Überraschung! Lopetegui wird neuer Real-Trainer

Spaniens Nationaltrainer Julen Lopetegui wird nach der Fußball-WM in Russland neuer Trainer von Real Madrid. Die Verpflichtung des 51-Jährigen für drei Jahre gab der spanische Champions-League-Sieger am Dienstag bekannt.
Mit Lopetegui setzen die Königlichen einmal mehr auf einen Übungsleiter mit Stallgeruch. Der aktuelle Trainer der spanischen Auswahl war zwischen 1985 und 1988 als Torhüter für die zweite Mannschaft sowie von 1989 bis 1991 für die erste Mannschaft der Königlichen aktiv. In der Saison 2008/09 coachte er die Reservemannschaft des Rekordmeisters.
Die Wahl Lopeteguis kommt trotz seiner Real-Vergangenheit überraschend. Zuvor berichteten spanischen Medien, dass Ex-Profi Guti, aktueller Trainer der A-Jugend, und Santiago Solari, aktueller Coach der zweiten Mannschaft, die Favoriten auf die Nachfolge von Zinédine Zidane seien. Der Franzose hatte nach dem Gewinn der Champions League überraschend seinen Rücktritt erklärt.
Auch andere namhafte Trainer wie Jürgen Klopp, Mauricio Pochettino oder Laurent Blanc wurden als potenzielle Nachfolger gehandelt.
Für Lopetegui, der seinen Vertrag bei der spanischen Nationalmannschaft erst kürzlich bis 2020 verlängert hatte, wird Real Madrid die erste Trainerstation in der ersten spanischen Liga sein. Zuvor arbeitete der Coach als Klubverantwortlicher lediglich in der zweiten Liga bei Rayo Vallecano (2003) und beim FC Porto (2014 - 2016).
Zwei Millionen Euro Ablöse?
Für den spanischen Fußballverband RFEF ist es ein herber Verlust, der schon vor der WM Unruhe in die Mannschaft bringt. In einer Stellungnahme forderte der Verband "den allerhöchsten Respekt, um die normale Vorbereitung auf das Auftaktspiel gegen Portugal aufrechtzuerhalten". Den Wechsel konnte die RFEF nicht verhindern, laut "Marca" soll die festgeschriebene Ablösesumme zwei Millionen Euro betragen. Am Mittwoch wollen Präsident Luis Rubiales und Lopetegui gemeinsam vor die Presse treten.
Sechs Spieler des Kaders laufen für Real auf, die übrigen 17 Akteure dürften verwundert auf die Nachricht aus der Heimat reagiert haben. Immerhin sind sie Lopetegui bisher bedingungslos gefolgt, qualifizierten sich mühelos für die WM und spielten sich vor Russland in eine Favoritenrolle. Im März dominierten sie Weltmeister Deutschland 30 Minuten lang nach Belieben und fertigten wenige Tage später Argentinien mit 6:1 ab.
Heikle Aufgaben in Madrid
In Russland zählt für Lopetegui nur der Titel, in Madrid wird es nicht anders sein. Allerdings warten auf den gebürtigen Basken vor seinem Start einige heikle Aufgaben. Nach drei Titeln in der Königsklasse sprach Zidane von einer Veränderung, die das Team benötige.
Die Gerüchte um einen Abschied des Weltfußballers Ronaldo (33) werden immer lauter, auch andere Leistungsträger wie der Brasilianer Marcelo (30) oder Sergio Ramos (32) haben schon jahrelang ihre Knochen für Real hingehalten.
Für einen Umbruch beim spanischen Rekordmeister scheint Lopetegui der richtige Mann zu sein. Weltmeister-Coach Vicente del Bosque, einst selbst in Madrid als Spieler und Trainer erfolgreich, lobte seinen Nachfolger: "Er ist ein Mann mit viel Erfahrung. Gut ausgebildet, mit großem Enthusiasmus und enormer Lebensfreude bei der Arbeit."
Kein Mann der lauten Töne
Zudem kennt Lopetegui die Stärken des spanischen Nachwuchses, der nicht nur in der Real-Akademie in Valdebebas beheimatet ist: 2013 holte er mit der U21 den Europameistertitel. Den Übergang in Madrid wird er behutsam moderieren, so wie er es bereits in der Nationalmannschaft nach der EM-Enttäuschung 2016 getan hatte.
"Wir werden keine Revolution in Gang setzen, sondern eher eine Weiterentwicklung mit unseren Ideen", sagte Lopetegui bei seinem Amtsantritt. Diese Einstellung dürfte den Königlichen gefallen.
Die Karrierestationen von Julen Lopetegui im Überblick:
Laufbahn als Spieler:
Castilla CF (1985-1988)
Real Madrid (1988-1991)
UD Las Palmas (1988-1989/Leihe)
CD Logroñés (1991-1994)
FC Barcelona (1994-1997)
Rayo Vallecano (1997-2002)
Erfolge: Europapokal der Pokalsieger (1997), spanischer Meister (1990), Copa del Rey (1997), spanischer Supercup (1989, 1990, 1994 und 1996).
Laufbahn als Trainer:
Rayo Vallecano (2003)
Real Madrid Castilla (2008-2009)
Spanien U19 (2010-2014)
Spanien U20 (2010-2014)
Spanien U21 (2012-2014)
FC Porto (2014-2016)
Spanien (2016-2018)
Real Madrid (ab Juli 2018)
Erfolge als Trainer: U19-Europameister (2012), U21-Europameister (2013)