Titz kämpft um seinen HSV-Job und gegen den Abstieg

Ein Pressegespräch hier, ein TV-Interview dort, gern auch Smalltalk mit den Fans - bei allem sportlichen Druck kommt die Charmeoffensive von Christian Titz in eigener Sache nicht zu kurz. Denn der Coach des Hamburger SV möchte seinen Job einfach gern weitermachen. Ob nun mit oder ohne Klassenerhalt.
Genau das möchten auch seine Spieler. Und so ließen sie sich am Dienstag nach dem Vormittagstraining ebenfalls eine Aktion einfallen, um die Bindung zu den vielen Trainingszuschauern zu erhöhen. Finanziert aus der Mannschaftskasse wurde bei frühsommerlicher Wärme jedem Besucher eine Portion Eis spendiert.
Zehn Punkte hat der HSV in den sieben Spielen unter der Regie von Titz geholt. Hochgerechnet hätte das am Saisonende 48 Zähler ergeben, die Norddeutschen wären im Kampf um die internationalen Plätze mittendrin. Pech für den HSV: Markus Gisdol und Bernd Hollerbach, die Vorgänger von Titz in dieser Saison auf dem Schleudersitz am Volkspark, waren weit weniger erfolgreich.
Und so ist die Lage des Bundesliga-Dinos vor dem Fernduell mit dem VfL Wolfsburg am Samstag (15:30 Uhr) um Relegationsplatz 16 nach wie vor prekär. "Rein rechnerisch ist die Chance gering. Aber im Fußball ist unglaublich viel möglich", sagt Titz. Aber nur wenn die Hamburger ihr Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach gewinnen und die Niedersachsen zeitgleich vor eigenem Publikum gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln verlieren, lässt sich der erste Abstieg der HSV-Vereinsgeschichte noch vermeiden.
HSV-Fans drücken Köln die Daumen
Dass er den HSV überhaupt noch einmal an den Relegationsplatz herangeführt hat und unter seiner Regie wieder eine Spielidee beim Rautenklub zu erkennen ist, wird dem früheren U19-Coach an der Elbe hoch angerechnet. Dennoch: Ob und wie es mit Titz weitergeht, ist nicht absehbar. Zumindest nach außen gibt sich der Fußballlehrer indes geduldig: "Da wird es noch Gespräche geben und irgendwann auch eine Entscheidung."
Klar aber scheint: Nur beim Klassenerhalt hat Titz eine echte Chance, seinen Job als Chefcoach zu behalten. Einen Neuaufbau in Liga zwei will man in Hamburg mit neuem Personal vorantreiben. Auf der Trainerbank, aber auch in der Position des Sportdirektors, sollen frische Kräfte den Verein ins Fußball-Oberhaus zurückführen.
Ein Szenario, in dem Titz nicht mehr vorkäme. Umso mehr belastet es ihn, dass er und seine Mannschaft auf fremde Hilfe angewiesen sind, um zumindest einmal die beiden Relegationsspiele gegen Holstein Kiel zu erreichen: "Viele Hamburger werden am Samstag Fans des 1. FC Köln sein. Das Problem ist nur, dass wir unsere Hausaufgaben machen und es womöglich trotzdem nicht reicht."