22.06.2018 15:21 Uhr

"Baum" Granqvist symbolisiert das neue Schweden

Andreas Granqvist ist der Leader im schwedischen Team
Andreas Granqvist ist der Leader im schwedischen Team

Kapitän Andreas Granqvist steht stellvertretend für die Spielweise seiner Mannschaft. Der Abwehrchef der Schweden liebt das Rustikale.

Nicht nur die schwedischen PR-Strategen und Werbefachleute schlugen die Hände über dem Kopf zusammen, als die Nachricht kam. Andreas Granqvist? Jener bullige Defensivmann, dessen Glamourfaktor mit seinem schütteren Haar und der rustikalen Spielweise sich im nicht messbaren Bereich bewegt, sollte tatsächlich Nachfolger des selbsternannten Gottes Zlatan Ibrahimovic werden. Ein "Baum" als Kapitän der schwedischen Nationalmannschaft?

Zwei Jahre nach dem 21. Juni 2016, dem Tag der Rücktrittsankündigung von "Ibrakadabra" ist die schwedische Sicht auf die Dinge eine völlig andere. Schweden hat sich nach zwei vergeblichen Anläufen und trotz Gegnern wie Frankreich, den Niederlanden und Italien wieder für eine WM qualifiziert, Schweden kämpft am Samstag (20:00 Uhr) in Sotschi gegen die deutsche Mannschaft um den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale.

Ibrahimovic ist kein Thema mehr. Andreas Granqvist sei Dank. Keiner symbolisiert das neue schwedische Team so wie der 33 Jahre alte Abwehrchef. Granqvist rennt 90 Minuten. Granqvist grätscht, als wäre jeder Zweikampf der letzte. Und Granqvist erzielt sogar Tore. Der Treffer per Elfmeter zum Auftaktsieg gegen Südkorea eröffnete Blagult für den weiteren WM-Verlauf plötzlich alle Chancen.

"Wir kämpfen, wir sind Krieger und tun das, was wir tun sollen", beschrieb Granqvist den Charakter des schwedischen Spiels. Und auch gegen Deutschland brauche man nichts Besonderes von seinem Team erwarten: "Wir können nicht wie Mexiko spielen, wir haben andere Spielertypen." Typen wie Granqvist eben.

Deutschland-Partie fast ein Heimspiel für Granqvist

Granqvist, den sie in Schweden aufgrund seiner imposanten Statur und seiner unerschütterlichen Spielweise nur Granen (zu deutsch: Baum) nennen, hat keine Angst. Nie. Vor dem Duell mit dem Weltmeister schon gar nicht. "Es ist überwältigend. Wenn wir sie im zweiten Spiel schlagen, dann könnten sie ausscheiden. Das war vor dem Turnier unvorstellbar", sagte Granqvist am Freitag: "Hoffentlich können wir der Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen."

Die Partie in Sotschi ist für Granqvist beinahe ein Heimspiel. Denn nach Stationen in England, den Niederlanden und Italien läuft der 1,92-Meter-Hüne aus dem 2800-Seelendorf Paarp seit fünf Jahren für den russischen Klub FK Krasnodar auf. Nach der WM, das steht schon fest, geht es zurück nach Helsingborg, wo seine Profikarriere vor 14 Jahren begann.

Fußballer des Jahres in Schweden

Dann wird für ihn alles anders sein. Denn Granqvist ist in Schweden inzwischen eine (kleine) Berühmtheit. Einen Hype wie um Ibrahimovic gibt es zwar nicht. Doch selbst die Werbung weiß inzwischen um die Strahlkraft ihres neuen, erfrischend anderen Anführers, der nicht mal einen Twitter-Account besitzt.

Nach der Wahl von Granqvist zu Schwedens Fußballer des Jahres 2017 im vergangenen Herbst, ein Titel, der zuvor zehn Mal in Folge an Ibrahimovic gegangen war, entwarfen die Strategen jedenfalls die Christbaumkugel "Granen i Granen", den Baum im Baum. Der spezielle Adventsschmuck verkaufte sich gut - und wird in diesem Jahr mit Sicherheit neu aufgelegt.

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