04.03.2018 12:00 Uhr

LAFC: Mit dem BVB als Vorbild zum Fan-Magneten

Die neue Fanszene des LAFC macht auf den Rängen Stimmung (Bildquelle: Twitter @LAFC)
Die neue Fanszene des LAFC macht auf den Rängen Stimmung (Bildquelle: Twitter @LAFC)

Vorjahresmeister Toronto hat am Samstag die neue MLS-Saison eröffnet. Mit dabei ist auch der Los Angeles Football Club, die neue Franchise in der US-amerikanischen Eliteklasse. Der Newcomer hat große Träume und plant, frischen Wind in die Liga zu bringen. Kurioserweise mit Hilfe der Fans.

Gründung im Jahr 2014, MLS-Premiere im Jahr 2018: Für den Los Angeles FC, zu dessen Besitzern unter anderem Hollywood-Schauspieler Will Ferrell oder Basketball-Legende "Magic" Johnson gehören, soll das Abenteuer Erstliga-Fußball auf der Überholspur verlaufen. Doch wie kommt ein Klub in einer Stadt zurecht, die mit Rekordmeister LA Galaxy bereits ein Aushängeschild im "Soccer" besitzt? Wie kann LAFC sein aus dem Boden gestampftes 250-Millionen-Euro-Stadion mit Leben füllen?

Die Antwort liefert der Klub selbst. Intensive Marketing-Kampagnen haben die Schwarz-Goldenen im Vorfeld gestartet, um Fans vom Fußball-Projekt zu begeistern. Angesprochen fühlen sollen sich vor allem junge Fans aus dem Zentrum, die mit dem Glamour-Klub Galaxy aus dem Stadtteil Carson nicht viel anfangen können. Es soll lieber laut zugehen im neuen Rund, dem "Banc of California Stadium", mitten in der Millionen-Metropole.

Dortmunder Südtribüne als großes Vorbild

Schwarze Caps mit dem stylischen goldenen Vereinslogo, schwarze Hoodies und schwarze Sonnenbrillen, dazu Bengalos und Trommeln in den Händen - so werden die neuen Supporter des LAFC kurz vor Saisonstart in einem Video des Vereins gezeigt. Fan des neuen Klubs zu sein, komme einem Lebensgefühl gleich. Die Gemeinschaft ist Trumpf, Zusammenhalt wird groß geschrieben.

In 62 Sekunden erklärt der Sprecher, wie die Fanszene der Kalifornier aussehen soll - und blickt dabei ausgerechnet auf den Bundesligisten Borussia Dortmund mit seiner weltberühmten Südtribüne. Die größte Stehplatztribüne Europas gilt der Franchise als Vorbild. Die Passion der BVB-Fans soll schließlich bald auch im Westen der USA zu spüren sein.

"Was auf den Rängen passiert, beeinflusst die Leidenschaft des Spiels genauso wie das, was auf dem Rasen abläuft", erklärt der Sprecher, während die "Gelbe Wand" eingeblendet wird. Wie die BVB-Anhänger im Signal Iduna Park hüpfen die US-Amerikaner im Clip zu ihren neuen Songs. Die Supporter, "das Herz des Stadions", stehen "Schulter an Schulter" zusammen, um den Verein zu unterstützen. Noch hat LAFC kein einziges Ligaspiel bestritten. Die Fankultur wird jedoch schon jetzt (vor)gelebt.

Stehplatz, Bar und das Spiel vor der Nase

Die neue Arena hält ein Highlight bereit, das dem deutschen Vorbild nacheifert. Das "North End" ist die "erste sichere Stehplatztribüne mit Sitzmöglichkeiten" in Nordamerika und gleichzeitig die steilste Tribüne der MLS. Die erste Reihe liegt nur knapp dreieinhalb Meter von der Torlinie entfernt - feurige Atmosphäre ist garantiert.

Außerdem verfügt das "North End" über eine eigene Supporters-Bar, die als Treffpunkt der erst kürzlich gegründeten Fanklubs dienen soll. Darunter auch die neue Ultra-Gruppe "3252", die für Stimmung im 22.000 Zuschauer fassenden Stadion sorgen soll.

Vorerst müssen sich die Schwarz-Goldenen jedoch noch etwas gedulden, bis die letzten Bauarbeiten an der neuen Heimat fertiggestellt sind. Erst am 29. April, mitten in der Saison, eröffnet das Stadion seine Tore. Zuvor müssen sich die Fans mit Auswärtsfahrten quer durchs Land begnügen. Die kleine Entschädigung gibt es aber im Mai: Dann stattet ausgerechnet der BVB zum ersten internationalen Freundschaftsspiel des Klubs der Stadt der Engel einen Besuch ab.

Auf Begegnungen wie diese bereiten sich die Anhänger des LAFC schon jetzt vor. Dabei sind diese Fans keinesfalls neue Fußball-Liebhaber: Nachdem die Franchise der Chivas USA 2014 zerbrach, schlossen sich große Fangruppen wie "Black Army" oder "District 9 Ultras" lieber dem LAFC an, anstatt zu Galaxy zu gehen. Zusammen mit neuen Supportern aus der Stadt der Engel wurde kurzerhand die "3252" gegründet.

Euphorie auf den Rängen - und auf dem Platz

"Es ist ergreifend", beschreibt ein Fanklub-Beauftragter die Euphorie rund um den neuen Verein: "Seit dem ersten Tag kommen Menschen zu uns - noch bevor wir überhaupt Schwarz und Gold waren. Diese Menschen kamen hierher und sagten: 'Ich unterstütze LAFC'."

L.A. sei "die koreanische, mexikanische, schwarze und weiße Allianz", so ein anderer Fan begeistert: "Niemand von uns lebt in den Vororten. Wir sind alle aus dem Zentrum." Das grenze den Verein vom neuen Nachbarn Galaxy ab. Vollblut-Ultras statt Vorstadt-Fans, lautet die Devise.

Neben all den Vorbereitungen abseits des Rasens gilt es, vor dem Saisonstart gegen das Spitzenteam Seattle Sounders auch sportliche Ausrufezeichen zu setzen. Coach Bob Bradley, ehemaliger Trainer der Nationalmannschaft, hat einige vielversprechende Neuzugänge an die Hand bekommen: Der Mexikaner Carlos Vela, zuvor beim FC Arsenal und Real Sociedad aktiv, soll vorne für Tore sorgen, Basel-Leihgabe Omar Gaber die Abwehr zusammenhalten und Uruguays U20-Nationalspieler Diego Rossi als große Verheißung die Fans begeistern.

"L.A. ist eine unglaubliche Stadt mit viel Diversität und großem Herz. Worauf ich mich am meisten freue, ist ein Team zusammenzustellen, mit dem sich die Fans identifizieren können", erklärte Coach Bradley bei seiner Vorstellung: "Ein Team, das die Stadt repräsentiert." Und das die neuen Fans verzückt.

Gerrit Kleiböhmer

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