28.06.2018 13:08 Uhr

Chef und Rädelsführer: Mascherano zieht die Fäden

Javier Mascherano ist der Anführer der Argentinier
Javier Mascherano ist der Anführer der Argentinier

Bei Argentinien dreht sich alles um Lionel Messi. Doch der heimliche Chef der Seleccion ist Javier Mascherano.

Er war verwundet, Blut rann ihm über das Gesicht, doch ein Krieger gibt nicht auf. Als furchtloser Feldherr schritt Javier Mascherano voran, schmiss sich waghalsig in jeden Zweikampf und trieb seine beinahe schon geschlagenen Argentinier doch noch ins Achtelfinale der WM. Dann mischten sich zu Blut und Schweiß auch Tränen, als er nach der gewonnenen Schlacht seinem Freund Lionel Messi völlig losgelöst um den Hals fiel.

Es sind Szenen wie diese beim 2:1-Zittersieg gegen Nigeria, die die Rollenverteilung beim zweimaligen Weltmeister veranschaulichen. Messi mag Kapitän, Torgarant und Zauberkünstler sein. Doch auch wenn Mascherano vom Superstar des FC Barcelona überstrahlt wird, ist der 1,74 m kleine Defensivspieler Argentiniens Anführer. Den Spitznamen "El Jefecito" brachte ihm das ein: kleiner Chef.

Dabei hat der mit 34 Jahren seinen sportlichen Zenit längst überschritten. Mittlerweile spielt er in der fußballerisch höchstens zweitklassigen chinesischen Super League bei Hebei Fortune, die Chancen auf seine vierte WM-Teilnahme schienen gering. Doch sportliche Aspekte sind nicht alles, schon gar nicht in Argentinien. Vor allem Freund Messi und dessen Vater ergriffen vor der Kadernominierung Partei für "Masche".

Rädelsführer beim Spielerputsch?

Und so darf der argentinische Rekordspieler am Samstag gegen Frankreich um den Einzug ins WM-Viertelfinale kämpfen. Zwar werden in Russland bei aller Leidenschaft des Altstars auch deutliche Geschwindigkeitsdefizite offenbar, durch seinen verschuldeten Elfmeter gegen Nigeria brachte er Argentinien zudem an den Rand des blamablen Ausscheidens. Doch Mascherano sorgte bislang ohnehin anderweitig für Schlagzeilen.

Glaubt man argentinischen Medien, soll dieser einer der Rädelsführer beim angeblichen Spielerputsch gegen Trainer Jorge Sampaoli nach dem peinlichen 0:3 gegen Kroatien gewesen sein. Beim Krisengespräch mit Trainer und Verbandsführung soll er Sampaoli von der Rückkehr zur Viererkette überzeugt haben. Auch war er einer der Ersten, die sich den Gerüchten über die Entmachtung des Coaches entgegenstellten.

"Das Verhältnis zum Trainer ist normal. Was passiert ist? Da wir uns unwohl auf dem Platz gefühlt haben, haben wir mit dem Trainer gesprochen", sagte er. Sowieso hat er die Schnauze voll von Gerüchten, die mächtigen Spieler der Albiceleste würden ihre Trainer regelmäßig zu Strohpuppen degradieren.

"Es werden so viele Lügen geschrieben"

"Man hat dieser Generation den Stempel aufgedrückt", monierte er: "Es ist wie so oft: Einer sagt es, ein anderer glaubt es, die übrigen verbreiten es." Damit nicht genug, auf Instagram klagte er neben einem gemeinsamen Foto mit Sampaoli gleich weiter: "Wenn wir miteinander sprechen, heißt es, ich mische mich ein. Und sprechen wir nicht miteinander, dann streiten wir und uns ist angeblich alles egal."

Unterstützung erhielt "El Jefecito" von prominenter Seite. "Es werden so viele Lügen geschrieben", sagte Cesar Luis Menotti, der Argentinien 1978 als Trainer zum Titel im eigenen Land geführt hatte: "Ich kann es nicht ertragen, wenn man ihm dem Stempel eines Verräters aufdrücken will, nur weil er ein Freund von Messi ist."

Mascherano selbst sieht sich ohnehin nur in einer einzigen Funktion. "Ich bin ein Soldat", sagte er, und als solcher werde er jede Rolle akzeptieren. Die des blutverschmiert voranschreitenden Anführers steht ihm da am besten.

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