30.07.2018 10:21 Uhr

Matthäus: Özils Rücktritt "kein Verlust"

Lothar Matthäus sieht beim Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft keinen sportlichen Verlust
Lothar Matthäus sieht beim Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft keinen sportlichen Verlust

Deutschlands Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus trauert Mesut Özil nach dessen Rücktritt nicht hinterher.

In einem Interview kritisierte Matthäus nicht nur Özil, sondern auch den DFB. Lobende Worte fand der 57-Jährige dagegen für Niko Kovacs Arbeit beim FC Bayern. Außerdem sprach er über ein Talent auf dem richtigen Weg und wie der Wechsel von Cristiano Ronaldo zum italienischen Rekordmeister Juventus die Serie A wieder spannend machen könnte.

In der Causa Özil hat Lothar Matthäus dem DFB vorgeworfen, die Wirkung des Fotos von Özil und Teamkollege Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan vor der WM in Russland unterschätzt zu haben. "Jeder kann Fotos machen, mit wem er will, er muss dann aber auch mit Kritik rechnen und Antworten geben. Das ist zu lange hingezogen worden", meinte Matthäus im "kicker".

Der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft lobte Özil für seine "hervorragende Leistung" über acht Jahre in der Nationalmannschaft. "Seit eineinhalb Jahren hat er mir sportlich aber nicht mehr gefallen. Das habe ich kritisiert, alles andere interessiert mich nicht. Persönlich habe ich überhaupt nichts gegen ihn", machte Matthäus deutlich. "Sportlich ist sein Rücktritt, auch wenn es sich hart anhört, kein Verlust, sondern eine Chance, auf dieser Position etwas zu verändern."

Bierhoff und Grindel "im Kreuzfeuer"

Dennoch beurteilt Matthäus die Art und Weise des Rücktritts als "schade und traurig", schließlich habe Özil "viel für den deutschen Fußball geleistet." Nun seien Manager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel gefordert. "Sie sind im Kreuzfeuer und müssen Antworten geben, so wie Özil es hätte tun müssen."

Unabhängig von der Rolle Bierhoffs und Grindels brachte Matthäus Weltmeisterkapitän Philipp Lahm beim Deutschen Fußball-Bund ins Gespräch. "Fußballerische Kompetenz ist beim DFB immer gefragt, Philipp hat sie, kennt den Verband und hat gute Kontakte dorthin. Wenn man eine Position für ihn findet, wird er eine Bereicherung sein", lobte Matthäus.

Matthäus lobt die Bayern

Auch über Lahms Ex-Klub Bayern München mit dem neuen Trainer Niko Kovac äußerte sich Matthäus positiv. "Ich kenne Niko schon lange, habe ihn als Spieler und Leader einst nach Salzburg geholt", erzählte der 57-Jährige, der von 2006 bis 2007 als Co-Trainer in Salzburg gearbeitet hatte. "Ich habe damals gemerkt, dass er eine Mannschaft führen kann, er hat als Spieler wie ein Trainer gedacht. Deswegen hat es mich nicht überrascht, dass er als Nationaltrainer in Kroatien und dann in Frankfurt gute Ergebnisse erzielt hat." Die Eintracht führte Kovac in der vergangenen Saison überraschend zum DFB-Pokalsieg. "Er bringt die Leidenschaft, die Liebe und die Besessenheit mit, ein großer Trainer zu werden."

Ein ähnliches Lob sprach Matthäus auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic aus. "Nach außen hin ist er locker, nach innen sehr professionell. Er lebt seinen Job zu 100 Prozent", meinte Matthäus. "Brazzo war schon als Spieler fleißig, das setzt sich nun fort. Die Unterstützung von oben hat er, mittlerweile lässt man ihn auch allein in die Verantwortung." Salihamidzic profitiere aber auch vom Fachwissen der Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.

In der neuen Saison traut Matthäus den Bayern zu, Top-Talent Renato Sanches - 2016 für satte 35 Millionen Euro eingekauft - endlich in den Kader zu integrieren. "Mit Niko hat er jemanden, bei dem er sehr gut aufgehoben ist", erklärte Matthäus. "Niko kümmert sich um ihn, das Talent hat Sanches nicht verloren. Er muss nur merken, dass er dafür etwas tun muss, um sein Talent nicht zu vergeuden."

Macht CR7 die Serie A spannender?

Auch über den spektakulären Transfer von Weltfußballer Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin sprach Matthäus - und stellte eine gewagte These auf. Dass der Serienmeister der letzten sieben Jahre den aktuell wohl besten Fußballer der Welt verpflichtet hat, wertet der 57-Jährige nämlich als Chance, dass die italienische Liga nicht langweiliger, sondern gar spannender wird.

"Für die Serie A ist das interessant, sie bekommt wieder mehr Aufmerksamkeit, vor allem außerhalb Italiens. Das ist auch für andere Vereine eine Motivation, zu investieren und die Meisterschaft nicht wie in den letzten Jahren fast kampflos an Juve abzutreten", meinte Matthäus. "Ich glaube, die Meisterschaft wird spannend, und die Seria A klopft an, im internationalen Ranking wieder an der Bundesliga vorbeizuziehen. Die Klubs haben im Europacup schon in den vergangenen zwei Jahren wieder bessere Ergebnisse erzielt."

Cristiano Ronaldo traut Matthäus in der Serie A dagegen nicht so viele Tore zu wie in Spanien. "Die Teams sind taktisch gut geschult. Deshalb gehe ich auch davon aus, dass Cristiano Ronaldo nicht so viele Tore wie in Spanien schießen wird, weil die Italiener defensiv besser organisiert sind."

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