Kehl äußert sich zur Stürmersuche des BVB

Sebastian Kehl ist seit nunmehr zehn Wochen als Leiter der Lizenzspielerabteilung beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund aktiv. Den BVB sieht der 38-Jährige für die neue Saison gut aufgestellt. Auch ohne klassischen Mittelstürmer im Kader.
Der ehemalige BVB-Kapitän, der als Bindeglied zwischen Management und Mannschaft arbeitet, macht sich angesichts der dünnen Besetzung im Angriffszentrum keine Sorgen. "Wir sind auch ohne klassischen Mittelstürmer gut aufgestellt", so Kehl im Interview mit der "Sport Bild".
Grund für die Gelassenheit ist vor allem das Vertrauen in Maximilian Philipp, der unter Trainer Lucien Favre vom Flügel- zum Mittelstürmer umfunktioniert wurde. "Natürlich setzen wir große Hoffnungen in Maximilian Philipp", bekräftigte Sebastian Kehl.
Philipp konnte seinen Torinstinkt immerhin bei der jüngsten Testspielniederlage gegen den italienischen Spitzenklub SSC Neapel (1:3) unter Beweis stellen. Der ehemalige Freiburger erzielte den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer.
Kapitän Marco Reus als große Alternative
Zuletzt mehrten sich die Spekulationen, der Revierklub werde bis zum Ende der Transferfrist am 31. August einen neuen Stürmer präsentieren.
Kehl bestätigte, dass der BVB "natürlich" den Transfermarkt beobachte. Konkret wurde es mit einem der zahlreichen in den Medien gehandelten Kandidaten bisher jedoch noch nicht.
Die Hoffnungen des BVB ruhen in der kommenden Saison nicht nur auf den 24-jährigen Philipp. "Auch Marco Reus kann vorne spielen", so der 314-fache Bundesligaprofi. Reus sei außerdem als Führungsspieler gefragt. Als Kapitän wird er die Mannschaft aufs Feld führen.
"Marco wächst jetzt in eine neue Rolle, und auf diesem Weg bekommt er natürlich von mir Unterstützung." Kehl werde mit dem Spielführer "sehr eng zusammenarbeiten" und sich "häufig austauschen".
Warum Reus künftig die Kapitänsbinde trägt, liegt für den dreifachen deutschen Meister auf der Hand: "Marco ist für uns der ideale Kapitän, weil er sportlich und menschlich eine absolute Identifikationsfigur ist."
Reus lebe "diesen Verein - und auf dem Platz kann er den Unterschied machen". Kehl wird sich als Leiter der Lizenzspielerabteilung jedoch nicht nur mit den Führungsspielern austauschen. "Ich möchte zunächst einmal jeden Spieler und sein Wesen kennenlernen."
Götze? Kehl: Es zählt der "Leistungsgedanke"
In seinen ersten Wochen beim BVB in dieser Funktion habe er "schon viele Einzelgespräche geführt", die vertraulich behandelt werden: "Was ich mit den Spielern bespreche, bleibt unter uns. Ich will Vertrauen aufbauen und eine Bindung schaffen, die geprägt ist von Offenheit, Ehrlichkeit und Kommunikation." Ziel sei es, künftig wieder die "Leistungskultur" in den "Vordergrund zu rücken".
Wichtiges Puzzlestein ist auch Mario Götze, der seit seiner Rückkehr zu den Schwarz-Gelben eine schwierige Zeit durchlebte. "Er weiß, dass ich ihm hohe Wertschätzung entgegenbringe", so Kehl weiter. Dennoch erhalte der Weltmeister von 2014 keine Sonderstellung: "Bei Mario zählt - wie bei allen anderen - der Leistungsgedanke".
Götze stehe "eine ganz wichtige Saison bevor, und er hat sich viel vorgenommen". Nach den ersten Trainingswochen sei Sebastian Kehl jedoch "zuversichtlich, dass wir wieder öfter und konstant jenen Mario sehen werden, der den BVB und seine Fans in der Vergangenheit schon oft begeistert hat".
Zukunft beim BVB: "Wir" steht im Vordergrund
Außerdem, so der 38-Jährige, werde zukünftig mehr Wert ein gesundes Mannschaftsgefüge gelegt. "Wir werden wieder mehr und nachhaltiger Wert auf die Details legen."
Wichtige Aspekte in diesem Bereich seien Verspätungen der Spieler, die Sprache und die Handynutzung. Generell solle wieder das "Wir" im Vordergrund stehen und nicht das "Ich", ergänzte Kehl. Die BVB-Spieler sollten dabei Eigenverantwortung mitbringen.
"Wir wollen Persönlichkeiten!", sagte Kehl. Er werde "die Jungs fördern, aber auch fordern. Jeder bekommt von mir Rückhalt und Zuspruch. Gleichzeitig muss er wissen, dass wir bei Borussia Dortmund eine gewisse Erwartungshaltung haben, hohe Ansprüche stellen und jeder Spieler, der sich für den BVB entschieden hat, eine Verpflichtung eingegangen ist." Zudem fordert Kehl, dass die Mannschaft des neuen Trainers Lucien Favre ambitioniert und leidenschaftlich auftritt.