalige spanische Nationalcoach Vicente del Bosque auf das Talent aufmerksam. Im zarten Alter von 21 Jahren stand Alcácer folglich erstmals im A-Kader. Bei der Qualifikation für die EM 2016 war Alcácer letztlich mit fünf Toren in acht Spielen gar einer der treffsichersten Akteure.
"Was er anfasst, wird zu Gold", titelte die Sportzeitung "Marca" damals über den 70 Kilogramm leichten Mittelstürmer. "Keiner passt zum Kombinationsspiel von Spanien besser als Paco", jubelte auch die Zeitung "AS".
Doch mit dem Wechsel zum FC Barcelona bekam die bis dahin steil verlaufende Karriere von Alcácer einen ersten Dämpfer. Anstatt sich weiterzuentwickeln, ist er im Team von Ernesto Valverde nur zweite oder dritte Wahl. Auch in der Nationalmannschaft haben ihm Spieler wie Álvaro Morata oder Rodrigo längst den Rang abgelaufen. Sein letzter Einsatz für "La Roja" datiert vom 27. März 2016 beim Freundschaftsspiel gegen Rumänien.
Was sind die Stärken von Paco Alcácer?
Alcácer ist ein pfeilschneller und wendiger Stürmer, der weiß, wie er seine Vorteile gewinnbringend einsetzt. Außerdem verfügt der 24-Jährige über eine schnelle Anpassungsfähigkeit, was bei einem Wechsel nach Dortmund kurz vor dem Bundesligastart sicherlich von Vorteil wäre. "Paco macht alles, was ich von ihm erwarte. Er passt sich immer an und macht es perfekt", lobte ihn einst Barca-Coach Luis Enrique.
Mit seinen Stärken kann der beidfüßige Profi außerdem die Außenbahnen bespielen. Bereits bei Barca kam er häufig auf der linken oder rechten Seite zum Einsatz.
In 50 Einsätzen für die Katalanen kann der Ergänzungsspieler insgesamt eine beachtliche Quote vorweisen. 26 Scorerpunkte (15 Tore, acht Assists) steuerte er bisher in Barcelona bei.
Wo liegen die Schwächen von Paco Alcácer?
Alcácers Stärke ist zugleich seine Schwäche. Mit 70 Kilogramm hat der Spanier wenig Masse, um bei einem Zweikampf körperlich dagegenzuhalten. Mit seinen physischen Voraussetzungen fällt es dem 24-Jährigen außerdem schwer, Räume in der gegnerischen Defensive zu schaffen. Auch im Kopfballduell geht Alcácer mit seinen 1,75 Metern häufig als Verlierer hervor.
Bei seinen Einsätzen im Barca-Star-Ensemble offenbarte er zudem immer wieder Abstimmungsprobleme mit den Teamkollegen - ein Problem, das auch seiner mangelnden Spielpraxis geschuldet sein dürfte. Seine eigentlich vorgesehene Rolle im Team als Sturmspitze hat Alcácer außerdem nie wirklich ausüben können. Das Zentrum ist schließlich das Terrain von Superstar Luis Suárez, dem Alcácer den Platz in den zwei Jahren nie streitig machen konnte.
Im ersten Ligaspiel der Blaugrana in der aktuellen Saison gegen CD Alavés (3:0) musste Paco Alcácer letztlich erneut seinen Kollegen den Vortritt lassen. Trainer Valverde berief den Stürmer nicht einmal in den 18-Mann-Kader.
Warum passt Alcácer zum BVB?
Alcácer gilt als Wunschspieler des neuen Dortmunder Trainers Lucien Favre. Laut "Mundo Deportivo" haben sich die beiden Klubs bereits auf eine einjährige Leihe geeinigt. Die Schwarz-Gelben sollen sich zudem eine Kaufoption für den 24-Jährigen gesichert haben.
Dass der BVB noch bis zum Ablauf der Frist am 31. August auf dem Transfermarkt tätig wird, legen die jüngsten Spiele nahe. Die bisherigen Tests und gerade der Pokal-Krimi gegen SpVgg Greuther Fürth (1:2 n.V.) offenbarten noch einige Schwächen in vorderster Front.
Mit seiner Körpergröße passt Alcácer als spielstarker Angreifer derweil genau ins Anforderunsgprofil von Coach Favre. Anders als Michy Batshuayi, der in der vergangenen Bundesliga-Rückrunde als Stoßstürmer für den BVB auf Torejagd ging, könnte Alcácer seine Nebenleute in Dortmund auch spielerisch gut in Szene setzen.
Obendrein sind bezahlbare Stürmer auf dem Markt derzeit kaum zu finden. Die große Auswahl steht den Dortmundern also nicht zur Verfügung. Mit einem Leihgeschäft würde der BVB das Risiko einer Fehlinvestition gering halten. Ob Alcácer tatsächlich die Lücke im BVB-Sturm schließen kann, bleibt freilich abzuwarten.
Lissy Beckonert